Bei dünner Meldungslage Blicke in ein Zeitungsarchiv (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Forum,
die Suche in PAPERBALL bringt im Moment besonders wenig an verwertbaren Beiträgen. Deshalb heute mal der Blick in ein Archiv.
Nur wenige Zeitungen halten auch ältere Ausgaben online erreichbar, eine davon ist die Berliner Morgenpost. In ihrem Archiv habe ich gestöbert und das Ergebnis thematisch sortiert.
Wenn Ihr noch andere Zeitungen mit Online Archiven kennt, meldet Euch bitte !
Kinderfüße brauchen gutes Schuhwerk - und das Barfußlaufen
Von Claudia Bohm Der fünfjährige Richard hat X-Beine und dazu noch Knickfüße, seine Knöchel weisen also nach innen. Deutlich zu erkennen ist das auch an den immer wieder schief abgelaufenen Absätzen.
Damit ihr Sprößling auch später als Erwachsener gut zu Fuß ist, geht die besorgte Mutter zum Orthopäden. Statt Krankengymnastik und Einlagen zu verschreiben, empfiehlt er, den Jungen oft barfuß laufen zu lassen und Fußübungen für zu Hause.
Haben die bei Kindern ohnehin unbeliebten Einlagen ausgedient? «Einlagen bringen keinen Nutzen bei dem sogenannten lockeren oder natürlichen Knickfuß. Dies haben wissenschaftliche Studien gezeigt», sagt Prof. Peter Engelhardt, der am Krankenhaus Am Urban die Orthopädische Abteilung leitet. Die meisten Kinder vom 2. Lebensjahr bis zum Schulbeginn haben Knick- und auch Senkfüße. «Das ist normal und entspricht dem natürlichen Wachstum des Kindes», erklärt Prof. Engelhardt. «Es handelt sich um keine Fehlstellung, wie viele Eltern häufig glauben.»
Füße von Babys und Kleinkindern sehen aus wie Plattfüße. Das macht das Fettpolster unter den Sohlen, das das noch flache Fußgewölbe verdeckt. Wenn die Jüngsten zu laufen anfangen, entwickeln sich ihre Füße erst langsam zur erwachsenen Form. Die Muskulatur bildet sich aus und formt das Gewölbe. In der Wachstumsphase sollen die Muskeln Arbeit leisten, um die Beweglichkeit und Kraft der Bänder und Gelenke zu fördern. Deshalb ist barfuß laufen für Kinder auch so gesund.
Einlagen, besonders wenn sie noch steif und schlecht angepaßt sind, stellen dagegen die Füße eher ruhig und schwächen Muskulatur wie Bänder. Außerdem wird der natürliche Abrollvorgang verhindert. In der Regel korrigiert sich der Knicksenkfuß mit der Zeit von selbst. Wenn nicht, zum Beispiel bei Bindegewebsschwäche, kann eine Fußgymnastik sinnvoll sein.
98 Prozent aller Kinder kommen mit gesunden Füßen zur Welt. Nur zwei Prozent haben angeborene Schäden. Dazu gehört der «echte» Plattfuß. Im Extremfall kann die Fußsohle wie ein Tintenlöscher nach unten durchgebogen sein. Eine schwere Fehlbildung ist der Klumpfuß, der sofort nach der Geburt behandelt und später operiert werden muß.
Doch die allermeisten Kinderfüße sind von Geburt an normal entwickelt Trotzdem haben nur 40 Prozent der Erwachsenen gesunde Gehwerkzeuge, denn das A und O für eine gesunde Entwicklung - passendes Schuhwerk - wird oft vernachlässigt. «Zu viele Kinderfüße stecken in den falschen Schuhen», stellt der Berliner Kinderorthopäde Dr. Klaus Halbhübner fest. [...] Aus Sicht der Orthopäden ist es daher wichtig, beim Schuhkauf sehr darauf zu achten, daß Schuhe in Länge und Weite passen. [...]
Kinder lieben Turnschuhe. Dagegen haben auch Orthopäden nichts einzuwenden, solange es Marken-Turnschuhe sind. «Aber sie sollten nicht ständig getragen werden. Das Synthetikmaterial fördert den Fußschweiß, und die Füße erhalten wenig Luft - ein ideales Klima für den Fußpilz», warnt Dr. Halbhübner. Der Schuhbedarf der Sprößlinge wird meist unterschätzt. Kinderfüße wachsen im Sauseschritt [...]
