Hochinteressante These : Barfußlaufen entwickelte das menschliche Gehirn (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Wednesday, 02.02.2000, 15:13 (vor 9062 Tagen)

Hallo Forum,

diese Auffassung vertritt jedenfalls der Autor Urs Gerig !

Von allen unseren Körperteilen werden die Füße am meisten gebraucht, aber am schlechtesten behandelt.

Mit dieser vielfach sicher recht zutreffenden Problembeschreibung beginnt der Schweizer Walking - Instruktor in seinem Buch "Richtig Walking" ein Kapitel über "Barfußlaufen - die natürlichste Fußreflexzonenmassage". Aus diesem entnehme ich hier einige Auszüge :

Der Fuß besteht aus 28 Knochen und 32 Gelenken und hat wie die Wirbelsäule einen unmittelbaren Einfluß auf unsere gesamte Körperhaltung. Vergleichbar mit einer kräftigen und .beweglichen Wirbelsäule hat auch eine trainierte Fußmuskulatur positive Auswirkungen auf die Haltung und die Bewegungen. [...] Die beste Möglichkeit, die Beweglichkeit und Funktionsfähigkeit der Füße zu fördern, ist das Barfußlaufen auf einer Wiese oder im Sand. Das Gehen auf weichem Untergrund hält den Fuß beweglich, kräftigt die Fuß- und Unterschenkelmuskeln und hilft Fußschäden vorzubeugen.

Diesen einleitenden Feststellungen folgt nunmehr ein Teil über die Reflexzonen des Fußes und deren Stimulation :

Barfußgehen im Gras ist ein zwar ungewohntes, aber wunderbares Erlebnis und eine gute sowie kostenlose Reflexzonenmassage. In der Fußreflexzonentherapie geht man davon aus, daß sich der ganze Körper mit all seinen Funktionen auf den Fußsohlen widerspiegelt. Die einzelnen Zonen stehen in direkter Verbindung mit den entsprechenden Regionen des Körpers.

Der Autor - selbst Sportmasseur - hebt die Wirksamkeit dieses Systems hervor :

Als der Mensch noch ohne feste Schuhsohlen unterwegs war, erfüllten die Reflexzonen der Füße die Aufgabe eines Selbstheilungssystems. Durch den Druckreiz von Steinen und Wurzeln wurde die Durchblutung in den korrespondierenden Regionen gefördert, und die körpereigenen Heilungskräfte wurden angeregt. Mit der Entwicklung zum Büromenschen und der Verbetonierung von Wiesen und Wäldern hat dieses Heilsystem seine Wirkung immer mehr verloren.

Und dann kommt er an die Stelle, auf die sich die Überschrift bezieht :

Keine Tiergattung außer dem Affen besitzt ähnliche Hände und Füße wie der Mensch. So mag gerade das Sichaufrichten auf zwei Beine mit derart gestalteten Füßen der Ursprung für die Entwicklung des Gehirns sein:
Dadurch, daß das ganze Körpergewicht plötzlich über die Fußsohlen auf den Boden drückte, wurden auch die Reflexzonen stärker stimuliert und' mehr Reflexreize ins Gehirn transportiert. Von diesem Zeitpunkt an bis zu unseren Tagen lernte das Unterbewußte im Menschen, auf die verschiedenen Empfindungen der Füße beim Kontakt mit dem Boden zu achten. Reparatursysteme wurden entwickelt und ausprobiert, auch die mögliche Nutzung der Einwirkungen beim Barfußlaufen über das Gelände. Reflexgebiete wurden aufgebaut, Reflexe erkannt und, sofern nutzbringend, entsprechend codiert und in den unbewußten Ablauf des Lebens eingebaut. Nicht brauchbare, wiederkehrende Reflexereignisse aber wurden als Schmerz ins Bewußtsein gebracht. So können wir auf solche Einwirkungen reagieren.

Der Gedankengang hat für mein Empfinden mindestens die Logik für sich. Tatsächlich ist es einleuchtend anzunehmen, daß die kontinuierlich wirksamen, aber ständig wechselnden Informationen, die das Nervensystem des Barfußläufers an das Gehirn liefert (für Schuhträger gilt allerdings : den barfußlaufenden Vorfahren geliefert hatte), dort Weiter - Entwicklungsprozesse auslöst(e) !

