Presseschau : wer sagt’s denn (2) (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Tuesday, 08.02.2000, 19:59 (vor 9056 Tagen)

Hallo Forum,
die "Ausbeute" ist auch diesmal wieder etwas ergiebiger !

"Spaß ist Bestandteil der Therapie"
Beim Seminar für Frauen vom Lande sprach Norbert Wittek über Naturheilkunde
[...] Nassenbeuren/Unterallgäu. Naturheilkunde oder Schulmedizin - das sind für den Bad Wörishofer Heilpraktiker Norbert Wittek keine Gegensätze, die einander ausschließen, sondern zwei Herangehensweisen, die sich konstruktiv ergänzen können. [...] Er betonte zunächst, dass die Naturheilkunde nicht einzelne Teile und Symptome des Körpers betrachtet, sondern den Menschen in seiner körperlich-seelischen Gesamtheit. Von den zahlreichen naturheilkundlichen Methoden - er nannte unter anderem die Homöopathie und die Akupunktur - konzentrierte sich der Wörishofer aus naheliegenden Gründen auf die Therapie Sebastian Kneipps, den er als einen "Pionier der Naturheilkunde und der Psychosomatik" bezeichnete. [...]
Immunsystem stärken. Er erläuterte dies ausführlich anhand von Beispielen Kneippscher Anwendungen, wie Leibwaschungen, Güssen, Wickeln oder Heublumen. Die meisten davon können problemlos zuhause gemacht werden. Sie sind nicht nur gut zur Kräftigung des Immunsystems und als Vorbeugung gegen Erkältung, sondern wirken auch gegen vielfache Beschwerden wie Koliken, Venenschwäche, Darmträgheit, Arthrose und vieles andere. "Auch ohne medizinische Indikation", so Wittek, "sollte man sich mal ein genüssliches Entspannunsbad mit Melisse oder Baldrian gönnen, öfter mal barfuß gehen oder einen kräftigen Spaziergang machen. Spaß ist Bestandteil der Therapie!" [...] Insgesamt ist sein Rat die Kneipp-Therapie. [...]
[Augsburger Allgemeine, 29. 01. 2000]

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Der kalkulierte Skandal
Die Shows von Knorkator leben von Fäkallyrik, Selbstmordakrobatik und Rockmusik - nun will die Berliner Band zum Schlager-Grand-Prix
Annett Heide BERLIN, im Januar. Stumpen wälzt sich im Schnee. Es ist minus elf Grad kalt an diesem Tag in Berlin. Stumpen hat eine Glatze und trägt einen weinroten Damenschlafanzug. Hin und wieder reißt er das Oberteil hoch. Dann sieht man, dass seine linke Körperhälfte nahezu komplett schwarz tätowiert ist. Ein Kamerateam filmt [...] Eine alte Frau schüttelt entgeistert den Kopf. Sie weiß nicht, dass dieser Mann der Sänger der Berliner Rockband Knorkator ist und dass Knorkator hier in einem Hinterhof in Pankow gerade einen Werbespot für den "Grand Prix Eurovision de la Chanson" dreht. Der Tanz im Schnee ist der erste Teil eines kalkulierten Skandals. Am 18. Februar findet in der Bremer Stadthalle die deutsche Vorausscheidung zum Grand Prix statt. Knorkator wird vor ungefähr neun Millionen Fernsehzuschauern das Lied "Ick wer zun Schwein" ins Mikrofon brüllen und wird die Axt dabei haben zum Zerhacken der eigens mitgebrachten Kulisse. [...] Es wird nicht viel anders sein als bei unseren Bühnenshows", sagt Stumpen. Die Leute werden sich aufregen. [...] Kritiker nennen ihr Programm "Kasperle-Theater mit extremer Musik", "fehlgeleitet und pubertär" oder einfach "Dreck". Die Fans der Gruppe sind zwischen sechs und sechzig Jahre alt. [...] das Publikum von Knorkator ist entweder begeistert oder entsetzt. Dazwischen gibt es nichts. Deshalb gilt die Band inzwischen als Kultband, bei Jurastudenten, bei Bauarbeitern. [...]
Damals begann Knorkator, das "auf die Kacke hauen" zu ihrem Konzept zu machen. Es folgten viele Auftritte auf vielen kleinen Bühnen [...] Dann kam die Tournee mit Rio Reiser. "Da waren wir Nachgruppe", sagt Buzz Dee, "Vorgruppe ging nicht wegen Zerstörung. Da hätte sich Rio Reiser die Füße zerschnitten, der ist ja barfuß aufgetreten." Stumpen tritt nicht nur barfuß auf, sondern meistens auch fast nackt. Einmal hat er sich dabei den rechten Fuß an einem zerschmetterten Toilettenbecken aufgeschlitzt und einen halben Liter Blut verloren, weil er noch ungefähr eine Stunde lang weiter sang, anstatt sich den Fuß zu verbinden. "Das gehört dazu", sagt Stumpen. [...] Stumpen beschloss: Was Guildo Horn kann, das können wir schon lange. Guildo Horn gewann mit dem Song "Piep, piep" 1998 die deutsche Vorausscheidung. Beim eigentlichen Grand Prix in Birmingham belegte er immerhin den siebten Platz. [...] Und nun kommt Knorkator mit einer Mischung aus Fäkallyrik und Selbstmordakrobatik, aus Klassik- und Rockmusik. Seit die Fernsehzuschauer Guildo Horn via TED zur Kultfigur machten, ist der Schlagerwettbewerb über Nacht doch noch zum Quotenhit geworden. Damit das so bleibt, ist inzwischen alles erlaubt. [...] "Alles, was mit Brutalität zusammenhängt, ist mit Doofheit verbunden", sagt Alf. "Für mich besteht der Reiz darin, dies zu verdeutlichen. Das mache ich, indem ich übertreibe, damit kokettiere, es parodiere, polarisiere." Das versteht nicht jeder. [...]
[Berliner Zeitung, 29. 01. 2000 ]