Eine andere Vorsorgemaßnahme kostet dagegen nichts: fröhliches Fußtraining. «Dabei lieber spielerisch täglich fünf Minuten üben, als nur einmal die Woche eine halbe Stunde bei der Gymnastik», sagt Dr. Halbhübner, zum Beispiel Murmeln mit den Füßen aufsammeln oder mit einem Filzstift zwischen den Zehen auf Papier krakeln.
Wenn Richard also die richtigen Schuhe trägt, viel barfuß läuft und seine Füße trainiert, hat er gute Chancen, daß ihn seine Füße ein Leben lang beschwerdefrei tragen.
[Berliner Morgenpost, 26. 08. 1998]
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Nur einer kam gut durch die Hölle - barfuß!
Ein Aborigine, ein Globetrotter und ein Marathonläufer in den Outbacks Australiens: Sie kämpften gegen Hunger, Durst, Hitze, Giftschlangen und Krokodile. Aßen Wurzeln, Spinnen, Fliegen, Mäuse - 25 Tage Leiden !
Von PETER STERN Am Ende der mörderischen Tour nahm Rüdiger Nehberg ein heißes Bad. "Genüsse wie im Paradies. Ich soff viereinhalb Liter kalten Kakao und wusch mir den ganzen Dreck ab." 25 Tage Überlebenskampf in der westaustralischen Einöde, 600 Kilometer Hunger, Durst und Entbehrungen lagen hinter ihm. Sengende Hitze, Giftschlangen und Krokodile machten den Marsch zu einer gefährlichen Tortur: "Ich hatte elf Kilo abgenommen und nur noch rohes Fleisch unter den Füßen", sagt Deutschlands berühmtester Abenteurer. [...]
Mit ihrem "Human Race" wollten der Hamburger Aktionist Rüdiger Nehberg und seine beiden ungleichen Konkurrenten auf das Schicksal der Ur-Einwohner in aller Welt hinweisen. "Wie die Indianer Amerikas, sind auch die Aborigines 200 Jahre lang ihrer Seele beraubt worden", sagt Nehberg. "Ihnen wurden zwar die Staatsbürgerrechte gegeben, aber der Rassismus grassiert nach wie vor. Sie finden nur schwer Anschluß an unsere Welt." Der Marsch vom Wolf-Krater in der Kimberley-Region zum verträumten Hafen- und Goldgräberstädtchen Wyndham wurde zum dramatischen Wettrennen zwischen den Vertretern dreier unterschiedlicher Überlebensstrategien: Rüdiger Nehberg (61) repräsentierte die Gegenwart und ging mit Zwille, Messer, Angel, Kompaß und Karte an den Start. Der amerikanische Ultra-Marathon-Mann Dave Covey (34) verkörperte die Zukunft und quälte sich mit kompletter High-Tech-Ausrüstung durch die Outbacks: mit Satelliten-Navigation, Astronauten-Futter, Teleskop-Wanderstöcken und einer Rettungsdecke aus Silberfolie gegen die Hitze. Der australische Ur-Einwohner Jack Jugari (75) als Vertreter der Vergangenheit verließ sich allein auf Speer, Bumerang und die Sterne.
Schon kurz nach dem Start sahen Nehberg und sein amerikanischer Mitstreiter aus der High-Tech-Welt ziemlich alt aus. Nach neun Tagen meldeten Nehbergs Begleiter im Helikopter, Covey sei kollabiert und "praktisch am Ende". Der Modell-Athlet, der zuvor schon 440 Rennen über 160 Kilometer ohne Probleme bewältigt hatte, bekam vor Durst Halluzinationen. "Dave", sagt Nehberg, "sah schon Gespenster. Er war kurz davor aufzugeben." Den Hamburger Konditormeister im weißen Baumwoll-Overall machten neben dem ständigen Durst vor allem "die Füße fertig": "Sie waren total durchgelatscht. Alles war entzündet." Zunächst humpelte Nehberg auf Krücken aus dicken Ästen weiter. Dann badete er seine Füße im eigenen Urin: "Nach vier Tagen hatte ich wieder eine tolle Haut." Die Strapazen blieben.
