Märzpresse (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Thursday, 30.03.2000, 21:32 (vor 8940 Tagen)

Hier kommt davon der zweite Teil :

Internet-Pinkelmännchen beschäftigt Gericht
Urin - Attacke gegen Jäger-Emblem gilt als "Form von Kritik"
[...] Mit einem Vorgang "eruptiven Benetzens" musste sich gestern der sechste Zivilsenat des Oberlandesgerichts (OLG) auseinandersetzen. Es ging um die Frage, ob der Jagd - Gegner Georg Hemprich auf seiner Homepage im Internet weiterhin ein computeranimiertes Comic- Männchen zeigen darf, das vor dem Emblem des Deutschen Jagdschutz - Verbands (DJV) die Hose herunterlässt und gegen das Hirschgeweih - umrahmte Verbandszeichen uriniert [...] Mit dem Versuch, den Anti-Jagd-Aktivisten zu einer Unterlassung der Darstellung zu bewegen und den Rechtsstreit damit zu beenden, schlug der Senat fehl. "Wenn die Titelseiten der Jagdmagazine weiter grausame Tötungsvorgänge an Tieren zeigen, werde ich nicht darauf verzichten, diesen Mord zu brandmarken", so Hemprich.
Mit Aktionen [...] schaffte sich der Mann, der aus Protest gegen die Tötung von Tieren kein Fleisch isst und selbst im Winter barfuß läuft, zahlreiche Feinde in der Jägerschaft [...] Sein Ziel lautet: "Zuerst muss die Jägerschaft weg, und dann der deutsche Adel."
[Kölnische Rundschau, 11. 03. 2000]

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Das Rotkäppchen auf Abwegen
Simon Weiland interpretiert im K 9 Märchen tiefenpsychologisch
Ein "paradiesisches Programm" ist in der K 9 - Paulskirche zu sehen: Der Konstanzer Atemtherapeut und Liedermacher Simon Weiland zeigt dort seine Trilogie "Das Paradies". An drei Abenden im März erzählt er die Märchen Rotkäppchen, Hänsel und Gretel und Froschkönig. Ihre Geschichten erhalten durch Weilands scharfsinnige, sprachwitzige und komödiantische Interpretation völlig neue Bedeutung.
Performance. Zum Auftakt gab er das "Rotkäppchen". Weiland stellt sprachlich geschickt skurrile Zusammenhänge zwischen biblischen Gottesbildern, Zitaten aus der modernen Werbung und dem Märchen vom kleinen rotkappigen Mädchen der Gebrüder Grimm her. Rotkäppchen - blumenpflückend auf dem Abweg ins Rotlichtmilieu - nascht darin vom modernen Baum der Erkenntnis. Aus dem lieben Gott - wie ihn die Großmutter verkörpert - wird ein reißendes Tier, das das heil(ig)e Familienbild zerstört.
Weiland steht - barfuß und mit einer Gitarre um den Hals - auf der Bühne. Er erzählt und singt seine hintersinnige Interpretation vom Rotkäppchen - Märchen. [...] Weilands Projekt ist eine Mischung aus tiefenpsychologischer Interpretation, Sprachakrobatik und Musik. Er verknüpft darin Bibel- und Märchentexte geschickt mit alltagssprachlich geflügelten Worten, die einen zum Schmunzeln bringen. Sein Programm [...] hat deutlich an Kontur gewonnen. [...]
[Südkurier, 14. 03. 2000]

