Als Mann allein mit nackten Füßen. Suspekt? (Hobby? Barfuß! 2)

Lothar @, Tuesday, 07.03.2000, 03:18 (vor 8964 Tagen) @ Christian, Düsseldorf

Seit einigen Jahren traue ich mich, inzwischen 30 Jahre alt,bei heißem Wetter barfuß zu laufen. Es hat mich viel Überwindung gekostet, bis ich zum ersten mal längere Ausflüge barfüßig unternahm. Wie z.b. letzten Sommer, als ich konsequent barfuß mit der S-Bahn nach Mönchengladbach gefahren bin. Viele haben mich angeguckt, als wäre ich irgendein Exot mit abartigen sexuellen Neigungen. Dabei laufe ich einfach gerne barfuß - es gibt für mich keinen Grund, bei glühender Hitze auch noch Schuhe zu tragen! Bei meinen Barfuß-Touren hatte ich allerdings auch oft den Eindruck, daß mich die "Beschuhten" in ihren verschwitzen Schuhen um meine luftige Freiheit beneideten. Dies gab mir den Mut, die Schuhe so oft wie möglich zu Hause zu lassen, sozusagen als Trendsetter barfüßig voran zu gehen.
Im Sommer habe ich immerwieder beobachtet, daß barfüßige Pärchen, barfüßige Eltern mit ihren Kindern oder irgendwelche anderen Gruppen von barfüßigen Menschen von den beschuhten Artgenossen nicht mit diesem "Der ist wohl abartig"-Blick bedacht werden. Woran liegt das wohl? Ich weiß es nicht!
Vielleicht findet sich ja in Düsseldorf und Umgebung ein(e) Gleichgesinnte(r), der bereit ist, im Sommer mit mir und anderen barfuß durch die Stadt zu laufen. Mir würde es sehr helfen, wenn ich nicht mehr der barfüßige Exot wäre!

Da ich auch auf der Seite der "Gucker" zu finden war und wahrscheinlich auch immer noch bin, versuche ich das mal zu beschreiben. Bevor ich eher zufällig auf dieses Forum gestoßen bin, habe ich es zwar gewagt gelegentlich auch bei gemäß landläufiger Ansicht nicht mehr dazu geeigneten Temperaturen oder Schnee kurze Strecken barfuß zu laufen; habe aber immer darauf geachtet, möglichst dabei nicht erwischt zu werden. Ich kam mir dabei ungefähr vor, wie ein Ladendieb auf frischer Tat ertappt wenn ich gesehen worden wäre.
Ich denke daran, daß ich einmal im Winter ca. fünf Minuten barfuß unterwegs war und gerade mein Auto wieder erreicht hatte und eingestiegen war, als ein anderes Auto kam und heilfroh war, daß ich nicht auf frischer Tat erwischt worden zu sein.

Umgekehrt habe ich es häufig registriert oder zum Teil auch sehr geziehlt beobachtet, wenn vor allem Kinder nicht der Jahreszeit oder der Witterung entsprechend gekleidet waren. So gesehen, ist es also tatsächlich so, daß wenn ich zumindest von mir aus gehe, ich Leute wesentlich intensiver angeschaut habe bzw. zum Teil auch verfolgt habe, wenn ich irgendetwas registriert habe, was nicht paßt.
Aber nicht aus sexistischen Hintergrund, sondern aus Interesse, Bewunderung für den Mut mancher Eltern, usw.
Das heißt aber auch, daß ich durchaus damals einen barfußlaufenden Jungen im Oktober länger beobachtet habe; daß ich registriert habe, ob
es sich um einen Dauerbarfußläufer oder einen Gelegenheitsbarfußläufer handelte etc. Auf alle Fälle habe ich die Leute und Kinder wesentlich länger und intensiver beobachtet, als dies bei "normal" gekleideten gewesen wäre. So gesehen denke ich ist die Beobachtung, daß man barfuß intensiver betrachtet wird, als beschuht nicht nur Einbildung, weil man mehr darauf achtet, sondern auch Tatsache, weil man auch intensiver beobachtet wird.

Ich gebe es zu, daß ich z. B. ein Kind, daß an einem kalten Oktobertag barfuß auf dem Arm der Mutter getragen wurde, mehrere Minuten lang verfolgt habe, ohne daß dies meinem Weg entsprach;
ebenso bin bei einer Außentemperatur im Minusgradbereich einer amerikanischen Familie fast einen Kilometer hinterhergelaufen um die Kinder zu beobachten bzw. ob sie frieren oder nicht weil die beiden Mädchen trotz der extrem niedrigen Außentemperatur nur kurze Röcke und Kniestrümpfe trugen (mir sind dabei fast die Ohren abgefroren, da ich keine Mütze aufhatte) Die Erkenntnis lautete dann, wenn es meine Ohren aushalten halten es auch die Beine der Kinder aus.

Das gleich gilt auch umgekehrt. Ich registriere es auch, wenn Kinder bei relativ milden Temperaturen verpackt werden wie für einen Ausflug ins ewige Eis; mische mich aber grundsätzlich nicht ein.

Lothar


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