Bereits beim Training vor Ort im Januar 1996 hatte Nehberg "Muffensausen" bekommen: "Bei 44 Grad im Schatten benötigte ich mindestens zehn Liter Wasser am Tag. Und fortbewegen konnte ich mich in dieser bizarren Landschaft nur am Tage." So mußte er neben seinen eineinhalb Kilogramm schweren Schienbeinschonern gegen das Stechgras auch noch den täglichen Wasservorrat mitschleppen.
Der Aborigine, der sich mit einem Liter Wasser täglich begnügte, kam barfuß "spielend voran". Vielleicht, weil er die Lederstiefel, die ihm seine Konkurrenten geschenkt hatten, gleich nach dem Start wieder auszog. Zu essen gab's wenig. [...] Empfang im australischen Zielort Wyndham: Über Kuriere hatte der Aborigine Jack Jugari von den Strapazen seiner Konkurrenten gehört: "Ich kann doch gegen solche Leute nicht gewinnen. Das ist doch kein Sieg!" sagte der alte Mann, dem die Strapazen äußerlich überhaupt nicht anzusehen waren. "Kurz vorm Ziel setzte Jack sich auf seinen Hintern und wartete auf uns", sagt Nehberg. Gemeinsam gingen sie durchs Ziel.
"Viel wichtiger als der Sieg waren die Ideale dieses Rennens", resümiert Nehberg. "Es hat bewiesen, wie weit wir uns von Urfähigkeiten entfernt haben." [...] Auch Aborigine Jack Jugari machte eine ganz neue Erfahrung: "Er hat gemerkt, daß er noch sehr fit ist", sagt Nehberg.
[Berliner Morgenpost, 19. 12. 1997]
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«Den Füßen geht es prima» - Rentner zum 100. Mal barfuß auf der Zugspitze
BM/dpa Garmisch-Partenkirchen - Was andere nicht mal in Bergausrüstung schaffen, macht Johann Sanktjohanser ohne Schuhe und in gut drei Stunden: Zum 100. Mal hat der Rentner aus Garmisch-Partenkirchen barfuß Deutschlands höchsten Berg, die 2963 Meter hohe Zugspitze, bezwungen. «Danke, den Füßen geht es prima», sagte der 65jährige Rentner am Sonnabend nach seiner Tour über Fels, Eis und Schnee. «Blasen kenn' ich fast gar nicht, weil ich fast immer barfuß laufe.»
Seine Füße hat der Oberbayer systematisch mit Eisbädern und Stehen auf Nagelbrettern abgehärtet. Zum ersten Mal kraxelte Sanktjohanser vor genau zehn Jahren ohne Schuhe auf die Zugspitze, am 23. Juli 1988. Der Kraftfahrer litt damals unter Bewegungsmangel, wollte aber seine Füße nicht in schwere Bergstiefel zwängen.
Was damals noch Herausforderung und Wagnis war, ist inzwischen «reine Routine» für den Bergsteiger. Überall, wo man nicht klettern muß, rennt der Oberbayer im Laufschritt bergan. «Auch am Sonntag vor eine Woche war ich barfuß auf der Zugspitze, insgesamt hab' ich das schon siebenmal in diesem Jahr gemacht.»
Bis zu seinem 70. Geburtstag will der Rentner den Berg genau 200 mal ohne Schuhe bestiegen haben. Vor dem 100. Aufstieg verordnete sich der Rentner eine besonders harte Vorbereitung, «weil es so heiß war und da die Zellen leicht absterben». Eineinhalb Stunden hielt er seine Füße in eine mit Eiswürfeln gefüllte Wanne, dann stand er noch 30 Minuten auf einem Nagelbrett. «Das aktiviert die Fußsohlen», hat der 65jährige festgestellt.
Schlecht geht es seinen Füßen nur, wenn er sie in Schuhe zwängen muß. «Das sieht ja nicht gut aus, wenn man barfuß zum Einkaufen geht.»
[Berliner Morgenpost, 26. 07. 1998]
Respekt, Johann - aber was das Einkaufen anbetrifft, sind wir anderer Meinung !