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Altmann kam - und alle sangen mit
[...] Permanent im Clinch mit seinem störrischen schwarzen Bart, führte Zirkusdirektor Christof Altmann sein Publikum am Sonntag im Bürgertreff durch ein buntes Programm. Seine witzigen Lieder [...] sind inzwischen Gassenhauer. Sie werden, wo auch immer der Stuttgarter spielt, eifrig mitgesungen.
In dem 50-minütigen Liederzirkus "Der Löwe lacht" wurden die Kinder immer wieder zum Mitsingen und Mitmachen aufgefordert. Mit Leichtigkeit versteht es Altmann, Mädchen und Jungen für das Bühnenspiel zu begeistern und lässt sie in verschiedene Rollen schlüpfen. [...] Und natürlich gibt es nur in Kilianstädten die mutigsten Kinder der Welt. Wo auch sonst? [...] Als mutig erweist sich schließlich auch Stefan, der barfuß über einen Scherbenhaufen läuft. Mit nur wenigen Mitteln und großer Herzlichkeit beflügelt der Ein-Mann-Unterhalter Altmann die Fantasie seines Publikums. [...]
Altmann erblickte 1953 in Stuttgart das Licht der Welt. Er arbeitet seit 1993 als freischaffender Liedermacher, Schauspieler, Autor und Musiker, vor allem für Kinder. Seit 1995 erarbeitet er gemeinsam mit seiner Frau Vladislava Lieder-Theater-Programme und Märchen, teilweise als Auftragsarbeiten [...]
[Frankfurter Neue Presse, 15. 03. 2000]

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Trainer: Kein träger Beamtenhaufen
Höller, der neben vielen Größen aus der Wirtschaft auch schon Leverkusens Fußballtrainer Christoph Daum und Fernsehmoderatorin Verona Feldbusch motiviert hat, ist von den Gefängnisbediensteten ganz begeistert: Er habe sich zunächst einen "trägen Beamtenhaufen" vorgestellt, sagt Höller. Aber die Mitarbeiter brauchten den Vergleich mit Beschäftigten aus der freien Wirtschaft nicht zu scheuen, meint der Motivationstrainer in der Jugendanstalt Hameln - Tündern.
Das ehrenamtliche Engagement von Höller (übliche Tagesgage 40 000 Mark) ist Höhepunkt und Abschluss des zweieinhalbjährigen "Projektes Alpha" in den 23 Justizvollzugsanstalten des Landes. Mit Hilfe eines Unternehmensberaters wurde unter anderem überlegt, wie in den einzelnen Gefängnissen die Mitarbeiter zu mehr eigenverantwortlichem Handeln gebracht werden können, wie den Gefangenen eine bessere Zukunftsperspektive gegeben werden kann, und wie die Bediensteten unternehmerisches Denken lernen. [...]
Der von Höller angebotene Lauf über einen Berg Scherben als besondere Form des Motivationstrainings macht [...] nicht mit. Aber eine Justizbedienstete aus dem Gefängnis in Wolfenbüttel hat keine Bange. "Ich, Katrin, laufe in voller Verantwortung", sagt Katrin Wiechmann und geht barfuß über die Glasscherben, ohne Verletzung. Dahinter steckt Höllers Konzept vom positiven und eigenverantwortlichen Denken, das er in der niedersächsischen Justiz populär machen möchte. [...]
[Hannoversche Allgemeine, 16. 03. 2000]

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IM LANDTAG Barfuß im Schnee
Andere töpfern in der Toskana oder malen Aquarelle in Nizza, um einmal richtig die Seele baumeln zu lassen. Wolfgang Fuß [...] der SPD-Abgeordnete im neuen schleswig - holsteinischen Landesparlament. Der 52 Jahre alte Politiker [...] Gemeinsam mit Frau Irmgard, den Töchtern Kathrin (18) und Hannah - Lena (13) und Boxer Anka verbringt er den Urlaub in Norwegen. "Uns fasziniert die Nähe von Gebirge und Meer, die unberührte Natur", sagt Fuß. Mit der Badehose bekleidet im Schnee herumzutollen, ist ganz nach seinem Geschmack. [...]
[Hamburger Abendblatt, 17. 03. 2000]

