Hallo,
nach langer Schreibabstinenz melde ich mich nun auch mal wieder zu
Wort. Es wird ja häufig das Argument Hygiene gegen Barfußlaufen an
den verschiedensten Orten angeführt (...)
dein Beispiel zeigt sehr schön, dass hinter dem Hygiene-Wahn meist nichts steckt bzw. sich unter diesem Deckmantel nur Vorurteile breit machen.
Schönes Beispiel: Bei Jugendhilfetag in Nürnberg (Messe und Fachveranstaltungen) lief ich überwiegend barfuß rum. So ging ich dann auch mal barfuß auf die Toilette. Dort sprach mich dann auch glatt beim rausgehen jemand an, ob das denn barfuß nicht unhygienisch sei. Ich meinte daraufhin nur, dass ich es viel unhygienischer fände, wenn die Leute die Toilette verlassen ohne sich die Hände gewaschen zu haben und ich es ekliger finde, die Türgriffe anzulangen (immerhin führe ich die Hände ja öfter zum Gesicht als die Füße).
Touché - der Typ hatte sie sich natürlich nicht gewaschen und prompt war auch Ruhe.
Ansonsten war es barfuß auf der Messe (und in der U-Bahn bzw. der Stadt) sehr angenehm. Klar, die Blicke fielen schon öfters mal auf meine fehlende Fußbekleidung. Einige Kollegen, die ich seit einigen Jahren nicht mehr gesehen hatte und die auch nach Nürnberg gekommen waren sprachen mich auch auf die fehlenden Ledersohlen an. Doch nach einigen erklärenden Worten war es dann kein Thema mehr.
Aber: Als ich dann am dritten Tag mal Sandalen anzog weil es doch recht kühl wurde, kamen gleich die Fragen, warum ich denn heute Schuhe tragen würde. Die Menschen gewöhnen sich scheinbar ziemlich schnell an das Outfit anderer. Interessant ist wohl nicht das Outfit an sich, sondern in erster Linie der Wechsel im Outfit, also das Neue.
An unserem Stand hatten wir einen Fühlpfad eingerichtet: 5 schwarz zugedeckte Kisten mit verschiedenem Inhalt, den die Besucher barfuß oder mit Socken ertasten und erkennten sollten. Als Anreiz gab es dazu ein kleines Preisausschreiben. Immerhin haben rund 400 Besucher von 16-60 Jahren ihre Schuhe (und überwiegend auch die Socken) ausgezogen gehabt - deutlich mehr als erwartet. Und das ohne allzu große Überzeugungsarbeit...
Das Bild oben zeigt übrigens meine Zehen nach einem Messetag.
Soviel zum Thema
Kai