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«Wir sind kein Ammendienst»
Der Kommandant des Psychologisch-Pädagogischen Dienstes (PPD) über einen menschenorientierten Service militaire
Major Mattle, heute in einer Woche rücken in der Region Ostschweiz 3500 Rekruten ein. Was machen Sie, wenn Sie einen von ihnen heulend in einer Kasernenecke antreffen?
Josef Mattle: So sieht mein militärischer Alltag nicht aus. [...] Um den heulenden Rekruten kümmert sich in erster Linie die vorgesetzte Bezugsperson. Und die wurde im Kadervorkurs für Unteroffiziere und Offiziere vom PPD instruiert.
[...] Herr Mattle, bitte nennen Sie ein Beispiel aus Ihrer Praxis [...]
Ein anderer Bursche war zu Hause schon Feuerwehrkommandant und in seinem Dorf eine Persönlichkeit. Nun ging er aber als Bauernsohn im Sommer permanent barfuss und im Winter in Stiefeln. In der Rekrutenschule hatte er extreme Probleme mit dem Schuhetragen. Er war aber robust und kerngesund, also nicht untauglich.
Wäre es in solchen Fällen nicht besser, jemanden vom Dienst zu dispensieren? Mattle: Eben nicht. Wir sind kein Ammen- oder Windeldienst für weiche Rekruten [...] Wir sind menschenorientiert. Für den stämmigen Bauernsohn wäre die Dispensierung zudem ein Bärendienst. Er verlöre in seinem Dorf das Gesicht. [...]
[Tagblatt, 31. 01. 2000]
Die deutsche Bundeswehr hat ja - wie wir neulich erfuhren - eher ein Problem mit Fußpilz als mit unglücklich beschuhten Barfüßern ...

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Großer Andrang beim philippinischen Abend (dot).
"Tinikling" ist der Name eines philippinischen Tanzes, der ziemlich gefährlich aussieht. Die traditionell kostümierten Tänzerinnen der "Carinosa Dance Group" aus Aschaffenburg hüpfen dabei barfuß zwischen zwei Bambusstangen, die im Takt zusammengeschlagen werden. Wer da nicht aufpasst, hat schnell einen gequetschten Fuß. Etwa 300 Gäste bestaunten die Tänzerinnen und begleiteten die Benefizveranstaltung des Vereins Philippinenhilfe "Save a Child" [...] Ziel des noch jungen Vereins, der erst im Dezember vergangenen Jahres gegründet wurde, ist neben der Förderung des Verständnisses zwischen Deutschen und Philippinos, auch die konkrete Hilfe für Kinder in dem Inselstaat. [...]
[Darmstädter Echo, 31. 01. 2000 ]