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Füße: Bei guter Pflege 80 Jahre wartungsfrei
Orthopäde informiert bei Abendvisite
[...] Schmerzen im Fuß sind unangenehm. Doch ob er kribbelt, ob er brennt, ob er schwillt - Prof. Dr. Hans Henning Wetz kann dem Schmerz durchaus etwas Positives abgewinnen. »Es sind Zeichen eines eigentlich gesunden Fußes, der signalisiert, dass etwas nicht stimmt.«
Die Betroffenen sollten derartige Anzeichen ernst nehmen. Eine schnelle Behandlung ist ratsam.
Welche Schmerzen es im Fuß gibt, was sie bedeuten, was dagegen hilft: Darüber informiert der Direktor der Klinik für Technische Orthopädie und Rehabilitation [...]
Es gibt vieles, das dem Fuß buchstäblich weh tut: falsches Schuhwerk beispielsweise. [...] »Besonders aus der Damenwelt gibt es abschreckende Beispiele für Schuhwerk« [...] Auch bei Übergewicht hebt der Experte für Orthopädie warnend den Finger. »Die Füsse müssen oft enorme Pfunde durch die Gegend tragen. Natürlich ist das eine Belastung. [...] Füße müssen jedenfalls eine enorme Leistung vollbringen.
Wetz weist darauf hin, dass diese Körperteile in der Regel 80 Jahre »wartungsfrei« bleiben können.
Zur Vorbeugung gegen Fußschäden empfiehlt er, möglichst viel barfuß zu laufen, viel zu wandern oder sich mit dem Thema Fußgymnastik zu beschäftigen.
»Fußgymnastik, aber auch Fußreflexzonenmassage richtig angewandt können sehr viel helfen«, wird er seinen Zuhörern bei der Abendvisite auch praktische Anleitungen und Tipps für Fußgymnastik geben.
Die Abendvisite beginnt [am 28. 03.] um 20 Uhr im Vortragssaal des Verlags Aschendorff, Soester Straße 13. Karten gibt es ab sofort im Ticket-Shop der Westfälischen Nachrichten am Prinzipalmarkt.
[Westfälische Nachrichten, 18. 03. 2000]
Und hier der Bericht von der Veranstaltung :

Kleiner Körperteil trägt eine besonders große Last
Füße pflegen: Richtiges Schuhwerk wichtige Voraussetzung
[...] Münster - Ein kleiner Körperteil trägt eine große Last. Das geht oft erstaunlich lange gut - doch wird er nicht gepflegt und beachtet, dann meldet er sich: Er schmerzt.
Schmerzen im Fuß muss man ernst nehmen, mahnt Prof. Dr. Hans Henning Wetz. Als lohnendes Ziel, gab der Orthopäde bei der abendlichen Sprechstunde seinen gut 100 Zuhörern mit auf den Weg, winken oft stattliche 80 Jahre, die die zwei Körperteile fast wartungsfrei ihren beschwerlichen Dienst tun.
Dieser beneidenswerte Wunsch ist freilich an Bedingungen geknüpft. An oberster Stelle rangieren richtiges Schuhwerk, medizinische Fußpflege und Stoffwechsel fördernde Gymnastik. Der Direktor der Klinik für Technische Orthopädie und Rehabilitation forderte »Aufklärung, Aufklärung und nochmals Aufklärung«.
Die Prophylaxe fängt im Kindesalter an. Regel: »Möglichst viel barfuß laufen.« Sie gilt aber auch später für Erwachsene, die, dem Modedikatat unterworfen, ihre Füße in Schuhe zwängen, die vielleicht schick aussehen, aber gesundheitliche Schäden hervorrufen. Wetz veranschaulichte »den Kampf zwischen Fuß und Schuh« mit vielen Dias, die die Probleme plastisch darstellten. Gerissene, eitrig- entzündete Hautstellen, übereinander gewachsene Zehen, Blutergüsse und Hühneraugen waren eindrucksvolle Beispiele für die weit verbreitete Sorglosigkeit.
Allein der Kinderfuß, so Wetz, ist in jungen Jahren noch so weich und verformbar, dass er sich ohne aufzumucken in Schuhe verkriecht, die vier Nummern zu klein sind. »Das rächt sich später.« Doch auch Erwachsene streifen sich Schuhwerk über, dass nicht immer der medizinischen Begutachtung stand hält: »Hochhackige Pumps beispielsweise mag der Fuß überhaupt nicht.«
[...] Auch Durchblutungsstörungen und der Diabetische Fuß machen den Patienten große Probleme. Das wurde auch in der Fragestunde deutlich. WN-Redakteur Norbert Robers hatte gut zu tun, alle Interessierten zu berücksichtigen: Die Fragen nahmen kein Ende. [...] Früchte trägt jedoch inzwischen das Bemühen der Klinik für Technische Orthopädie, Aufklärungsarbeit zu leisten. Hunderte Eltern nutzen seit Jahren die Kinderfuß-Meßtage. Menschen, die auf großem Fuß leben, sollten im Sommer die erste »Münsteraner Fußgesundheitswoche« besuchen. Wer nicht warten kann oder will, sollte unter Telefon 83 56 768 einen Termin zur Fußsprechstunde der Klinik vereinbaren.
[Westf. Nachrichten, 29. 03. 2000]