Der Autor führt seinen Gedankengang noch fort :

Wir sind in unserer Entwicklungsgeschichte noch relativ nah am täglich barfuß laufenden Wesen. So hat unser Körper die mit dem Entwicklungsprozeß erworbene Erwartung in Bezug auf die Fußsohlen in Verbindung mit dem Gehen nicht »vergessen«. Das bedeutet aber, daß das Unterbewußte erwartet, daß der eine oder andere spitze oder harte Gegenstand am Boden sich in die Fußsohle drückt. Es erwartet auch, daß solcher Druck reflektorisch in zugehörige Körpergebiete wandert. Durch die Entwicklung der Fußbekleidung bis hin zum heutigen Schuh wurde der Fuß immer mehr dem Natürlichen entfremdet. Da in unserer westlichen Zivilisation der Schuh zur täglichen Bekleidung gehört, wird der Fuß kaum noch bzw. zu wenig barfuß benützt. Wenn aber der Fuß im Schuh steckt, wird die im Unterbewußten verankerte Erwartung beim Gehen nicht erfüllt. Der heutige Schuh ist zudem nicht förderlich, da er mit weitgehend glatter, ebener Innenfläche dem Fuß den ganzen Tag über nur ein und dieselbe gerade Fläche anbietet. Von Natur aus ist aber der Fuß so codiert, daß sich beim Gehen das Gelände fortwährend ändert.

Was der Autor meint - sofern ich ihn nicht ganz mißverstehe - ist also : der Entwicklungsprozeß wird durch das Schuhetragen nicht nur abgebrochen, sondern es tritt sogar eine negative Reaktion auf, weil die Codierung des Menschen auf Sinnesempfindungen, die ausbleiben, dies mit sich bringt.
Falls das Barfußgehen tatsächlich diese herausragende Bedeutung hat, verdummt eine Schuhträgergesellschaft mithin auf Dauer !

Der Beitrag empfiehlt nunmehr die Reflexzonenmassage als Behelf für Schuhträger und endet mit der Feststellung :

Barfußlaufen ist die natürlichste Fußreflexzonenmassage. Das sollten Sie sich einprägen und immer, wenn es nur möglich ist, barfuß gehen! Und:
Barfußlaufen ist sicherer, als Sie denken - die Haut der Füße ist sechsmal widerstandsfähiger gegen Verletzungen als die Haut an anderen Teilen des Körpers.

Ûrs Gerig, Richtig Walking, München (BLV) 1996, S. 63 - 64

Ich hoffe, es ergibt sich eine interessante Diskussion. Und ein paar eingängige Knallerargumente pro barfuß lassen sich auch ableiten , z. B.

"Bewahrt Eure Intelligenz - lauft barfuß !"
oder : "Schuhe tragen ? Ich werd’ doch nicht blöd !"

Füße an alle
Georg

PS : Übrigens : nur eigenes Barfußlaufen erhält die Intelligenz ...

Ob das wissenschaftlich haltbar ist?

Marco N., Wednesday, 02.02.2000, 17:30 (vor 9062 Tagen) @ Georg

Und dann kommt er an die Stelle, auf die sich die Überschrift bezieht :
Keine Tiergattung außer dem Affen besitzt ähnliche Hände und Füße wie der Mensch. So mag gerade das Sichaufrichten auf zwei Beine mit derart gestalteten Füßen der Ursprung für die Entwicklung des Gehirns sein:
Dadurch, daß das ganze Körpergewicht plötzlich über die Fußsohlen auf den Boden drückte,

Na aber, von "plötzlich" kann ja wohl überhaupt nicht die Rede sein. Nach allen gängigen Theorien hat es von den ersten Einzellern bis zum Menschen Millionen von Jahren gedauert. Auch der aufrechte Gang kam nicht über Nacht, soviel ist mal sicher.

wurden auch die Reflexzonen stärker stimuliert und' mehr Reflexreize ins Gehirn transportiert. Von diesem Zeitpunkt an bis zu unseren Tagen lernte das Unterbewußte im Menschen, auf die verschiedenen Empfindungen der Füße beim Kontakt mit dem Boden zu achten. Reparatursysteme wurden entwickelt und ausprobiert, auch die mögliche Nutzung der Einwirkungen beim Barfußlaufen über das Gelände. Reflexgebiete wurden aufgebaut, Reflexe erkannt und, sofern nutzbringend, entsprechend codiert und in den unbewußten Ablauf des Lebens eingebaut. Nicht brauchbare, wiederkehrende Reflexereignisse aber wurden als Schmerz ins Bewußtsein gebracht. So können wir auf solche Einwirkungen reagieren.