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"Try and error"-Verfahren Die Behörden behaupteten zwar, sie hätten alles im Griff, aber "für Barfuss stimmt das mit Sicherheit nicht".
Der Horneburger Karl-Heinz Weber bringt jetzt neben dem Regierungspräsidenten auch das NRW-Umweltministerium auf Trab. Schon am vorvergangenen Wochenende hatte der über den Gestank der benachbarten Wurstfabrik empörte Horneburger den RP in Münster als Aufsichtsbehörde darüber informiert, was vor den Toren der Schlossgemeinde für dicke Luft sorgt. "Dieses Wochenende war nicht besser", schreibt Weber in einem neuerlichen Protestbrief. "Die Firma darf weiterhin ungestraft eine Technik nutzen, die bis zur gesundheitlichen Schädigung der Horneburger geht: Übelkeit, Kopfschmerzen u.sw. werden billigend in Kauf genommen." Wenn der Wind dreht, heißt das in der Schlossgemeine: Der Barfuss komme wieder nach Horneburg. Der Name sei Synonym für Gestank und Lärm. [...]
[WAZ, 01. 02. 2000]
Wieder nicht sehr schmeichelhaft für die Firma mit www.barfuss.de ... aber das hatten wir schon und soll uns jetzt auch reichen !

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Zehen reizen Pilze
Gräfeling (taz)- Pilze mögen keine sauberen Füße. Diese Erkenntis verbreitet die Redaktion der medizinischen Fachzeitschrift Ärztliche Praxis (AP) in ihrer neuesten Ausgabe. Dass die Bundesbürger offenbar keine sauberen Füsse mögen, beweist die Tatsache, dass rund jeder dritte an einer Pilzerkrankung leidet. Als besonders gefährdet für Mykosen gelten nämlich die Füße. Optimale Lebensbedingungen findet der Fußpilz vor allem in den Räumen zwischen den Zehen, von dort nimmt die Infektion am häufigsten ihren Lauf.
Zunächst verspüren Betroffene an den befallenen Stellen erheblichen Juckreiz, die Haut ist gerötet und beginnt zu schuppen. Am Rand der Infektion erscheint die Haut meist etwas dunkler, dort können auch Pusteln oder Bläschen, in schweren Fällen dicke, ekelhafte Schrunden oder Einrisse auftreten. Unerkannt und unbehandelt können Abszesse folgen.
Jedoch können die Bundesbürger mit einfachen Hygienemaßnahmen Infektionen verhindern. In öffentlichen Einrichtungen wie Bädern, Turnhallen oder Hotelzimmern sollte laut AP niemals barfuß gelaufen werden.
[TAZ, 01. 02. 2000]
Ob das Thema jetzt in der Presselandschaft die halbinformiert - barfußfeindliche Runde macht ?

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Fruit in der Pumpe
Und der Norden taut langsam auf
"Mating Season heißt eigentlich soviel wie Paarungszeit, der Song ist aber anders gemeint." Wie, das bleibt Fruit-Sängerin Catenia dem Publikum in der Pumpe schuldig. Macht nichts, das Sextett aus Frankfurt hat genug leckere Alternativen. [...] Spätestens beim vierten Stück "Mr. Strawberry", der ersten Single der Band, sind die größten Schwierigkeiten dann behoben. Catenia singt und sägt, schraubt ihre Stimme jauchzend in die Höhen, Verweise auf Garbage sind nicht von der Hand zu weisen. "Kommt nach vorne!" ruft sie und wiegt ihre Hüften lasziv im engen Kleid. Und der "kühle Norden" taut langsam auf, belegt zum Sound des Fruchtsorbeees die Tanzfläche vor der Bühne. "Langweilig" findet immer noch lautstark ein Besucher und verlässt den Raum, während ein Mädel es der Sängerin vor lauter Spaß an der Musik gleichtut und barfuß über den Boden des Roten Salons trippelt. [...] Im modernen Klanggewand verpacken die sechs Frankfurter Früchte Texte und Spiel und bescheren so dem Publikum einen locker - bunten Abend.
[Kieler Nachrichten, 03. 02. 2000]