Vielleicht findet sich ja jemand von uns, der dort Kontakt aufnehmen will / kann ?

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Wie eine Gottesanbeterin steht sie im schwachen Strahl des Scheinwerfers. Im hautengen, schwarzen Kleid. Barfuß, dafür aber von einem wagenradgroßen Hut gekrönt.
Ihrem Mund, ihrem ganzen dünnen Körper entwinden sich Klänge, die nur teilweise von dieser Welt zu sein scheinen. Ihre Bühne ist die Kaiserslauterer Fruchthalle, ihr Engagement gilt der Uraufführung von Johannes Fritschs in diesem Jahr komponiertem "Lied II", simultan mit der Tonbandkomposition "Schnitte" von 1970 inszeniert.
Die Kunst der Herforder Stimmakrobatin Isabeella Beumer atmet in jeder Silbe - vom Hauchen, Schmatzen über Obertöne bis zum hexenschrillen irren Girren. [...] Einen ergreifenden, gespenstischen Eindruck erweckt die, fast möchte man sagen, Performance. Die Mehrdeutigkeit der klanglichen Erscheinungen mündet dabei unweigerlich in eine mystische Aura. Konsequent scheint der Kölner Kompositionsprofessor diesen Weg der Verinnerlichung zu beschreiten, verbunden mit der Hinwendung zu außereuropäischen Einflüssen. [...]
[Rheinpfalz Online, 18. 03. 2000 ]

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Alle Tänzer hören auf ein Kommando
Pumpernickel Promenaders tanzen amerikanischen Square - Dance
[...] Während die Musik den Takt angibt, sagt der Caller die Figuren an, die die Tänzer umsetzen. [...] Square-Dance ist kein Paartanz, und es gibt auch keine Schritte, die die Tänzer nutzen, um sich frei durch den Saal zu bewegen. Square-Dance ist ein Gruppentanz. Jeweils vier Paare stellen sich im Quadrat auf. Der Caller ruft seine Anweisungen, es geht kreuz und quer durcheinander, und am Ende des Bäumchen- wechsel- Dich- Spiel steht jeder Tänzer wieder an seiner alten Position. »Man braucht ein räumliches Vorstellungsvermögen« [...]
»Ich bin kein Tänzer«, gesteht Uwe Holzhäuser. Deshalb sei er beim Square-Dance gelandet. »Das ist gut für Leute, die es mit dem Tanzen nicht so haben.« Denn bei diesem amerikanischen Volkstanz gibt es nur Gehschritte. Und viele Begegnungen. Weil die Figuren auf der ganzen Welt gleich sind und in englisch angesagt werden, können Square- Dancer überall spontan zusammen tanzen. Sie feiern gemeinsam Feste, treffen sich zu internationaken Großveranstaltungen, »und wenn man im Urlaub irgendwo sieht, dass es Square-Dance gibt, kann man einfach mitmachen.« Dafür gibt's dann eine Plakette, einen so genannten Dangle. Sie wird am Hemd befestigt und zeigt die vergangenen Erlebnisse des Tänzers an. Dangles gibt's auch für den, der schon einmal in einem VW-Bulli getanzt hat, im Schwimmbad, auf der Autobahn oder barfuß auf Rasen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Dangles gibt's für alles [...]
[Westfälische Nachrichten, 24. 03. 2000]
Eigentlich eine nette Idee, das mit den dangles ... Einer für den, der schon barfuß beim Hallensport war, ein anderer für ein Fußballspiel, noch einer für Supermarkt oder Kirche, einer mit Goldrand für die Oper ...