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Balsam für Körper und Seele
Nia, der neue Fitneßtrend, macht schön von außen und stark von innen
Von Andrea Kalbe Aus der Stereoanlage rauscht sphärische Musik. «Spürt euer Blut pulsieren! Lauscht eurem Herzschlag! Laßt die negativen Energien aus euch herausströmen», sagt Fitneß-Lehrerin Miriam Wessels mit sonorer Stimme und schwingt ihre Arme in weichen, großen Bewegungen hin und her. Ihre Augen sind geschlossen, der Kopf hängt locker.
Hinter ihr atmet eine Gruppe Teilnehmerinnen laut ein und aus, Hände werden herumgewirbelt, überall entspannte Gesichter. Was wie eine Meditationsübung anmutet, entpuppt sich als fröhlicher Yoga- und Power-Mix: Nia steht für «Non Impact Aerobic», für Aerobic ohne Gelenkbelastung, und umfaßt eine bunte Ost-West-Mischung aus Aerobic, Jazztanz, Yoga, Tai Chi und Kampfsportelementen.
Wie fast alle neuen Fitneßtrends kommt auch Nia aus den USA. Vor 15 Jahren entwickelten Ex-Tennis-Profi Carlos Rosas und seine Frau Debbie ein sanftes Aerobic-Programm, indem sie scheinbar gegensätzliche Elemente aus den verschiedenen Fitneßbereichen mischten. Das daraus entstandene ganzheitliche Programm ist nicht nur Training für den Körper, sondern auch Medizin für Geist und Seele.
Nia beginnt ganz sanft: Durch zeitlupenartige Tai-Chi-Bewegungen sollen der Alltagsstreß abgeschüttelt, die Muskeln gelockert und die Energiezentren des Körpers geöffnet werden. Barfuß, tief ein- und ausatmend, schreitet die Gruppe durch den Raum und läßt dabei langsam Arme und Schultern durch imaginäres Wasser gleiten. Turnschuhe sind tabu, denn «nur so könnt ihr den Boden unter euren Füßen spüren, damit die Energien ungehindert fließen», erklärt Miriam Wessels. Und schon beginnt die diplomierte Sportwissenschaftlerin und Gestalttherapeutin loszutanzen. Die Musik bewegt sich jetzt zwischen Afro-Rhythmen, Cha-Cha-Cha-Klängen und Pop-Hits. Die Nia-Begeisterten wechseln zwischen schnellen Tanzschritten und heftigen Taek-Won-Do-Kicks, begleitet von aggressionslösenden Schreien. In der Improvisationsphase werden Herz und Kreislauf trainiert und Fett abgebaut.
[...] Jeder darf den Rhythmus und die Intensität der Übungen selbst bestimmen», sagt Miriam Wessels die Philosophie des Body-and-Mind-Programms. Sich nicht mit anderen vergleichen, seinen Körper so akzeptieren wie er ist - bei Nia muß man sich nicht dogmatisch auspowern, sondern führt nur Bewegungen aus, die dem eigenen Körper auch wirklich guttun. Jeder kann mitmachen: Alter und Grad der Sportlichkeit spielen keine Rolle. «Nia fühlt sich einfach gut an, und ich fühle mich in meinem Körperbewußtsein bestätigt», schwärmt eine Teilnehmerin. [...] Nia ist wunderbar entspannend, erfrischend und macht stark.