Der Gedankengang hat für mein Empfinden mindestens die Logik für sich.

Tatsächlich? Finde ich nicht.

Tatsächlich ist es einleuchtend anzunehmen, daß die kontinuierlich wirksamen, aber ständig wechselnden Informationen, die das Nervensystem des Barfußläufers an das Gehirn liefert (für Schuhträger gilt allerdings : den barfußlaufenden Vorfahren geliefert hatte), dort Weiter - Entwicklungsprozesse auslöst(e) !

Sorry, aber hier wird wohl doch etwas arg übertrieben... daß Barfußlaufen gesund ist und positive Effekte hat, glaube ich gern. Aber ihm gleich die Entwicklung des menschlichen Gehirns zuzuschreiben, das kann ja wohl nicht ernst gemeint sein.
Würde mich mal interessieren, was namhafte Anthropologen und Medizinprofessoren dazu sagen - wahrscheinlich würden sie herzlich lachen.
Stimulation des Körpers über die Fußsohlen, ja - aber dazu braucht man keine pseudowissenschaftlichen Theorien, um das zu genießen.

Halten wir uns lieber an Fakten!

Lorenz, Wednesday, 02.02.2000, 21:55 (vor 9062 Tagen) @ Marco N.

Hallo Marco,

Skepsis is durchaus angebracht, wenn es jemand wohl gut meint, aber weit über das Ziel hinausschießt!

Würde mich mal interessieren, was namhafte Anthropologen und Medizinprofessoren dazu sagen - wahrscheinlich würden sie herzlich lachen.

Ich bin zwar nur Chemiker, habe aber auch schon in Randbereichen der Evolutionsforschung gearbeitet -- und mich immer sehr dafür interessiert. Hier mein Senf zu dieses Theorie von den gehirnförderlichen Fußreflexen:

Die hier aufgestellte These widerspricht dem Grundsatz, daß erworbene Eigenschaften nicht vererbt werden können. Falls eine Stimulation des Großhirns durch Fußreflexe bei einem Menschen aufträte, wäre dies natürlich schön für ihn, aber er kann das nicht an seine Nachkommen weitergeben. Zur Evolution des Menschen kann das also nicht beigetragen haben.

Die unbestrittenen wissenschaftlichen Fakten sind aber auch recht faszinierend. Danach gab es vor 3,5 Milliarden Jahren den aufrecht gehende Homo habilis, der noch ein Affengehirn hatte, aber sehr ähnliche Fußabdrücke hinterlassen hat wie wir. Affen haben dagegen "Hände an den Beinen" die gut zum Klettern sind, aber zum zweibeinigen Laufen nicht taugen. Der aufrecht gehende Mensch hatte nun die Hände frei! Erst dadurch wurde das Wachstum der Großhirnrinde ein Selektionsvorteil, weil die wachsende Intelligenz mit den Händen umgesetzt werden konnte: durch Waffen- und Werkzeuggebrauch, später auch durch Malerei und Schrift. Ohne die Hände frei zu haben, wäre das ganze Hirnschmalz ineffizient! So meine ich schon, daß die Entwicklung des Fußes als Organ für den aufrechten Gang eine Schlüsselrolle bei der "Menschwerdung" spielte.

Sicherlich spielt die Fußsohle eine Rolle als Sinnesorgan. Der Naturmensch hat mit ihr immer unmittelbaren Tastkontakt mit der Biosphäre, mit der er in enger Beziehung lebt. Beim Barfußwandern erleben wir die Abwechslung von weich und hart, feucht und trocken, warm und kalt, lebender Vegetation und totem Gestein. Für uns ist das ein Vergnügen, für den Steinzeitmenschen war das wertvolle Information, die ihm sicherlich half, Wasserstellen und Nahrungsquellen zu finden.

Was uns betrifft, so ist es ganz sicher, daß wir aus Sinneseindrücken lernen, daß also unsere Intelligenz von bewußtem Wahrnehmen profitiert. Und ich meine, auch Sinneseindrücke über die Füße können dazu beitragen! Ich stelle mir vor (damit bin ich weniger Wissenschaftler als Fühlpfad-Initiator), daß die Füße als Organ der Umweltwahrnehmung die Intelligenz für ökologische Fragestellungen günstig beeinflussen können - der beschuhten Menschheit fehlt es jedenfalls gerade an dieser Stelle!

Meinetwegen können wir also ruhig dabei bleiben, Barfußgehen als intelligenzfördernd und persönlichkeitsbildend einzustufen. Aber die Geschichte von der Entwicklung der Menschheit müssen wir unter dem Aspekt der Fußreflexe nicht neu schreiben!

Gruß, Lorenz

Halten wir uns lieber an Fakten!

unci, Wednesday, 02.02.2000, 22:24 (vor 9062 Tagen) @ Lorenz

Affen haben dagegen "Hände an den Beinen" die gut zum Klettern sind, aber zum zweibeinigen Laufen nicht taugen.

Wenn wir auf bäume klettern oder in schwerelosigkeit auf einer raumstation arbeiten, wünschen wir uns wieder vier hände. :)

These und Fakten

Georg @, Thursday, 03.02.2000, 19:58 (vor 9061 Tagen) @ Lorenz

Hallo zusammen,

die von mir erhoffte lebhafte Diskussion hat ja schon eingesetzt - hoffentlich geht sie noch etwas weiter !
Ich hoffe, daß beim Lesen meines Beitrags deutlich geworden ist, daß ich die Überlegungen von Urs Gerig mit gewisser Distanz widergegeben hatte - ich will aber überhaupt nicht verhehlen, daß ich die Überlegung - richtig eingeordnet - recht reizvoll finde (und dann für die von uns immer wieder einmal benötigte und theoretisch wiederholt angedachte Pro - Barfuß - Argumentation auch hilfreich und verwendbar).

In diesem Sinne einige Anmerkungen zu Euren bisherigen Erwiderungen :

Die zu starke Fixierung auf nur einen Aspekt des Körpers, hier das Barfußlaufen, führt zu einer Unterbewertung der anderen Sinne. Der gesamte Körper ist äußeren Reizen ausgesetzt, durch Wind, Wetter, Geräusche, Licht, Schmerz, etc. Nun "alles" auf die Fußreflexzonen (zugegebenermaßen glaube ich nicht an diese) zu schieben scheint mir mehr als gewagt. Kai

Ich bin auch kein Freund monokausaler Betrachtungsweisen ! Daß die Entwicklung des Gehirns ausschließlich auf das Barfußgehen zurückzuführen wäre, ist sicher Unfug. Ich habe den Autor auch eher so verstanden, daß er im Barfußlaufen einen wesentlichen Beitrag dazu erkennen wollte.
Die zentrale Frage in diesem Zusammenhang ist ja die, was die Entwicklung des Säugetiers "Mensch" zu einem intelligenten Wesen ermöglicht bzw. unterstützt hat. Den o. g. äußeren Reizen sind ja auch alle anderen Spezies ausgesetzt, sie können daher eigentlich nicht die ausschlaggebende Rolle spielen.
Die Argumentation des Autors hebt ja auf die Reflexzonen ab und auf die Wirkung von deren verstärkter Stimulation, die sich durch das Aufrichten des Menschen ergeben hat, mit der geschilderten Wirkung auf Nervensystem und Gehirn.
Nun bin ich auch kein Biologe oder Naturwissenschaftler und muß (oder will) mich deshalb auf die Richtigkeit der Angaben des Autors verlassen - wenn auch andere Säugetiere ein solches Reflexzonensystem an den "hauptbelasteten Pfoten" haben sollten (wiewohl es die bei den "Vierfüßlern" ja nicht geben dürfte ...), wäre natürlich der mir hauptsächlich einleuchtende Teil der Argumentation entwertet : nämlich daß dieses Reflexzonensystem und seine Wirkungen eine Besonderheit des Menschen sind.

Die hier aufgestellte These widerspricht dem Grundsatz, daß erworbene Eigenschaften nicht vererbt werden können. Falls eine Stimulation des Großhirns durch Fußreflexe bei einem Menschen aufträte, wäre dies natürlich schön für ihn, aber er kann das nicht an seine Nachkommen weitergeben. Lorenz

Die Stimulation des Großhirns wirkt sich - immer vorausgesetzt, unser Autor liegt richtig - nicht bei einem, sondern allen Menschen aus ! Ich kann mir jedenfalls nicht gut vorstellen, daß die Entwicklung des Gehirns ausschließlich auf Zufälle der Evolution zurückzuführen wäre.