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BrainFair 2000: ein Rundgang über die Marktplätze der Hirnforscher
Man sieht Maria Gessler gar nichts an. «Seit zehn Jahren lebe ich - nach der Entfernung eines Tumors im Kopf - mit einer völlig veränderten Wahrnehmung aller Dinge», sagt die Frau, die, stellvertretend für 100000 hirnverletzte Menschen in unserem Land, an der Pressekonferenz der BrainFair ihre Sicht der Welt beschreibt. «Ich brauche viel Konzentration, um die Orientierung im Raum zu behalten», erzählt sie. Ihr Gehirn nehme die linke Körperseite nur unzuverlässig und oft verzerrt wahr, und es könne nicht gut unterscheiden - alles sei gleich «wichtig», der Alltag ein einziges Bombardement von Eindrücken. «Die Wahrnehmung von Zeit ist mir abhanden gekommen und ich mir selber auch. Ich bin mein eigenes Wahrnehmungsexperiment und muss mir mein Leben jeden Tag neu erfinden.»
Alles ganz einfach?
Welch Wunder es ist, dass dieses komplexeste aller Organe, unser Gehirn, seine Aufgaben Tag um Tag so anstandslos löst, das wird beim Rundgang durch die BrainFair im Hauptgebäude der ETHZürich immer wieder deutlich. Was nur schon zu leisten ist, wenn wir einen Gegenstand in die Hand nehmen - das sei imposant, erzählt die Neuropsychologin Marianne Regard in einem gerammelt vollen Auditorium Maximum. Wir müssen das Ding sehen, Hand und Arm bewegen, den Tastsinn aktivieren.
Ein paar Sekunden im Dunkel
Und wenn ein Sinn ausfällt?Dann geht es einem Menschen wie uns, als wir in die «Blinde Kuh» geraten: Stockdunkel ists, Geschrei überall, und nur mit Mühe finden wir den Ausgang wieder. Für ein paar Sekunden haben wir uns sehr verloren gefühlt. Das Gehirn, sagt Marianne Regard, ist ein Lern-Organ. Unablässig speichert es Eindrücke und Erfahrungen, knüpft Verbindungen, ruft wieder ab, tauscht Informationen aus - etwa zwischen den beiden Hirnhälften, die auf Unterschiedliches spezialisiert sind. Marianne Regard zeigt mehrere Gehirne und sagt: «Im Verlauf der Evolution werden jene Bereiche im Vergleich zum Ganzen immer kleiner, die der blossen Reizverarbeitung dienen.» Speichern und Kombinieren, und, nicht zu vergessen, das ganze unerschöpfliche Arsenal unserer Gefühle brauchen immer mehr Platz und machen uns Menschen erst zu Menschen.
Am Anfang allerdings steht immer noch die Wahrnehmung. [...] Wir balancieren auf runden Scheiben, und wir laufen barfuss über verschiedenerlei Untergrund. Und sofort ist den Hirnzellen klar, was sich da unter uns befindet. Das Gehirn ist ein Lern-Organ. [...]
[St. Galler Tagblatt, 25. 03. 2000]
Interessanterweise werden auch hier wieder die vom Barfußlaufen ausgehenden Signale in Verbindung mit der Hirnentwicklung gebracht !

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Nach den Kindern nun zum Garten
[...] 18 Jahre hat er den Kindergarten Burgacker gehegt und gepflegt, nun möchte sich Hans Fricker nur noch seinem eigenen Garten widmen. [...] Gestern Morgen hat [...] in den Kindergarten eingeladen, um gemeinsam den 88. Geburtstag des langjährigen Abwarts zu feiern. Sichtlich gerührt nahm er die guten Wünsche der Kinder entgegen [...]
«Als ich in den Kindergarten ging - das war zur Zeit des Ersten Weltkriegs - liefen wir von April bis tief in den Herbst hinein barfuss», erzählte Hans Fricker den staunenden Kindern. Weil es damals nur zwei Kindergärten im Städtchen gab, führte sein Schulweg über die Holzbrücke. Wehe, man hob die Füsse nicht, schon bohrten sich Holzspiesschen ins nackte Fleisch. Damals seien die Kinder drei Jahre in die «Gvätterlischuel» gegangen. «So schön wie ihr hier haben wir es allerdings nicht gehabt», meinte Berthi Fricker. [...]
«Wir haben zwar nicht so viele Spielsachen, dafür die ganze Stadt für uns gehabt», erzählten Frickers. Der Rathausplatz sei noch nicht geteert gewesen und im Sommer häufig abgespritzt worden. »Wenn der Spritzenwagen kam, sind wir mitgelaufen und haben uns die Füsse abspritzen lassen», so Hans Fricker. War das ein Gaudi! [...] Während die Mädchen aus Wasser und Geranienblättern Parfum brauten, spielten die Knaben ein Steckenspiel ähnlich dem Mikado. Dies allerdings erst, wenn die Arbeiten, wie Sitzflächen für Stühle flechten, Gülle ins Kabisland führen oder Garbenseile knüpfen, erledigt waren. [...]
[Schaffhauser Nachrichten Lokales 25.3.2000 ]

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16 palästinensische Kinder und vier Betreuer besuchen Rade
[...] Hier nehmen sie an einem großen Fußball-Turnier teil. "Es scheint zu klappen", atmet Dietmar Stark tief durch. Hinter ihm liegen bewegte Wochen, in denen der Vorsitzende des Deutsch-Palästinensischen Freundschaftsvereins eine internationale Jugendbegegnung vorbereitet hat. Denn: 16 Jungen im Alter von zehn und elf Jahren sollen mit vier Betreuern für zehn Tage vom Gaza-Streifen nach Radevormwald kommen.
Und das entpuppte sich als höchst komplizierte Angelegenheit [...] Für die Menschen am Gaza-Streifen engagiert sich Dietmar Stark seit 1997, als er den Freundschaftsverein in Radevormwald gründete. Von hier aus unterstützt er ein Lager, das den Namen "Beach Camp" trägt. Dahinter verbirgt sich jedoch kein Ferienidyll am Gaza-Streifen, sondern ein Käfig, in dem tausende Menschen in bedrückender Enge leben. Insbesondere die Jugendlichen leiden dort unter einer Umgebung, die ihnen keinerlei Perspektiven verspricht. Es herrschen Arbeitslosigkeit und Aggressionen [...]
Stark hat daher ein mehrstufiges Hilfskonzept entworfen, in dessen Mittelpunkt der Sport steht. Fußball und Co. sollen die Gewaltbereitschaft beseitigen und Aggressionen hemmen. Unterstützt vom Landessportbund wurden Sportgeräte ins Beach Camp geschickt. Zudem flogen Übungsleiter aus Nordrhein-Westfalen dorthin, um vor Ort Trainer auszubilden [...]
Nun folgt die erste internationale Jugendbegegnung, die unter der Regie des Freundschaftsvereins steht. Wenn am 7. April von Kairo ein Flugzeug entschwebt, sollen 20 junge Menschen aus dem "Beach Camp" in Richtung Deutschland fliegen. [...]
Im Mittelpunkt sollen Begegnungen zwischen den Gästen und Kindern aus Deutschland stehen: Zum einen beim Jugendfußballturnier, zu dem die Spielvereinigung 34 Teams begrüßen wird [...] "Das fängt schon bei der Frage an, ob die Kinder beim Fußballturnier in der Halle barfuß spielen sollen. Denn Sportschuhe sind für sie völlig ungewohnt ..."
[Remscheider GA, 21. 03. 2000 ]
Als gute Gastgeber werden doch sicher die deutschen Fußballer auch barfuß spielen ? Bleibt zu befürchten, dass das diesen mindestens so ungewohnt sein wird, wie es Schuhe für die jungen Palästinenser wären ... Beachsoccer wäre wielleicht das Richtige für alle ?

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Spielfest an der Grundschule Honsberg
[...] Die Grundschule Honsberg stand Samstag Kopf - mehr als 300 Kinder kamen zum Bewegungssportfest, und aus der Lehranstalt wurde eine riesige Turnhalle. Fast ein jedes Klassenzimmer bot dabei neue Überraschungen. Mit Masken vor den Augen und barfuß zogen sich die Kinder durch den "Abenteuerpfad", erfühlten dabei Fell und Watte, Korken oder eine Matte. "Eines der Highlights", verriet Rektor Franz-Josef Wurth - Beschoten. Mit seinen Kollegen und mit Unterstützung durch die Remscheider Sportstiftung hatte er das Pilotprojekt in Sachen Bewegung auf die Beine gebracht. [...] Kreativität war höchstes Gebot. [...] Denn das Bewegungssportfest "richtet sich nicht nach Standard-Sportarten wie Fußball oder Handball", betonte Wurth. "Kinder sollen im Sport selbst alles ausprobieren - dadurch vermitteln wir Bewegung." So stehe es auch im neuen Grundschul-Lehrplan. [...]
"Was wir beim Fest an Bewegungsmöglichkeiten zeigen", freute er sich, "haben wir in den Unterricht schon lange integriert."
[Remscheider GA, 27. 03. 2000]
Hoffentlich gilt das auch für das Barfußlaufen ...

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Begräbnis - Ritual als Tanztheater: «Figninto» aus Burkina Faso
Eine dunkle Bühne, ein einsamer Tänzer im Scheinwerferkegel, geduckt wie ein Vogel, die Hände wie zwei Stummelflügel schlagend. Dann plötzlich bäumt sich der nackte Oberkörper auf und zittert wie in Panik. Die afrikanische Harfe setzt ein, ein zweiter Tänzer ist in seinem eigenen Lichtkegel gefangen. Die Körper sind angespannt, Zeitlupentempo löst sich ab mit explosionsartigen Armbewegungen. Wellen durchlaufen die Körper vom Becken bis zur Brust. Akrobatische Sprünge wechseln sich ab mit filigranen Handbewegungen.
«Figninto» heißt das Stück, das die drei Tänzer und zwei Musiker aus Burkina Faso im Haus der Kulturen der Welt aufführen. In der Bambara-Sprache bedeutet der Titel so viel wie «blind sein». [...] Im nächsten Bild tanzen [...] eine Art Flamenco. Mit nackten Füßen stampfen sie verschobene Rhythmen in den Bühnenboden. Schließlich finden sich die drei am Boden sitzend wieder. Sie halten sich die Köpfe und starren auf ein Sandhäufchen.
Die Symbolik der Bilder sei nicht so wichtig, erklären die Tänzer hinterher im Podiumsgespräch, dennoch symbolisiert der Sand den Tod und das Verstreuen von Sand ist Teil des Begräbnisrituals. Grundidee der Choreographie ist zwar die Geschichte vom Tod eines Freundes, für den man sich zu wenig Zeit genommen hat und der plötzlich nicht mehr da ist. Doch eigentlich geht es in diesem wie auch in den beiden vorangegangenen Choreographien der Gruppe um die Spannung von afrikanischer Musik- und Tanztradition und den Einflüssen des modernen Tanztheaters [...]
[Berliner Morgenpost, 26. 03. 2000]
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Und zum Schluss eine kleine Geschichte, verbunden mit einem Suchaufruf !
Oft stellt sich ja erst nach einigem Lesen heraus, in welchem Zusammenhang von "barfuß" die Rede aein wird. Hier war ich nach den ersten eilen besonders gespannt :