[Berliner Morgenpost, 06. 12. 1998]
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Im Kreis ist kein Platz für den Kampf
Tanz-Kunst aus Südamerika: Der Capoeira «Es ist echt voll!» Der das so lässig hinwirft, ein hübscher Farbiger mit Rastafrisur, hat reichlich untertrieben. Schon am Eingang kämpft man sich durch eine Armada aus Schuhen. Denn nur barfuß darf man das Allerheiligste des Studios betreten: den Probenraum. [...] Sprachen verschiedenster Zunge schwirren noch durch den Raum, als Murah Soares sich für seine kurze Performance einen Weg zum Podium bahnt. Im Bastrock erzählt sein geschmeidiger Körper von den Ausdrucksformen der Schwarzafrikaner, die einst als Sklaven nach Brasilien deportiert worden sind. Ein Percussionist begleitet die Bewegungen; wie im Wettstreit drehen sich der Tänzer und der einsame Ventilator an der Decke über ihm, der vergeblich die stickige Luft abzukühlen versucht. [...] Dann läßt Rosalvo das bunte Völkergemisch der Zuschauenden sich zum Kreis formieren. Der bildet traditionell das geometrische Muster, in dem die Capoeiristas ihr Können zeigen. Knapp zehn Sänger und Musiker mit unterschiedlichen Percussionsinstrumenten heizen die Stimmung an. Nacheinander dirigiert Rosalvo Kämpferpaare in das Rund. Denn ein Kampfspiel, das zunehmend Jugendliche anzieht, ist die Capoeira Angola bis heute geblieben. Bodenakrobatisch gilt es, auf den Angriff des Gegners zu reagieren, ihn zu parieren und zu lenken, ihm mit Intelligenz auszuweichen. Doch nie dürfen sich die Kontrahenten wirklich berühren, darf aus der Attacke blutiger Ernst werden. [...]
[Berliner Morgenpost, 30. 12. 1998]
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Wasserski anders - barfuß übers kühle Naß
In Brandenburg gibt es nur wenige dieser Spezialisten - Deutsche Meisterschaften auf dem Beetzsee
Von Reinhard Butzek BM Potsdam - "Wenn man stürzt, rutscht man noch 20 Meter übers Wasser, bevor man ganz langsam untergeht", erzählt Stefan Wörpel cool. Er ist offensichtlich immer wieder aufgetaucht. Wörpel gehört zu den tollkühnen Wasserskifahrern, die auf die Brettel völlig verzichten: Barfußlaufen ist in.
Wer's nicht glaubt, kann sich Ende Juli auf dem Brandenburger Beetzsee überzeugen, wenn die Deutschen Meisterschaften ausgetragen werden. [...] Die Barfüßler um Stefan Wörpel zog es indes in wärmere Gefilde. Im französischen La Med, unweit von Marseille, bereiten sie sich mit einem Trainingslager auf die Saison vor. Auch auf die Meisterschaften auf dem Beetzsee. "In Brandenburg sind nur 35 Barfußläufer zugelassen. Trotzdem zeigen noch rund 30 Skifahrer bei Rahmenwettbewerben ihr Können", berichtet Wörpel. Er gehörte in Berlin zu den ersten dieser Zunft, ist mittlerweile auch Wasserskilehrer.
Zwischen sechs bis 58 Jahre alt sind die Vereinsmitglieder vom Wasserskiclub Oberhavel. Mit Neoprenanzügen und speziellen Polstern schützen sie sich gegen Prellungen und Unterkühlung. "Wir fahren mit einer Geschwindigkeit zwischen 60 und 72 Stundenkilometern", klärt Wörpel auf. Zum Vergleich: Beim Wasserski sind 25 bis 58 km/h möglich. Bei dem hohen Tempo werden Figuren, Slalomläufe und auch Sprünge über Sprungschanzen absolviert - wie mit Brettern.
"Die Fußsohlen werden dabei nicht abgeledert, schwellen höchstens bei Anfängern etwas an", versichert Wörpel. Allerdings empfiehlt es sich, die Zehen anzuheben, weil man ansonsten leicht zu Fall kommt.
Bei der Sprungschanze sorgt die eigene Spritzwasserwolke der Füße dafür, daß die nur 50 Zentimeter Erhebung ausreichend naß ist. Sprünge sind bis zu 27 Meter möglich. [...]
Mit dabei ist auch Frankreichs Barfuß-Europameister Patric Wehner. Er wird aber an den Meisterschaftstagen lediglich mit einer französischen Jugendauswahl ein Showprogramm gestalten. "Größere Verletzungen gibt es dennoch kaum", macht Wörpel glaubhaft. Die würden nur bei Fehlern auftreten. Und bei stark bewegtem Wasser. Wellen zum Beispiel sind regelrecht Gift für die Barfüßler. Deshalb auch bevorzugen sie das Training in den ruhigen Morgenstunden, wenn noch keine Wasserwanderer oder Skifahrer für mörderische Wellen sorgen. Oder sie ziehen von vornherein auf stille Gewässer. Die Boote der Nacktfüßler sind übrigens Spezialanfertigungen. Die Motoren sind extrem leise, werden sogar durch die Wassergeräusche übertönt. Die Wettkampfstrecken betragen rund 700 Meter. Am Ende der Geraden läßt der Sportler das Halteseil los, das Boot wendet im großen Kreis, sammelt den Läufer nach einigen Minuten wieder auf und der zieht auf der inzwischen beruhigten See zurück.