Sicherlich spielt die Fußsohle eine Rolle als Sinnesorgan. Der Naturmensch hat mit ihr immer unmittelbaren Tastkontakt mit der Biosphäre, mit der er in enger Beziehung lebt. Beim Barfußwandern erleben wir die Abwechslung von weich und hart, feucht und trocken, warm und kalt, lebender Vegetation und totem Gestein. Für uns ist das ein Vergnügen, für den Steinzeitmenschen war das wertvolle Information, die ihm sicherlich half, Wasserstellen und Nahrungsquellen zu finden. [...] Was uns betrifft, so ist es ganz sicher, daß wir aus Sinneseindrücken lernen, daß also unsere Intelligenz von bewußtem Wahrnehmen profitiert. Lorenz

Da das, was für uns gilt, auch für unsere Vorfahren gelten dürfte, wären sie somit doch barfuß auf dem Weg zur Intelligenz !

Im übrgen ist das, was Du, Lorenz, ausführst über den Gebrauch der Hände etc. absolut einleuchtend - und auch, daß die Sensibilität der nackten Füße dafür sehr hilfreich war.
Und wenn wir dies alles zusammennehmen, komme ich. im Ergebnis jedenfalls zu einer wesentlichen Bedeutung des Barfußlaufens für die körperliche und die geistige Entwicklung des Menschen.

Georg

These und Fakten

Lorenz ⌂, Thursday, 03.02.2000, 21:25 (vor 9061 Tagen) @ Georg

Hallo Georg,

die von mir erhoffte lebhafte Diskussion hat ja schon eingesetzt - hoffentlich geht sie noch etwas weiter !

Muß eben einfach sein -- wo doch Evolution eines meiner Lieblingsthemen ist!

Die Stimulation des Großhirns wirkt sich - immer vorausgesetzt, unser Autor liegt richtig - nicht bei einem, sondern allen Menschen aus !

Aber es gibt keinen Unterschied in der Hirnmasse zwischen beschuhten und barfüßigen Völkern. Schon bei der Geburt, lange vor dem ersten Schritt sind die Gehirnzellen vollzählig! Daß die Sinneserfahrungen der Fußsohlen speziellen Hirnarealen einen wertvollen Lerneffekt ermöglichen, glaube ich auf jeden Fall, aber das Gelernte kann eben nicht weitervererbt werden und deshalb zur biologischen Evolution nicht beitragen.

Ich kann mir jedenfalls nicht gut vorstellen, daß die Entwicklung des Gehirns ausschließlich auf Zufälle der Evolution zurückzuführen wäre.

Evolution ist nie Zufall, das versuche ich im Symbiosekapitel meiner HP zu begünden (s. Link unten). Große Entwicklungsschübe beruhen immer auf Selektionsvorteilen, die sich durch die Entwicklung neuartiger Beziehungen zur Umwelt auftun. Und seit der Mensch dank seiner wunderbaren Füße die Hände frei hatte, konnte er neue Beziehungen eingehen: Techniken der gemeinsamen Jagd entwickeln, später Tiere domestizieren, Pflanzen aussäen und später züchten. Die Entwicklung von mehr Hirnsubstanz war erst dann vorteilhaft, als für diese neuartigen Symbiosen zusätzliche Intelligenz vonnöten war. Außerdem sorgte die gemeinsame Jagd für eiweißreiche Ernährung, die die Bildung von mehr Hirnmasse erleichterte.

Und wenn wir dies alles zusammennehmen, komme ich. im Ergebnis jedenfalls zu einer wesentlichen Bedeutung des Barfußlaufens für die körperliche und die geistige Entwicklung des Menschen.

Das hoffe ich ja auch, aber wissenschaftlich begründen kann man diese These nur ansatzweise. Und wenn man es gar nicht begründen könnte, wäre es mir auch egal -- weil mit barfuß laufen einfach Spaß macht!

Herzliche Füße, Lorenz

[image] Die Bildung von Symbiosen

Hochinteressante These : Barfußlaufen entwickelte das menschliche Gehirn

Roland Schorno @, Wednesday, 02.02.2000, 17:48 (vor 9062 Tagen) @ Georg

Jetzt weiss ich endlich "wohers kommt"!. Ich glaubte immer, ich hätte es geerbt.

Gegenthese: Denken entwickelte das menschliche Gehirn

Kai @, Wednesday, 02.02.2000, 20:00 (vor 9062 Tagen) @ Georg

Hallo Georg,

der Beitrag liest sich ja ganz spannend und unterhaltsam. Aber ich glaube, dass dem Autor bei seiner Begeisterung fürs Barfußlaufen der Gaul etwas durchgegangen ist.

