Ein wunderschöner Frühlingstag (Hobby? Barfuß! 2)

Lorenz ⌂, Sunday, 02.04.2000, 22:52 (vor 9002 Tagen)

Obwohl frühmorgens noch Rauhreif auf der Wiese lag, sorgte der strahlende Sonnenschein doch dafür, daß es nach dem Mittagessen 13°C hatte. Trotz des noch frischen Windes schwang ich mich unbeschuht auf's Fahrrad - ich wollte mal eine größere Runde fahren als sonst (die Familie wollte lieber zu Hause bleiben und die Sonne auf der Terrasse genießen). Zuerst tankte ich bei der Eisdiele nochmals Kalorien und ratschte ein wenig mit den Bekannten, die ich dort traf. Doch dann radelte ich ernsthaft los mit Blick auf die noch schneebedeckten Bayerischen Alpen. Erstes Ziel war Benediktbeuren, wo ich mir das Kloster und die wunderschöne, mit unzähligen barfüßigen Engeln verzierte Barockkirche anschaute (glückliche Menschen des Barock, die noch nichts von Fetischismus und Pädophilie wußten!). Interessant war auch die Ausstellung, der Kräutergarten und die Biotope des Zentrums für Umwelt und Kultur. Ein kleines Kind sagte dort zu seinen Eltern: "Guck, der Bub läuft barfuß!", worauf die schallend lachten. Meine Antwort war: "ich weigere mich nach wie vor, erwachsen zu werden, weil das nur Nachteile hat." - Z.B. den Nachteil, daß man sich beim Barfußlaufen dauernd Wunder was denken muß........

Weiter ging es an der Loisach in Richtung Kochel, wobei ich auch einen Rundweg fand, der sehr gut für eine barfüßige Wanderung taugt. Zeitweise war der Boden so einladend (und inzwischen auch warm), daß ich das Fahrrad streckenweise schob - dem Barfußgenuß zuliebe. Dann traf ich auch auf die erste Barfüßerin des Jahres, eine hübsche junge Dame so Mitte zwanzig, die da mit ihren Eltern des Wegs ging, die schwarzen Schnürstiefel um die Schultern hängend. "Da macht's noch jemand wie du", sagte ihre Mutter - Grund genug, wieder vom Rad zu steigen, ein Stück mitzulaufen, und mich nett mit den Leuten zu unterhalten. Und das inmitten der schönsten Natur mit Blick auf die nahen schneebedeckten Berge.....

Schließlich ging ich getrennter Wege, um einen Trimmpfad mit Kneippbecken in Augenschein zu nehmen, und wieder Richtung auf die Heimat zu nehmen. Später gab es dann nochmals ausgedehnte Wiesen zum Barfußgehen und einen kleinen See, an dessen Ufer drei barfüßige Jungen tollten. Sie waren mit Rollschuhen hergekommen. Schließlich radelte ich zügig nach Hause, weil die Sonnenwärme doch allmählich nachließ.

Es ist ein so wunderbar normales Vergnügen, wenn man einen ganzen Nachmittag barfuß in der Natur unterwegs sein kann!

Serfuß, Lorenz

[image] Barfußlaufen in der Natur

Ein wunderschöner Frühlingstag

Unci @, Sunday, 02.04.2000, 23:46 (vor 9002 Tagen) @ Lorenz

Dann traf ich auch auf die erste Barfüßerin des Jahres, eine hübsche junge Dame so Mitte zwanzig, die da mit ihren Eltern des Wegs ging, die schwarzen Schnürstiefel um die Schultern hängend.

Später gab es dann nochmals ausgedehnte Wiesen zum Barfußgehen und einen kleinen See, an dessen Ufer drei barfüßige Jungen tollten. Sie waren mit Rollschuhen hergekommen.

Beeindruckend, wie viele "vor Ort" bereits deinem guten Vorbild folgen! :)

Standardreaktion hier: Kinder weisen ihre Eltern darauf hin, dass da jemand keine Schuhe trägt; den Eltern ist das egal (oder scheint das zumindest zu sein).

Ein wunderschöner Frühlingstag

Lorenz, Monday, 03.04.2000, 20:08 (vor 9001 Tagen) @ Unci

Hallo unci,

Beeindruckend, wie viele "vor Ort" bereits deinem guten Vorbild folgen! :)

Noch besser, die anderen Barfüßiegen waren schon völlig unabhängig von mir auf die gute Idee gekommen. Wer allerdings in der schönen Natur des Voralpenlandes nicht darauf kommt -- der kann uns nur leid tun!

Standardreaktion hier: Kinder weisen ihre Eltern darauf hin, dass da jemand keine Schuhe trägt; den Eltern ist das egal (oder scheint das zumindest zu sein).

Was ich von vernünftigen Eltern erwarten würde, wäre der Hinweis: "du darfst das auch" ......

Serfuß, Lorenz

Ein wunderschöner Frühlingstag

Rol @, Monday, 03.04.2000, 21:44 (vor 9001 Tagen) @ Lorenz

Hallo unci,

Beeindruckend, wie viele "vor Ort" bereits deinem guten Vorbild folgen! :)

Noch besser, die anderen Barfüßiegen waren schon völlig unabhängig von mir auf die gute Idee gekommen. Wer allerdings in der schönen Natur des Voralpenlandes nicht darauf kommt -- der kann uns nur leid tun!

Standardreaktion hier: Kinder weisen ihre Eltern darauf hin, dass da jemand keine Schuhe trägt; den Eltern ist das egal (oder scheint das zumindest zu sein).

Was ich von vernünftigen Eltern erwarten würde, wäre der Hinweis: "du darfst das auch" ......

Wenn sie den Kleinen zumindest den Eindruck vermitteln, daß das nichts irgendwie sonderbares ist, ist glaube ich auch schon viel gewonnen. Sei's daß die Kurzen es irgendwann selbst probieren wollen, oder einfach nur um die Toleranz zu schulen. Daß die Eltern das Barfußlaufen quasi fördern, ist wohl (leider) eher die Ausnahme.

mfG

Rol

Ein wunderschöner Frühlingstag

Unci @, Monday, 03.04.2000, 22:42 (vor 9001 Tagen) @ Rol

Wenn sie den Kleinen zumindest den Eindruck vermitteln, daß das nichts irgendwie sonderbares ist, ist glaube ich auch schon viel gewonnen. Sei's daß die Kurzen es irgendwann selbst probieren wollen, oder einfach nur um die Toleranz zu schulen.

Bei den meisten Eltern habe ich allerdings eher den Eindruck, der Anblick ist ihnen peinlich, und sie versuchen, ihre Kurzen möglichst diesem "verderblichen" Einfluss zu entziehen ..... (nach dem Motto: Kinder, die barfuß laufen, verletzen sich und machen Arbeit) (?)

Barfußwillige Kinder - unverständige Eltern

Georg @, Tuesday, 04.04.2000, 21:17 (vor 9000 Tagen) @ Unci

Wenn sie den Kleinen zumindest den Eindruck vermitteln, daß das nichts irgendwie sonderbares ist, ist glaube ich auch schon viel gewonnen. Sei's daß die Kurzen es irgendwann selbst probieren wollen, oder einfach nur um die Toleranz zu schulen.


Bei den meisten Eltern habe ich allerdings eher den Eindruck, der Anblick ist ihnen peinlich, und sie versuchen, ihre Kurzen möglichst diesem "verderblichen" Einfluss zu entziehen ..... (nach dem Motto: Kinder, die barfuß laufen, verletzen sich und machen Arbeit) (?)

Hallo Unci, hallo zusammen,

Kleinkindern muss das Schuhetragen von ihren Eltern ja zunächst einmal mühsam anerzogen werden - ehe sie sich in ihr Schicksal fügen, üben sie z. T. recht ausdauernden Widerstand, was übrigens ja auch beweist, dass sie Schuhe völlig zu Recht als widernatürlich empfinden. Und auch die Tatsache, dass viele Kinder beim Anblick eines Barfüßigen sofort den Wunsch äußern, jetzt ebenfalls barfuß laufen zu können, spricht diesbezügliche Bände.
Dass das Problem der "peinliche" Anblick ist, glaube ich eher nicht; aber Arbeit macht es auf jeden Fall :
- weil die Kinder ja anschließend schmutzige Füße haben, aber kaum jemand auf die Idee kommt, dass sie auch den Rest des Tages barfuß bleiben können
- und überhaupt, wer transportiert ab jetzt die Schuhe der Kinder, wenn sie nicht mehr "am Fuß" sind ?
Gewiss wird auch die angebliche Verletzungsgefahr erheblich überschätzt.
Dass vielleicht ein Splitter im Kinderfuß heute und dafür aber morgen ein gesunder Erwachsenenrücken das weitaus kleinere Übel sind, will ja die Mehrheit der Bevölkerung derzeit nicht einsehen - so wie langfristige Betrachtungsweisen in der Gesellschaft ohnehin nicht hoch im Kurs stehen (ist die Politik mit schlechtem Vorbild schuld daran ?).
Schließlich : je selbstverständlicher auch andere Kinder barfuß zu sehen sind (glücklicher Alpenraum), desto niedriger die Hürde - und umgekehrt. Und dass der Marken - Klamotten - Terror schon in manche Kindergärten vordringt, wie ich immer wieder mal höre, setzt auch keine positiven Barfuß - Zeichen im Kindesalter (wie sagt der konsumbeworbene Rheinländer doch: "wat nix kost, is auch nix."

Setzen wir also kurzfristig auf die Wirkung des eigenen positiven Vorbilds und mittelfristig auf ein Umdenken ... die Kostenexplosion im immer schwieriger zu finanzierenden Gesundheitswesen entfacht ja vielleicht die Folgewirkung, dass Vorbeugung gegen kostspielige Zivilisationskrankheiten - wie z. B. Haltungsschäden aller Art - einen höheren Stellenwert bekommt - erste Anzeichen gibt es wohl schon.

Serfuß
Georg

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