[Berliner Morgenpost, 12. 04. 1998]
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Tips für Trips: Barfuß über Eicheln, Moos und Sägespäne
BM - Im zweiten Teil unserer Serie «Urlaub vor der Haustür» stellen wir heute das Naturparadies der Waldschule Briesetal in Birkenwerder vor. Der Weg ins Paradies dauert genau zwei Stunden. Solange brauchen die Kinder für den Fußmarsch von der S-Bahn in Birkenwerder bis in die Waldschule Briesetal. Eine Zeit, die ihnen garantiert nicht lang wird. Denn unterwegs verfolgen sie die Spur der Ameisen. Mit Spielen und Experimenten entdecken sie das Leben der kleinen Krabbeltiere. Wie sieht eine Ameise unter der Lupe aus? Wie riecht Ameisensäure? Wie betäuben sie ihre Feinde?
Eine Menge Fragen, die Petra Römer geduldig beantwortet. Sie ist eine von sieben Mitarbeiterinnen in der Waldschule Briesetal. Die ist das Ziel des Fußmarsches - ein wahrhaft kleines Naturparadies. Sie liegt im schönsten Teil des Naherholungsgebietes Briesetal, mitten in der Kolonie Briese. Das Gebiet hat seinen Namen von dem gleichnamigen Bach, der im Wandlitzsee entspringt und das Tal in zahlreichen Windungen durchfließt, bis er bei Birkenwerder in die Havel mündet. [...]
Die Theorie wurde rings um das Häuschen phantasievolle Wirklichkeit: Dünen, Teich und Moor sind künstlich entstanden und geben einen Eindruck von der märkischen Idylle auf kleinstem Raum. Auch an die heimischen Tiere wurde gedacht. [...]
Mitten im Rundgang gibt es immer wieder Nachhilfe für die Sinne: Mit verbundenen Augen geht es über einen Barfußgang. Der Schritt von den Sägespänen über Moos zu den Eicheln wird so manchen Großstadt-Schuhträger überraschen. Fühlen, tasten, riechen - das wollen die Mitarbeiterinnen den Kindern im Fernsehzeitalters wieder näher bringen. Täglich kommen Hortgruppen und Schulklassen hierher. Aber auch spontane Besucher [...]
[Berliner Morgenpost, 30. 07. 1999]
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Heiße Rhythmen aus Ruanda
Tanzgruppe Ikirezi beeindruckt mit wildem Trommeln und grellen Gesängen
Friedrichshagen. Rhythmisches Stampfen, wildes Trommeln und grelle Gesänge: In der Aula des Gerhart-Hauptmann Gymnasiums an der Bruno-Wille-Straße ging es am Mittwochabend hoch her. Die ruandische Tanzgruppe Ikirezi führte in die Kulturschätze ihres Landes ein. Mit bunten Gewändern, Glöckchen und Bongotrommeln sorgten die zehn Jugendlichen für «heißes Blut».
Der Kontakt zu der Tanzgruppe aus Belgien kam zustande über die 18-jährige Schülerin Marie Goretti Stock. Die junge Frau ist 1994 vor den Bürgerkriegsunruhen aus Ruanda geflüchtet - und die einzige Überlebende ihrer siebenköpfigen Familie. Über einen entfernten Cousin in Belgien bekam sie Kontakt zu der ruandischen Tanzgruppe - ebenfalls alles Flüchtlinge. «Sie wollen die Kultur unseres Landes aufrechterhalten, selbst wenn sie jetzt in Belgien leben», erzählt Marie. [...]