Dadurch, daß das ganze Körpergewicht plötzlich über die Fußsohlen
auf den Boden drückte, wurden auch die Reflexzonen stärker
stimuliert und' mehr Reflexreize ins Gehirn transportiert. Von
diesem Zeitpunkt an bis zu unseren Tagen lernte das Unterbewußte im
Menschen, auf die verschiedenen Empfindungen der Füße beim Kontakt
mit dem Boden zu achten. Reparatursysteme wurden entwickelt und
ausprobiert,

Diese These würde ja irgendwo bedeuten, dass es eine Frage des Gewichtes sei, wie intelligent jemand wäre ... oder? Müssten dann die schwersten Lebenwesen mit dem kräftigsten Fußabdruck nicht auch die intelligentesten sein?

Tatsächlich ist es einleuchtend anzunehmen, daß die
kontinuierlich wirksamen, aber ständig wechselnden Informationen,
die das Nervensystem des Barfußläufers an das Gehirn liefert (für
Schuhträger gilt allerdings : den barfußlaufenden Vorfahren
geliefert hatte), dort Weiter - Entwicklungsprozesse auslöst(e) !

Auch hier: Die zu starke Fixierung auf nur einen Aspekt des Körpers, hier das Barfußlaufen, führt zu einer Unterbewertung der anderen Sinne. Der gesamte Körper ist äußeren Reizen ausgesetzt, durch Wind, Wetter, Geräusche, Licht, Schmerz, etc. Nun "alles" auf die Fußreflexzonen (zugegebenermaßen glaube ich nicht an diese) zu schieben scheint mir mehr als gewagt.

benützt. Wenn aber der Fuß im Schuh steckt, wird die im
Unterbewußten verankerte Erwartung beim Gehen nicht erfüllt. Der
heutige Schuh ist zudem nicht förderlich, da er mit weitgehend
glatter, ebener Innenfläche dem Fuß den ganzen Tag über nur ein und
dieselbe gerade Fläche anbietet. Von Natur aus ist aber der Fuß so
codiert, daß sich beim Gehen das Gelände fortwährend ändert.
Was der Autor meint - sofern ich ihn nicht ganz mißverstehe - ist
also : der Entwicklungsprozeß wird durch das Schuhetragen nicht nur
abgebrochen, sondern es tritt sogar eine negative Reaktion auf,
weil die Codierung des Menschen auf Sinnesempfindungen, die
ausbleiben, dies mit sich bringt.
Falls das Barfußgehen tatsächlich diese herausragende Bedeutung hat,
verdummt eine Schuhträgergesellschaft mithin auf Dauer !

Was heißt Verdummung - was heißt Intelligenz? Ist als Maßstab für Intelligenz nicht auch die gesellschaftliche Entwicklung des Menschen in Wissenschaft, Technik und Sozialverhalten denkbar. Unter diesen Prämissen glaube ich, dass die letzten Jahrhunderte beschuhten Gehens nicht gerade negativ für die Menschheitsentwicklung waren, verglichen mit anderen Kulturen und früheren Zeiten. Aber: Auch Schuhe haben, genausowenig wie bare Füße, die zivilisatorische Entwicklung befördert.

Schuhgebrauch ist ein simpler Tribut an klimatische Verhältnisse, der sich über gesellschaftliche Normen zu einem Bekleidungsstandard entwickelt hat. Nicht mehr und nicht weniger.

Barfußlaufen ist die natürlichste Fußreflexzonenmassage. Das
sollten Sie sich einprägen und immer, wenn es nur möglich ist,
barfuß gehen!

Na da kann man ja wieder gut zustimmen. Barfußlaufen ist gesund, da es z.B. den Kreislauf stimuliert und den Körper an Kältereize gewöhnt.

"Bewahrt Eure Intelligenz - lauft barfuß !"
oder : "Schuhe tragen ? Ich werd’ doch nicht blöd !"

Ich glaube, es gibt wahrlich bessere Argumente Pro Barfuß und Contra Schuhe, die allesamt im gesundheitlichen Bereich und im "Wellness-"Bereich liegen.

Das einzige, was nach meiner Ansicht das Gehirn nachhaltig entwickelt ist eine vernünftige Förderung von Kindern, eine aktive Auseinandersetzung mit anderen Menschen und Ideen, sowie der tägliche Gebrauch der kleinen grauen Zellen.

Nix für ungut

Kai

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