Wochenende in Würzburg (Hobby? Barfuß! 2)

Lorenz ⌂ @, Saturday, 11.09.1999, 23:18 (vor 9141 Tagen)

Hallo miteinander,

Es wird höchste Zeit, von dem Barfußwochenende in Würzburg zu berichten! Ich habe ja kräftig die Werbetrommel geschlagen, aber leider konnten zum vorgesehen Termin die meisten Interessenten nicht kommen. Umso besser war aber das Wetter. Dennoch blieb ich nicht ganz allein, und so konnte ich es in vollen Zügen genießen, meine frühere Heimatstadt neu zu entdecken: auf bloßen Sohlen.

Bei aller Selbstverständlichkeit des Barfußlaufens, die ich mir inzwischen angeeignet habe, war es doch ganz schön aufregend, am Freitag nachmittag barfuß in den Zug zusteigen, 2x umzusteigen und schließlich mit der Straßenbahn zum Haus meiner Schwiegereltern zu fahren, wo ich nächtigte. Doch auf dem ganzen Ausflug wurde niemals des fehlende Schuhwerk bemängelt.

Spannend fanden wir es schon, am Samstag morgen zu dritt barfuß auf die Residenz zuzusteuern, um das Treppenhaus mit dem weltberühmten Deckenfresko von Tiepolo und die großartigen Barocksäle zu besichtigen. Solche Sehenswürdigkeiten gelten doch eher als eine Hürde für Barfußgeher. Aber wir wollten es wissen und haben nicht lange gezögert. Im Kassenraum drängte sich gerade eine Reisegruppe, die den beiden Wärtern am Eingang die Sicht nahm, während ich die Eintrittskarten löste. Dabei bekam ich mit, daß die Rucksäcke in Schließfächern untergebracht werden müssen. Also ging ich forsch auf einen Wärter zu (Blickkontakt ist wichtig, dann schaut keiner auf die Füße) und fragte, wo die Schließfächer seien - und wir marschierten sofort in die Richtung, in die er wies. Als wir die Schwelle überschritten, schaute der andere Wärter nach unten; schon zu spät um uns zurückzupfeifen? Nein, ich glaube, wir hatten die Selbstverständlichkeit des Barfußlaufens so gut drauf, daß es einfach keinen Anlaß zum Eingreifen gab. Und so konnten wir unbeschuht und in aller Ruhe die großartigen Kunstschätze genießen.........

Überall hin haben uns die Füße getragen, durch die Parks und die Innenstadt, über die Brücken, auf die Festung und über die Stiegen des Kreuzwegs zum Käppele (einer schönen Barockkirche auf einer Anhöhe). Wir haben uns in diversen Wirtsgärten und Eisdielen gestärkt, aber auch einige Kirchen von innen gesehen. Es hat sich bestätigt, daß Würzburg wirklich erste Wahl als Zielort für barfüßiges Stadtbummeln ist, auch wenn sonstige barfüßige Personen, die ich an diesem Wochenende gesehen habe, sich exakt an den fünf Zehen eines Fußes abzählen lassen. Allerdings habe ich nicht krampfhaft nach anderen BarfüßerInnen gespäht, so werden mir wohl einigen entgangen sein. Hauptsache war, daß wir die ganze Zeit ohne jeden Konflikt barfuß sein konnten, und so war es reichlich egal, wie es die anderen Leute hielten.

Auch das Hotel St. Josef (in zentraler Lage), in dem die anderen nächtigten, war barfußfreundlich. Als ich sie abholen kam, fragte mich der Inhaber, was es denn mit unserem Barfußgehen auf sich habe. Er fand es zwar ungewöhnlich, aber o.k.. Als ich ihm ankündigte, ich würde seine Adresse auf dem Internet in Barfußläuferkreisen empfehlen, hatte er nichts dagegen.

Über einige nette Begegnungen, die sich an diesem Wochenende ergaben, werde ich ein andermal berichten.

Seid herzlich gefüßt, Lorenz

[image] Natur und Fortschritt


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