Georg bewirbt sich um das Amt des Barfußpräsidenten / Meine Bundestagsrede (Hobby? Barfuß! 2)

Bruder Johannes, Wednesday, 21.07.1999, 00:41 (vor 9258 Tagen)

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Werter Georg,

zunächst einmal vielen Dank für Ihre Bewerbung für das Amt des Barfußpräsidenten.

Darf ich Ihnen auch sagen, daß Ihr Artikel - und ich möchte Sie hiermit keinesfalls
in Verlegenheit bringen - in der Ihnen eigenen Ironie mir wiederum
vorzüglichen Lesegenuß bescherte.

Völlig zu Recht fragen Sie:
"Darf ich Euer Merkwürden abschließend noch an meine Anfrage betreffs des
Aufgabenfeldes meiner künftigen Behörde,
des Barfußministeriums, erinnern ?"

Ich habe diese Frage in meiner heutigen Gastrede im Bundestag erörtert.
Einen kleinen Teil dieser Rede habe ich den Forumsteilnehmern kürzlich
breits im Rahmen eines Postings publik gemacht. Hier nun die komplette Rede:

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Meine Damen und Herren! Liebe Bundestagsabgeordnete, werter Herr
Bundestagspräsident!
Ich danke ganz herzlich nochmals allen,
die mich gewählt haben, und bekunde denen meinen Respekt, die sich für
die Mitbewerberinnen entschieden haben, denen ich meinen Respekt nicht
versage. In diesen Tagen habe ich gelegentlich gesagt: An dem Wort
Familienbande ist viel Wahres dran.

Aber ich sage jetzt: Es ist für mich nicht nur eine selbstverständliche
Pflicht, sondern auch eine persönliche Verpflichtung, von dem Tag an, an
dem ich das Amt des Bundespräsidenten wahrnehme, über alle Grenzen und über
alle Unterschiede hinweg der Bundespräsident von Deutschen aller Fußgrößen
zu sein und der Ansprechpartner für alle Menschen, die ohne einen deutschen Paß bei uns
leben und arbeiten.

Ich möchte auch der Präsident aller Barfußläufer sein, ein Thema, an dem
mir persönlich viel liegt.

Zu diesem Thema folgendes: Barfußlaufen ist keine Frage des Alters, des Geschlechts,
der Hautfarbe oder Nationalität. Ich setze mich daher
für das Barfußlaufen nicht nur auf nationaler, sondern
auch auf internationaler Ebene ein. Das Barfußlaufen
eint uns über die Partei- und Landesgrenzen hinweg.
Während meiner 5jährigen Amtsperiode möchte ich mich
für barfußgerechte, landesweite Bodenbeläge einsetzen.
Diese Boden-Neustrukturierung kann in einem vereinten
Europa freilich nicht an den Landesgrenzen haltmachen.
Hierzu muss ich noch einige Gespräche mit den
Repräsentanten anderer Staaten führen. Auch möchte ich
für einen stufenweisen Ausstieg aus der
Schuhfabrikation plädieren. Hierzu sind jedoch noch
langwierige Konsensgespräche mit der Schuhindustrie
notwendig.

Ich plädiere bei dieser Gelegenheit auch gleich für die Einführung
eines Ministerialamtes für Barfußangelegenheiten. Zwei Kandidaten stehen
dafür zur Auswahl: Herr Laurentius und Herr Georg. Es handelt sich hierbei um
Kandidaten, die sich durch Kompetenz auf ihrem Gebiet auszeichnen, was
bei den heutigen Politikern leider eine Seltenheit darstellt.

Zu den Aufgaben des zukünftigen Ministers für Barfußangelegenheiten gehört
es, das Barfußlaufen durch barfüßige Staatsbesuche publik zu machen und sich für
eine barfußgerechte Umwelt einzusetzen. Sicherlich wird es dieser Minister,
angesichts der massiven Lobby der Schuhfabrikanten nicht leicht haben. Trotzdem
wird er, so bin ich mir sicher, seine Aufgabe in bester Weise erledigen. Deshalb
plädiere ich hier - und hier MUSS mir der Bundesrechnungshof recht geben - für eine
höhere Bezahlung dieses Amtes.

Lassen Sie mich an dieser Stelle noch erwähnen, daß mir Herr Georg bereits sein
Interesse an diesem Amt signalisiert hat.

Es gint auch noch andere Themen, die wichtig sind: Wir wollen daran erinnern und wir wollen daraus lernen, daß die deutsche
Einheit und der europäische Einigungsprozeß zwei Seiten einer Medaille
sind. Es ist in unserem eigenen und im europäischen Interesse, daß wir
unsere Anstrengungen fortsetzen, damit die Menschen in allen 16 Ländern
der Bundesrepublik gleiche Lebenschancen haben.

Vor 50 Jahren ist das Grundgesetz in Kraft getreten. Ich wünsche mir, daß
wir uns, bei allen Kontroversen über einzelne Sachfragen und bei allem
politischen Streit, den es gibt und geben muß und immer geben wird, immer
wieder neu darauf besinnen, daß wir in unserer Verfassung Etliches
unaufgebbar festgeschrieben haben: daß die Würde des Menschen unantastbar
ist - da steht nicht: die Würde der Deutschen, sondern da steht: die Würde
des Menschen -, daß Frauen und Männer gleiche Chancen und gleiche Rechte
haben sollen, daß das private Eigentum zugleich dem Allgemeinwohl dienen
soll. Das gilt insbesodere für das Barfußlaufen, nicht aber für Schuhe.

Es hat - auch unter uns - eine lange Diskussion gegeben: über das
Grundgesetz und seine Chancen, über das Verhältnis von Vaterlandsliebe,
Patriotismus und Nationalismus. Ich glaube, daß Nationalismus
und Separatismus Geschwister sind. Ebenso wie Fußfetischismus und Parteiismus.
Ich will nie ein Nationalist sein, auch kein
Fußfetischist, wohl aber ein Barfußläufer.

Ich danke allen herzlich, die mir ihr Vertrauen gegeben haben, und ich bitte
alle, ob sie mich gewählt haben oder nicht: Nehmen Sie mich so an, wie ich
bin. Haben Sie Geduld mit meinen Schwächen, und suchen Sie ein bißchen mit
nach meinen Stärken. Lassen Sie mich als Zeichen meiner Verbundenheit mit
Ihnen barfuß laufen!

So sage ich: Ich grüße alle Deutschen, ich grüße unsere Nachbarn, und
ich grüße unsere Barfuß-Freunde überall in der Welt. Insbesonders jene aus
dem "Hobby Barfuss"-Forum.

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Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

Stets Ihr

Bruder Johannes


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