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Dianne Reeves und Diana Krall bei den "Jazz Nights" in der Musikhalle gefeiert
Satter Blues, cooles Lächeln
Von JOACHIM MISCHKE. Hamburg - Zur Zugabe hielt es sie nicht mehr in ihren Schuhen: Dianne Reeves zog sie einfach aus und tanzte barfuß über die Bühne der bestens besuchten Musikhalle. Bodenständig war das, was sie und ihr exzellentes Begleit - Trio zuvor von sich hören ließen, deswegen aber keineswegs, denn da hatte die von vielen immer noch sträflich unterschätzte Vokalistin bereits einen Auftritt bei den "Jazz Nights" hinter sich, der nahezu furchterregend gut und rundum begeisternd war. Reeves ist eine Frau von Format. Eine afroamerikanische Gegenwartskünstlerin, die ihre Lektion in Sachen Halbherzigkeiten im von Weißen beherrschten Musik-Business gelernt hat und sich nichts mehr vorschreiben lässt [...]
Die vielen Vorschusslorbeeren, die der jungen Kanadierin Diana Krall, dem zweiten Star des Abends, in letzter Zeit umgehängt wurden, scheinen nach wie vor einiges zu schwer für sie zu sein. [...] Doch von der überschäumenden Lebensfreude, mit der Reeves das Publikum zum Toben brachte, war Krall an diesem Abend noch weit entfernt.
[Hamburger Abendblatt, 05. 02. 2000]
Barfuß und "überschäumende Lebensfreude" passen halt prächtig zusammen ! und daß der Barfuß - Auftritt bei frau Reeves dazu gehört, zeigt folgender Beitrag :

Diana Krall Group und Dianne Reeves bei den Jazz Nights in der Liederhalle [...] Die Diana Krall Group hat sich ganz dem swingenden Bar - Jazz in kleiner Besetzung verschrieben. [...] Diana Kralls Gesang erzeugt eine ganz eigenartige Spannung, da er vokale Kraftreserven vermuten lässt, welche jedoch nie voll ausgeschöpft werden. [...] Die Musik von Dianne Reeves ist progressiver. Mit Schlagzeug, Bass, Flügel und Keyboards pflegt die sympathische Diva einen ganz anderen Sound [...] Die Künstlerin geht ganz in ihrem Gesang auf, wirft kleine Scat-Melodien ein, tanzt barfuß. [...] Der Auftritt von Dianne Reeves vermittelt somit eine überschäumende Lebensfreude, welche die Zuschauer in der ausverkauften Liederhalle schnell erfasst und zu wahren Begeisterungsstürmen treibt. [...]
[Stuttgarter Nachrichten, 08. 02. 2000]

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Erzählabend: Wie lebten kinderreiche Familien in den Walddörfern?
[...] Bad Neustadt Christbaum an der Decke und Backstein im Bett
[...] Arm, aber kinderreich, so lebten die Rhöner zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Mit bis zu zehn Personen in einem kleinen Zimmer - und am Wintermorgen unter einer schneebedeckten Zudecke aufwachen. Beim Erzählabend in Sandberg erinnerten sich ältere Bürger an ihre Kinderzeit in der Großfamilie. [...] Die Kinder mussten tüchtig ran, beim Steinlesen, bei der Aussaat und Ernte, beim Reisig- und "Spreißelich-machen". [...] Auch beim Wiesenmähen mussten die Kinder mit ran. In Langenleiten gingen die älteren Schüler schon früh um zwei Uhr "auf den Berg"; bis Schulbeginn waren sie wieder zurück. [...] In den Großfamilien schliefen meist mehrere Kinder in einem Bett. Als es ihm im Haus mit elf Personen zu eng wurde, zog Adolf Hildmann ins Nebengebäude und schlief dort unter dem Dach. Da war die Zudecke im Winter oft mit einer Schneeschicht bedeckt. Als Unterlage diente ein Strohsack "der war besser als die heutigen Matratzen...". Wer fror, nahm sich einen Backstein mit ins Bett, der zuvor in der Ofenröhre gewärmt wurde.
Wenn's geschneit hatte, sind die Langenleitener Kinder vor dem Schlafengehen häufig noch barfuß durchs Dorf gelaufen - "danach waren die Füße warm..." [...]
[Volksblatt Würzburg, 07. 02. 2000]
Auch unter komfortableren Wohnverhältnissen sind warme Füße nach dem Barfußlaufen im Schnee für junge wie erwachsene Menschen ein schönes Gefühl !

