Aborigines (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Friday, 09.06.2000, 18:02 (vor 8870 Tagen) @ Unci

Hallo Forum,

Paperball fand meldete heute zahlreiche Treffer, weil viele Zeitungen die dpa - Meldung über die barfußlaufende Fackelträgerin abgedruckt hatten :

Nova Peris-Kneebone durfte als erste mit der Fackel laufen. Die 29-jährige Aborigine hatte 1996 als erste Ureinwohnerin Gold für Australien gewonnen. Sie siegte mit der Hockey - Mannschaft und wird in Sydney wahrscheinlich im Sprint an den Start gehen. In strahlendes Weiß gekleidet, strahlte die dunkelhäutige Sportlerin in die über zwei Dutzend Fernsehkameras und sagte nach ihrem Lauf, den sie trotz Kälte aus Respekt für ihre Herkunft barfuß absolvierte: «Das war etwas ganz Besonderes. Wir konnten der ganzen Welt unsere Kultur zeigen.»

Das "strahlende Weiß" war ja auch schon Zugeständnis genug an die Kultur der Europäer ...

Eine der nächsten Läuferinnen war Evonne Goolagong-Cawley, die zweimalige Wimbledon-Siegerin. Auch sie ist Aborigine und wurde auf ihrem Lauf von zahlreichen Ureinwohnerkindern begleitet, von denen einige Hunderte von Kilometern angereist waren.

Genau diese Szene habe ich (vermutlich) gestern auch in den Tagesthemen gesehen : die nicht mehr ganz junge Sportlerin zwar in Sportschuhen, aber die Kinder nahezu alle barfuß.

Zum Thema "Barfußlaufende Aborigines" poste ich abschließend noch einmal einen etwas älteren Zeitungsartikel :

Nur einer kam gut durch die Hölle - barfuß!
Ein Aborigine, ein Globetrotter und ein Marathonläufer in den Outbacks Australiens: Sie kämpften gegen Hunger, Durst, Hitze, Giftschlangen und Krokodile. Aßen Wurzeln, Spinnen, Fliegen, Mäuse - 25 Tage Leiden !
[...] Am Ende der mörderischen Tour nahm Rüdiger Nehberg ein heißes Bad. "Genüsse wie im Paradies. Ich soff viereinhalb Liter kalten Kakao und wusch mir den ganzen Dreck ab." 25 Tage Überlebenskampf in der westaustralischen Einöde, 600 Kilometer Hunger, Durst und Entbehrungen lagen hinter ihm. Sengende Hitze, Giftschlangen und Krokodile machten den Marsch zu einer gefährlichen Tortur: "Ich hatte elf Kilo abgenommen und nur noch rohes Fleisch unter den Füßen", sagt Deutschlands berühmtester Abenteurer. [...]
Mit ihrem "Human Race" wollten der Hamburger Aktionist Rüdiger Nehberg und seine beiden ungleichen Konkurrenten auf das Schicksal der Ur-Einwohner in aller Welt hinweisen. "Wie die Indianer Amerikas, sind auch die Aborigines 200 Jahre lang ihrer Seele beraubt worden", sagt Nehberg. "Ihnen wurden zwar die Staatsbürgerrechte gegeben, aber der Rassismus grassiert nach wie vor. Sie finden nur schwer Anschluß an unsere Welt."
Der Marsch vom Wolf - Krater in der Kimberley - Region zum verträumten Hafen- und Goldgräberstädtchen Wyndham wurde zum dramatischen Wettrennen zwischen den Vertretern dreier unterschiedlicher Überlebensstrategien:
Rüdiger Nehberg (61) repräsentierte die Gegenwart und ging mit Zwille, Messer, Angel, Kompaß und Karte an den Start. Der amerikanische Ultra - Marathon - Mann Dave Covey (34) verkörperte die Zukunft und quälte sich mit kompletter High - Tech - Ausrüstung durch die Outbacks: mit Satelliten - Navigation, Astronauten - Futter, Teleskop - Wanderstöcken und einer Rettungsdecke aus Silberfolie gegen die Hitze. Der australische Ur - Einwohner Jack Jugari (75) als Vertreter der Vergangenheit verließ sich allein auf Speer, Bumerang und die Sterne.
Schon kurz nach dem Start sahen Nehberg und sein amerikanischer Mitstreiter aus der High - Tech - Welt ziemlich alt aus. Nach neun Tagen meldeten Nehbergs Begleiter im Helikopter, Covey sei kollabiert und "praktisch am Ende". Der Modell - Athlet, der zuvor schon 440 Rennen über 160 Kilometer ohne Probleme bewältigt hatte, bekam vor Durst Halluzinationen. "Dave", sagt Nehberg, "sah schon Gespenster. Er war kurz davor aufzugeben." Den Hamburger Konditormeister im weißen Baumwoll - Overall machten neben dem ständigen Durst vor allem "die Füße fertig": "Sie waren total durchgelatscht. Alles war entzündet." Zunächst humpelte Nehberg auf Krücken aus dicken Ästen weiter. Dann badete er seine Füße im eigenen Urin: "Nach vier Tagen hatte ich wieder eine tolle Haut." Die Strapazen blieben.
Bereits beim Training vor Ort im Januar 1996 hatte Nehberg "Muffensausen" bekommen: "Bei 44 Grad im Schatten benötigte ich mindestens zehn Liter Wasser am Tag. Und fortbewegen konnte ich mich in dieser bizarren Landschaft nur am Tage." So mußte er neben seinen eineinhalb Kilogramm schweren Schienbeinschonern gegen das Stechgras auch noch den täglichen Wasservorrat mitschleppen. Der Aborigine, der sich mit einem Liter Wasser täglich begnügte, kam barfuß "spielend voran". Vielleicht, weil er die Lederstiefel, die ihm seine Konkurrenten geschenkt hatten, gleich nach dem Start wieder auszog. Zu essen gab's wenig. [...]
Empfang im australischen Zielort Wyndham: Über Kuriere hatte der Aborigine Jack Jugari von den Strapazen seiner Konkurrenten gehört: "Ich kann doch gegen solche Leute nicht gewinnen. Das ist doch kein Sieg!" sagte der alte Mann, dem die Strapazen äußerlich überhaupt nicht anzusehen waren. "Kurz vorm Ziel setzte Jack sich auf seinen Hintern und wartete auf uns", sagt Nehberg. Gemeinsam gingen sie durchs Ziel. "Viel wichtiger als der Sieg waren die Ideale dieses Rennens", resümiert Nehberg. "Es hat bewiesen, wie weit wir uns von Urfähigkeiten entfernt haben." [...] Auch Aborigine Jack Jugari machte eine ganz neue Erfahrung: "Er hat gemerkt, daß er noch sehr fit ist", sagt Nehberg.
[Berliner Morgenpost, 19. 12. 1997]

Serfuß
Georg


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion