barfüssige Schülerin (Hobby? Barfuß! 2)
Freitagnachmittag 16:20. Das schwüle, mit Spannug geladene, vorsommerliche Wetter lässt mich arg schwitzen. Triefend und erschöpft lass ich mich auf einer der kühlen Steinbänke rund um den Berner Münsterplatz nieder. Erst mal tief durchatmen und den Ort wo ich gelandet bin wahrnehmen. Mitten auf dem Platz steht ein Lehrer mit seiner Klasse. Es wird lebhaft diskutiert und gelacht. Unter ihnen entdecke ich plötzlich eine junge Frau. Mit lässig hochgekrempelten Jeans und barfuss steht sie auf dem altehrwürdigen Kopfsteinpflaster. Aha, auch eine die wie ich, die angenehm kühlende Oberfläche der Natursteine geniesst. Automatisch suchen meine Augen nach einem Paar abgestellter Schuhe. Nichts. Die Gruppe setzt sich in Bewegung. Voran der Lehrer in Richtung Besuchereingang des Münsters. Mit einer leichtfüssigen Eleganz, die nur Barfüsserinnen eigen ist, geht Sie neben ihren nikebeschuhten und trampelnden Mitschülern einher. Ein herrliches, dem Wissenden ein Lächeln abringendes Bild. Schwups, da ist sie auch schon barfüssig im Münster verschwunden. - Toll und echt cool find ich, dass es noch junge Menschen gibt, die trotz massiver Werbebombardements und sozialem Druck, selbstbewusst ihren eigen Stil pflegen und auch leben. - Nach einem kurzen Smalltalk mit einer netten Dame und ihrem Dackel Waldi, liess ich die Situation noch einmal Revue passieren. Spontan ergriff ich meine Tevas mit der Linken und den Rucksack mit der rechten Hand und schritt barfüssig quer über den Platz zu den Schutz bietenden Lauben. Das Gewitter entlud sich nun mit voller Gewalt über der Altstadt. Immer noch motiviert, schlenderte ich die Gasse hoch, besuchte mehrere kleine Shops, einer hatte urchigen Parkettboden, ein anderer einen samtweichen tibetanischen Teppich...es war als hätte ich ein zweites Paar Augen bekommen. Ich lief weiter zu meinem Fahrrad, schmiss die Tevas in den Gepäckkorb, zog mir die Regenpellerine an und wollte losradeln. Da kam sie vom anderen Ende her, auf einem älteren Damenfahrrad barfuss und ohne Regenschutz durch die sich ergiessenden Wasser, die Gasse hoch. Nur ganz kurz kreutztn sich unsere Blicke. Ich beeilte mich, fuhr hinter her. Doch der dichte und hektische Abendverkehr trennte uns. Schade, zu gern hätt ich ihr noch gesagt: Danke für den Kick.