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[...] «100 Jahre Leben im Oberdorf Mett»
Kinderparadies ohne Spielzeuge Therese Wyttenbach erzählte am Samstagvormittag im Alterswohnheim Büttenberg über «100 Jahre Leben im Oberdorf Mett», dem Paradies ihrer Jugend.
[...] Therese Wyttenbach ist keine 100, bloss 71. Doch sie nimmt die Augen ihrer verstorbenen Mutter und Grossmutter zu Hilfe, und «dann werden es mindestens 100 Jahre, auf die ich zurückblicken kann»: Auf ein Dorf, welches sie als Paradies ihrer Kindheit erlebte und dessen spätere Entwicklung ihr manchmal weh tue. [...] Therese Wyttenbach schildert eine Begegnung von neulich mit ihrem Cousin, ebenfalls in Mett aufgewachsen: «Ich glaube nicht, dass jemand in einem schöneren Paradies aufwachsen konnte als wir», habe er ihr gesagt. Und sie mochte ihm beipflichten. Zum Paradies gehörte einmal die Grossfamilie. Als die Grosseltern das fünfte Kind auf die Welt stellten, reichte der Platz im Waldhäuschen nicht mehr aus. Freunde halfen ihnen, ebenfalls im Oberdorf ein grosses Haus zu bauen, künftiges Heim der ganzen Sippe [...] «Es war die Zeit, als man noch füreinander schaute und nicht jeder für sich.» Zum Paradies gehörte ferner die Natur. Therese Wyttenbach erinnert sich an die Zeit, als in Mett die Matten blühten, Löwenzahn und Wiesenschaum, so weit das Auge reichte. Nur wenige Häuser, nur wenige Strassen, und die es hatte, nicht mit Teer überzogen. Das wisse sie ganz genau, sagt Wyttenbach, schliesslich sei sie den ganzen Sommer barfuss gegangen. Zum Paradies fehlten den Metter Kindern keine Spielzeuge, «die Natur war uns Spielzeug genug, uns gehörte das Oberdorf». [...]
[Bieler Tagblatt, 07. 02. 2000]

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Hollywoodsches Jammertal
KINO / «Angela's Ashes», Alan Parkers Verfilmung des Romans von Frank McCourt [...] Ein Mädchen stirbt wenige Tage nach der Geburt, seine vier Brüder tollen selbst dann ohne Kleider herum, wenn sie nicht in der Badewanne stehen, und Essen kommt nur auf den Tisch, wenn sich die Nachbarin erbarmt. Das Elend im Brooklyner Haushalt der McCourts finden zwei Tanten so schrecklich, dass sie der armen Familie sofort Tickets für die Rückkehr in ihre Heimat organisieren. So beginnt die jüngste Inszenierung von Alan Parker, dem Regisseur von «Evita», «Angel Heart» und «Midnight Express».
Im irischen Limerick aber, wo die McCourts am Bahnhof von ihren Verwandten wenig begeistert begrüsst werden, gibts keine Änderung des trostlosen Lebens. Vater McCourt bekommt von der IRA weder Arbeit noch finanzielle Unterstützung und verjubelt das wenige Geld vom Arbeitsamt in Kneipen. Mutter Angela erbettelt Almosen von der Kirche und bringt zwei weitere Kinder auf die Welt, nachdem die jüngsten Geschwister von Frank und Malachy zu Grabe getragen worden sind. [...] in der Schule gibt es für die schlecht ernährten Knaben regelmässig Schelte, weil sie barfuss daherkommen. [...]
Armut als Konsumprodukt Es ist in Alan Parkers Verfilmung von Frank McCourts autobiografischem Roman «Angela's Ashes» nicht nur ein Jammer, was auf der Leinwand gezeigt wird, sondern auch, wie es gezeigt wird. Im Gegensatz zu seinem bisher besten Film «The Commitments», den er nach einer Vorlage des Schriftstellers Roddy Doyle gedreht hat, gelingt dem Regisseur diesmal nur eine erbärmlich platte Verbindung von Musik und Milieuschilderung [...] Aus dem in Frank McCourts aufwühlendem Buch akribisch genau beschriebenen Elend wird in klassischer Hollywood-Manier ein leicht verkäufliches Konsumprodukt gemacht. [...] Einen trotzigen Stolz strahlen die drei verschiedenen Darsteller des heranwachsenden Frank McCourt aus: Das beschert dem Film wohl ein paar wenige starke Momente, kann aber am schalen Gesamteindruck dieser unglücklichen Inszenierung nur wenig ändern.
[Der Bund, 08. 02. 2000]

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Belesene Füße
Georg

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