Und hier noch der Zeitungsartikel zum Thema : (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Thursday, 14.10.1999, 21:51 (vor 9173 Tagen) @ unci

23 Wochen unter wilden Tieren, barfuß über die Alpen - Gelebte Träume des Künstlers
Von Nayoung Lee Dreieich. Wilde Tiere blicken dem Betrachter ins Auge: mal beobachtend, mal friedlich, herausfordernd oder verspielt. Das alles ist in einem Bild festgehalten, welches ein großes Motiv und daneben weitere kleinere Motive eines Tieres zeigt, wie Geparden, Löwen oder den Jaguar, immer in Bewegung. Auch Zebras oder Flamingos, die fast aus dem Rahmen heraus zu laufen scheinen. Fast als wolle der Künstler damit wiedergeben, wie lebendig diese Lebewesen sind. Der Künstler, damit ist Matto Barfuss gemeint, dessen Ausstellung "Land der Geparden" im Sprendlinger Bürgerhaus eröffnet wurde. Zumeist fand der interessierte Künstlerfreund große Bilder vor, die in Öl gemalt waren. Die Ölfarben sind sparsam, meist in erdigen Tönen aufgetragen. Aber auch Fotografien, Zeichnungen oder abstrakt Modernes fehlen nicht und immer wieder Geparden, deren intensiver Blick fast irritierend wirkt. Die Ausstellung ist dem neuerschienenen Bildband von und mit dem Künstler gewidmet.
Der Name Matto heißt aus dem Italienischen übersetzt: ausgeflippt, verrückt. Mutig war Matto Barfuss auf jeden Fall und vielleicht auch ein wenig ausgeflippt, als er sich entschied, über 23 Wochen mit einer wilden Gepardenfamilie in der Serengeti zusammenzuleben. Seit dieser Zeit lässt ihn die Faszination dieser Tiere nicht mehr los. "Die Begegnung mit den Geparden war mir vorherbestimmt", erklärte der freie Künstler, der auch fotografiert, schreibt und sich als Animist bezeichnet. "Ich könnte etwas zu diesen Bildern sagen, aber Kunst darf nicht erklärungsbedürftig sein", findet Barfuss, der sich alles selbst beigebracht hat. Er experimentierte, studierte Bücher, eben ein wahrer Autodidakt. "Ich bin ein ,Traumfänger'. Gefühle und Begegnungen inspirieren mich zu meinen Werken". Fotos frieren Momente ein, Texte bilden den Rahmen und Bilder sind Filme, sie haben eine Geschichte."
Barfuss sorgte 1989 für spektakuläres Aufsehen und machte seinem Namen alle Ehre: Er überquerte barfuß in 20 Tagen die Alpen. Die Abnutzung der Hornhaut an den Füßen vergleicht er dabei mit den Erosionsvorgängen in den Alpen und möchte damit die fortschreitende Umweltzerstörung in den Alpen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.
Die zahlreichen Besucher waren von den Werken sehr angetan und selbst Bürgermeister Bernd Abeln, der die Ausstellung eröffnete, zeigte sich sichtlich begeistert: "Obwohl wir schon viele Ausstellungen hatten, ist diese neu in ihrer Art. Besonders wegen der Verbindung des Künstlers zu seinen Bildern. Das Werk und das Leben bilden hier eine seltene Einheit." Er selbst, räumte der Bürgermeister ein, hätte zu viel Angst gehabt, unter den Geparden zu leben. Musikalisch wurde die Vernissage von Willi Kappich begleitet, der Geräusche aus der Natur und von Tieren erzeugte und widergab. Die Mädchen im Service beeindruckten ebenso durch ihr Geparden Make-up. In seiner abschließenden Rede sagte Barfuss: "Eine Gesellschaft ist nur so stark wie ihre Träume, und diese werden von Künstlern gelebt."
[Frankfurter Neue Presse, 14. 10. 1999]

Gruß Georg


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