Barfuß, in türkisfarbenen Gewändern sangen, tanzten und trommelten die Ruander auf der Bühne. «Das sind ganz, ganz alte Tänze und Gesänge, von Generation zu Generation überliefert. Sie stecken uns im Blut», erklärt Marie. Eigentlich seien es Stücke, die zu Hochzeiten und anderen Festen aufgeführt wurden. Der kriegerische Tanz der beiden Männer wurde früher bei Besuchen des Königs aufgeführt, um Stärke zu symbolisieren. [...] Auf Maries abschließende Frage: «Sollen wir unsere Kultur vergessen, weil wir jetzt in Europa leben?» war ein einhelliges «Nein» von den Zuschauern zu hören. sip
[Berliner Morgenpost, 03. 09. 1999]
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Die Vibrationen fühlt sie mit den Füßen
Taube Schlagzeugerin Evelyn Glennie zu Gast beim Deutschen Symphonie-Orchester
Von Martina Helmig Eine Begegnung mit Evelyn Glennie ist etwas Besonderes, ein wirkliches Erlebnis. Nicht nur, weil sie eine weltweit gefeierte Schlagzeug-Solistin ist. Nicht nur, weil ihr einnehmendes Wesen so viel frohe Natürlichkeit ausstrahlt. Sondern weil sie alles trotz eines großen Handicaps erreicht hat: Evelyn Glennie ist taub.
Eine taube Musikerin - kann es das geben? "Oh ja!" lacht sie. "Ich habe viele taube Freunde, die Hobbymusiker sind. Und es gibt eine taube Bratscherin im London Symphony Orchestra." Evelyn Glennie erzählt munter in ganz normalem, schottisch gefärbtem Englisch. Wenn man mit ihr spricht, sieht sie einen mit ihren großen Augen konzentriert und aufmerksam an. Sie liest alles perfekt von den Lippen ab. Es ist nicht nötig, langsam und deutlich zu sprechen. Nach ein paar Minuten hat man fast vergessen, daß Evelyn Glennie nichts hören kann.
[...] Bei der Probe steht sie barfuß auf der Bühne, um die Vibrationen aufnehmen zu können. In irrwitzigem Tempo sausen die Schlägel über die Holzstäbe des Instruments. Der amerikanische Komponist zieht seinen Cowboyhut.
Evelyn Glennie ist eine fantastische Schlagzeugerin. Es ist eigentlich unglaublich. Wie kann sie spielen, was sie nicht hören kann? [...] Heute, mit 31 Jahren, nimmt sie durch die Vibrationen Tempo, Dynamik und sogar Tonhöhen wahr. Verschiedene Töne spürt sie in verschiedenen Körperregionen, einen tieferen vielleicht vom Kinn an abwärts, einen etwas höheren vom Hals an. "Ich fühle alles, ich benutze meinen ganzen Körper", sagt die zierliche Frau, als sei es das Natürlichste auf der Welt. [...]
Evelyn Glennie war nicht von Geburt an taub. Zwischen ihrem sechsten und zwölften Lebensjahr hat sie wegen eines Nervenleidens ihr Gehör verloren. Als sie nach dem Schulabschluß in ihrem Bekanntenkreis erzählte, sie wolle Musik studieren, erntete sie überall nur ungläubiges Staunen. Mit eiserner Konzentration bereitete sie sich auf die Aufnahmeprüfung an der Royal Academy of Music in London vor. Die Prüfer weigerten sich zunächst zu glauben, daß sie es mit einer gehörlosen Kandidatin zu tun hatten. [...] Sie ist taub, aber sie ist rastlos tätig. Und dabei wirkt Evelyn Glennie ausgefüllt und glücklich.
[Berliner Morgenpost, 24. 01. 1997]
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Veronica Ferres - Zur Premiere barfuß auf die Bühne
«Meine Liebste, schicke mir ein Paar Deiner durchtanzten Schuhe, damit ich sie ans Herz drücken kann.» So schrieb es Goethe an Christiane Vulpius. Weniger prosaisch geriet der Auftritt von Veronica Ferres am Mittwoch im Kino Colosseum bei der Premiere des Films «Die Braut». Sie hat darin die Rolle von Goethes Geliebter zu spielen. Als die Darsteller und Regisseur Egon Günther nach Ende des Films auf die Bühne traten, war Frau Ferres barfuß. «Die Schuhe drücken einfach.» Aber auch auf andere Weise war sie ihr Schuhwerk losgeworden. Sieg für Bayern in der Champions League, so hatte sie mit Goethe alias Herbert Knaup gewettet. Dessen Herz schlug für Manchester. Nun ja, er ließ trotz seines Triumphes seine Kollegin dann doch nicht nackten Fußes nach Hause gehen. Aber zurück zum Film. «Ich hätte nicht die Kraft gehabt, so wie Christiane zu leben», sagte die Film-Christiane. Für sie sei die Frau, die soviel an der Seite des Genies Goethe habe ertragen müssen, so eine Art Superweib, meinte sie in Anspielung auf einen ihrer Filme. [...]
