Hi!
Ja, eine ähnliche Erfahrung habe ich tatsächlich gemacht. Es ist jetzt
allerdings schon eine Reihe von Jahren her. Seinerzeit war unser
Sportlehrer ausgefallen und einen Ersatz gab es für ihn nicht. Der
Schulsport fiel daher für einige Wochen flach, und dann kamen die Sommerferien. Als wir wieder zur Schule mußten, hieß es bereits am ersten Tag, unser Lehrer sei wieder da und noch in dieser Woche hätten wir unsere gewohnten 2 Stunden Sport. Ich weiss noch, dass es an einem Donnerstag war. Ich stand in der Umkleide am Rand unseres Sportplatzes und wollte meine Turnschuhe anziehen, als ich zu meinem Entsetzen bemerkte, dass sie mir in der Zwischenzeit zu klein geworden waren! Mit 14 Jahren wächst man ja schliesslich. Strassenschuhe waren nicht erlaubt, da es hiess, sie würden ruiniert und seien ausserdem für den Fuss zu starr. Mir blieb also nichts anderes übrig, als dass ich, anstatt Schuhe anzuziehen, meine Strümpfe auch noch auszog. Anschliessend kam es knüppeldick! Der Sportplatz war schon recht alt und verfügte über eine mit Schlacke bestreute Laufbahn. Und es wurde ein 1500-Meter-Lauf angesetzt! Ich war zuvor noch nie beim Sport barfuss gelaufen und tat mich sehr schwer. Als es vorbei war, schwor ich mir, dass ich möglichst bald neue Turnschuhe kaufen würde, verschwitzte es aber dann doch. Und man sollte es nicht glauben: Trotz der unangenehmen Erfahrung, die ich gemacht hatte, stand ich am nächsten Donnerstag immer noch ohne Schuhe da, und wieder hiess es, runter mit den Strümpfen. Obwohl ich auf mich selbst fluchte, trat anstelle der von mir erwarteten Katastrophe etwas ganz anderes ein: Mir gefiel es plötzlich, barfuss zu sein, und die Schlackenbahn, die mir das erste Mal die Fussohlen noch ganz jämmerlich maltretiert hatte, kam mir mit einem Mal ganz angenehm vor. Auf diese Art und Weise ging es weiter und weiter, und als ich mit 19 Jahren das Abitur abgelegt hatte, war ich in sämtlichen Sportstunden nur noch blossfüssig gelaufen, ob in der Turnhalle, auf dem asphaltierten Schulhof oder immer wieder auch auf der Schlackenbahn. Ich habe während meiner ganzen Schulzeit Tagebuch geführt. Daher konnte ich ausrechnen, dass es schliesslich und endlich zu 126-maligem Barfusslaufen gekommen war! Barfuss laufen war auf meiner Schule wenig verbreitet, so dass ich sogar einen sehr treffenden Spitznamen abbekam: Meine Klassenkamaraden nannten mich nur noch "Barfuß". Gestört hats mich nicht, sonst hätte ich meine Gewohnheit nicht auch noch ausgeweitet. Heute laufe ich bei vielen Gelegenheiten barfuss auf der Strasse. Mir macht es nichts aus, mit nackten Füssen U-Bahn zu fahren, oder auf die gleiche Weise in den Münchner Kaufhäusern unterwegs zu sein. Nur einmal habe ich es bereut, mir zu viel zuzutrauen. Weil ich das Barfusslaufen ja so gewohnt war, ging ich auf eine Wette ein und bingo, ich musste den gesamten Tegernsee auf nackten Füssen umwandern, und den grössten Teil der Strecke ging es über Strassen. Heute würde mir selbst das nichts mehr ausmachen. Ich bin tatsächlich zu einem "Barfuß" geworden.