Wer möchte noch durch die Stadt (ver)führen?
Projektbüro bietet im Juli 24 Stunden lang Rundgänge am Stück - Teilnehmer gesucht
Wo sind sie nur, die aufgeweckten Nürnberger, die spritzige Ideen haben und ihre Stadt gerne der Öffentlichkeit präsentieren möchten? Pünktlich zum Geburtstagswochenende der Stadt findet nämlich am 14. und 15. Juli ein 24-stündiger-Marathon mit "Stadt(ver)Führungen" durch das gesamte Stadtgebiet statt.
Um die angestrebten 950 Rundgänge sowie zahlreiche Vor- und Ausstellungen durchführen zu können, sucht das Projektbüro noch Interessenten, die gegen ein Honorar von 60 Mark eine etwa einstündige Führung konzipieren und übernehmen wollen. "Es müssen keine Historiker sein", sagte Organisatorin Kiki Schmidt gestern vor Journalisten, "denn der persönliche Blickwinkel auf die Stadt und ihre Geschichte soll ausschlaggebend sein."
Möglich wären laut Veranstalter fremdsprachige Führungen auf Türkisch oder Spanisch sowie Rundgänge durch Gärten und Parkanlagen [...] Den Ideen sind also keine Grenzen gesetzt: "Alles ist denkbar", erläuterte Schmidt das Motto.
Das bestätigt ein Blick auf die bereits feststehenden Teilnehmer und Veranstaltungen: Rund 50 Kooperationspartner haben sich dem bundesweit einmaligen Projekt angeschlossen, das von Freitagnachmittag, 14. Juli, bis Samstagnachmittag, 15. Juli, nonstop über die Bühne geht. Das Ticket, mit dem man alle Exkursionen besuchen kann, kostet fünf Mark.
[...]
So weit, so interessant. Aber jetzt kommt die Enttäuschung :
Überhaupt bilden Rundgänge in und um Nürnberger Kirchen einen Schwerpunkt: In der Lorenzkirche können Besucher Turm und Dachboden besichtigen und in der Egidienkirche unterhalten sich zwei Mönche über ihr Leben im Mittelalter: Matthias Weiß, Pfarrer von St. Egidien, und Martin Barfuß, Diakon beim Diakonischen Werk, schlüpfen in dunkle Mönch-Kutten und führen den Zuschauer quer durch die drei Egidien-Kapellen. "Wir wollen zeigen, dass diese Mauern nicht tot sind, sondern Steine sehr schnell das Erzählen beginnen können: vom damaligen Leben, den Schicksalen und der Geschichte", erläuterte Weiß das Konzept.
Schade, "nur" ein Eigenname. Aber vielleicht hat ja doch jemand eine echte Barfußidee für Nürnberg ? Falls ja :
Interessenten wenden sich bis spätestens Freitag, 14. April, unter Tel. 231 20 08 an das Projektbüro. Ein ausführliches Programmheft erscheint Anfang Juni.
[Nürnberger Zeitung, 09. 03. 2000]

Belesene Füße
Georg


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