[Berliner Morgenpost, 28. 05. 1999]
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Nina Hagen meint: Brecht war ein Yogi
Mit einem gekreischten «Hallo», noch im Hereinkommen, setzt Nina Hagen ihren 50minütigen Monolog in Gang. [...] Sie trägt einen türkisen, mit orangefarbenen und grünen Planeten bedruckten Anzug, um den sie ein gelbes Tuch geschlungen hat. Kaum hat die zur Zeit blauhaarige Hagen den schweren Eichen-Tisch im Intendantenvorzimmer des Berliner Ensembles erreicht, beginnt sie unermüdlich weiterredend schon mit der Umdekoration: Sie hängt ein Poster auf, stellt indische Gottheiten aus Messing gegossen auf den Tisch und zaubert wie unter Zwang immer mehr Bücher und Bilder aus ihrem Koffer. Als der leer ist, kramt sie in ihrer Tasche bis der Tisch wie ein hinduistischer Opferaltar aussieht. [...]
Brecht ist für sie «ein Meister, ein Yogi», genau wie Babaji, jener indische Einsiedler, der gottgleich verehrt wird. Mit ihren Lehren hätten sie den Menschen Sinn gegeben, sagt sie und zieht die Hagen-Schnute. Bei ihrem letzten Indienaufenthalt suchte Nina Hagen Babajis Wohnort und fand sich in der Pilgergemeinschaft: «Wir standen um 4.30 Uhr auf , badeten im Fluß, dann ging es 108 Stufen hinauf, zu der Stelle, wo Buddha seine Erleuchtung fand.» Daraus erwuchs ihre selbstfinanzierte CD «Om Namah Shivay» mit indischen Gesängen. Die Hälfte der Einnahmen geht an soziale Projekte. (Erhältlich nur übers Internet: http://www.NINA-HAGEN.com)
Der Farbfilm bleibt während der Tour zu Hause genau wie die anderen alten Songs, indische und neue stehen auf dem Programm. Und eine Überraschung für die harten Fans: «Ich werde barfuß auftreten, meine Füße mit Eukalyptus- und Teebaum-Öl einreiben und jeder, der möchte, darf sie küssen.»
[Berliner Morgenpost, 26. 03. 1999]
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Und am Ende eine Familie mit sympathischem Nachnamen ... :
Möglin war einst ein Mustergut
[...] Möglin - Wer kennt heute Möglin in Märkisch-Oderland? [...]
Das Herrenhaus in Möglin hat einen querrechteckigen Grundriß, ist zweigeschossig und wird von einem Walmdach gedeckt. [...]
1343 wurde der Ort erstmals als im Besitz der Familie von Eichendorff urkundlich erwähnt. Ihr folgt die Familie von Pfuel, und der wiederum im Jahre 1463 die Familie von Barfuß.
Henning von Barfuß baute im Jahre 1592 das Herrenhaus. Berühmtester Bewohner während dieser Zeit war der Generalfeldmarschall Hans Albrecht von Barfuß (1635 - 1704). Er war Kommandant der Festung Peitz, später Gouverneur von Spandau und sicherte sich Ruhm durch seinen hervorragenden Anteil am Sieg der kaiserlichen Truppen über die Türken bei Salankemen in Ungarn im Jahre 1691. Friedrich Ludwig von Barfuß verkaufte 1765 Möglin dem Hofrat Carl Friedrich Menzel. [...]
[Berliner Morgenpost, 21. 06. 1999]
Belesene Füße
Georg
PS : Und nicht vergessen : Wer noch Online - Zeitungsarchive kennt, bitte melden !