Kindheitserinnerungen (Hobby? Barfuß! 2)
Liebe Barfüsser,
in einem Bildband über das Schlesien vor dem II. Weltkrieg fand ich folgende Passagen:
"Ich liebte als Kind die Chausseen meiner Gegend, bin sie oft gegangen, habe die Jahreszeiten erspürt und die Heimaterde erfühlt - unter meinen Fußsohlen, denn am liebsten gingen wir natürlich barfuß. Im Frühjahr waren die Chausseen aufgeweicht, lehmig, gar schlammig, und in den vom Frost gesprengten Löchern stand das Wasser. Dagegen konnten sie im Sommer hart wie Beton sein, ausgedörrt von der heißen Sonne, ein feiner Staub lag darüber, er war sanft unter den Füßen, doch kam ein Automobil daher, wirbelte er wild auf und hißte eine dicke gelbe Staubfahne.(...) Ich hätte diese Wege auch mit geschlossenen Augen gefunden. Und mit geschlossenen Augen hätte ich sagen können, welche Jahreszeit gerade war - die Füße verrieten es mir. Später wurden beide Chausseen geschottert und geteert. Barfüßig konnte man auf diesen "Chausseen" nun nicht mehr gehen, im Hochsommer glühte der Teer und begann zu schmelzen, und auch sonst lief man sich schnell an dem harten Belag die Füße wund.(...) Ich wanderte barfüßig die Chausseen entlang, rannte die Bahndämme rauf und runter, Brennesseln peitschten meine Knie, Jasmin betäubte mich mit seinem süßen schweren Duft, die Königskerze lockte mich."
Horst Bienek, einleitender Essay zu "Schlesicher Bilderbogen"
ein nackter Fußgruß
von
Schorsch