"Randgruppe" ist mir zu kraß! (Hobby? Barfuß! 2)

Lorenz ⌂ @, Friday, 01.10.1999, 22:02 (vor 9183 Tagen) @ Oliver S.

Hallo Oliver,

Das Problem ist: Wir sind eine Randgruppe (falls ich mich hier überhaupt einschliessen darf, schliesslich ist Barfusslaufen bei mir normalerweise mehr Wunsch als Realität, was aber gerade eben an der real vorhandenen fehlenden Akzeptanz liegt).

Bei einer Sache, die man so flexibel handhaben kann wie das Barfußgehen, mag ich den Begriff Randgruppe allenfalls auf total dogmatische Barfuß-Gurus anwenden, die Sommers wie Winters stets unbeschuht unterwegs sind. Davon gibt es wahrscheinlich in der westlichen Welt höchstens ein paar hundert. Bei schönem Wetter am Strand oder im Schwimmbad sind dagegen die Schuhträger eine Randgruppe, und jeder guckt genau hin, warum sie so empfindlich sind und nicht barfuß gehen können. Und dann gibt es jede Menge Zwischenbereiche, z.B. ist (nach vorliegender aktueller Information) beim Jazz-Tanz etwa die Hälfte barfuß, im sommerlichen Park oder auf dem Spielplatz wirken barfüßige Kinder und auch Eltern völlig normal. Beim Wandern wird man meist eher dafür bewundert, daß man seine Wegstrecke barfuß meistert -- auch Deine Mandanten und die Richter würden größtenteils so reagieren -- und vielleicht sogar mitmachen, wenn das Gelände dazu einlädt. Kritischer sind dann schon der barfüßige Stadtbummel, weil viele Leute nicht verstehen, wie man sich die Füße schmutzig machen kann, und das Berufsleben, wo Barfußgehen meist nicht oder nur sehr eingeschränkt toleriert wird.

Worauf ich hinauswill: es gibt sicherlich eine öffentliche Meinung, wann man barfuß sein sollte und wann nicht. Doch der Grenzbereich ist sehr weit und fließend -- und damit beeinflußbar, er steht sozusagen zu unserer Disposition. Es liegt nun in der Art des Menschen, immer wieder Grenzüberschreitungen zu versuchen. Und die mutigeren unter uns gewinnen dabei Neuland. Ich denke z.B., daß der Trend zur Anlage von Barfußparks und Fühlpfaden eine Vorreiterfunktion für viele künftige Naturboden-Barfußfans hat! Die Akzeptanz des Großstadtschmutzes wird dagegen immer klein bleiben (es sei denn, die Gehwege werden irgendwann als Fühlpfade eingerichtet -- sicher bis auf weiteres nur eine schöne Utopie).

Ich denke, jeder von uns muß seine eigene Grenzziehung zwischen barfüßigen und beschuhten Lebensbereichen finden. Aber das Spiel, immer wieder mal ein wenig über seine Grenzen hinauszugehen und dabei neue Bereiche für das gefühlsechte Gehen zu finden, ist und bleibt reizvoll!

Immer das passende Fußbewußtsein wünscht Dir Lorenz

[image] Barfußlaufen in der Natur


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