Barfuß in der Stadt... (Hobby? Barfuß! 2)

Lupu @, Monday, 19.07.1999, 14:54 (vor 9260 Tagen)

...tja, Marco hat in seinem Beitrag sicher Recht: Barfußlaufen in der Stadt, in meinem Fall Berlin, ist wirklich nicht unbedingt der totale Freudenquell - allerdings immer noch eine kleine Freude, relativ gesehen zum ständig beschuhten Umherlaufen im Großstadtdschungel (vor allem bei diesem Wetter).
In den letzten Wochen war ich relativ selten barfuß in der Stadt, aber immerhin doch so einige Male. Dabei wurden meine Sohlen doch so manches Mal hart auf die Probe gestellt, da der Asphalt an einigen Stellen ziemlich aufgeheizt war (z.B. vor der Sparkasse, wo man erst die Karte zum Türöffnen reinschieben muß und bereits etliche Leute hinter einem warten - da kann man ja nicht quietschend umherspringen, sondern muß eben einen auf "cool" machen während es unter den Sohlen bereits qualmt...). Oder der Asphalt tat sein übriges und bescherte mir (z.B. gestern nach einem "Mega-Trip" durch die Stadt) Druckstellen und Blasen und ziemlich verkrampfte Füße. Da muß man schon etwas hartgesottener sein und einfach weiterlaufen, wenn's mal wehtut (dieses Rezept hat bei mir bisher immer gewirkt und Blasen bringen mich daher auch nicht mehr aus der Ruhe).
Das was mir aber am meisten auf die Nerven geht beim Barfußlaufen in der Stadt, sind die dämlichen Blicke, die man ständig auf sich zieht. Leider Gottes bin ich nicht so einer, der sich um die Reaktionen anderer einen Dreck schert und einfach so "sein Ding" macht(die Hemmschwelle ist bei mir doch noch recht groß und so ist es jedesmal wieder ein Angang, barfuß loszuziehen. Die Hemmschwelle ist allerdings an verschiedenen Tagen unterschiedlich hoch, keine Ahnung warum. Manchmal gehe ich einfach so los ohne groß Probleme damit zu haben und manchmal zermartere ich mir den Kopf, ob ich jetzt barfuß gehen soll oder nicht. Wenn ich's dann nicht mache, bin ich jedesmal ziemlich unglücklich und frustriert.
Auf der anderen Seite ist es manchmal ganz schön nervig, ständig so 'ne Art "Clown" für die Leute zu spielen. Da kommt man sich auf die Dauer doch ziemlich blöd und nicht mehr ernst genommen vor...
In Berlin ist es wirklich überhaupt nicht üblich, auch nur drei Schritte barfuß außer Haus zu machen. Auch wenn es mir die Süddeutschen ja oft nicht glauben wollen, aber hier sieht man wirklich fast nie jemanden barfuß auf der Straße (in diesem Sommer habe ich zweimal Frauen barfuß auf dem Rad gesehen, einmal vier kleine barfüßige Mädchen und insgesamt vier männliche Wesen) - wenngleich auch in diesem Jahr schon mehr als im vorigen.
Die Leute sind wahrscheinlich einfach abgeneigt, auf schmutzigen und scherbenüberhäuften Straßen barfuß zu gehen (ohne zu Wissen, daß es gar nicht sooo schlimm ist, verglichen mit der ständigen Schuh-Quälerei). Zudem ist Berlin so groß, daß man einfach nicht "ans Ende" kommt und ständig nur durch den Großstadtdschungel kurvt. Hier geht's einfach hektischer zu als in Kleinstädten...

...und barfuß auf dem Lande

Lupu @, Monday, 19.07.1999, 14:55 (vor 9260 Tagen) @ Lupu

...und eben in eine solche Kleinstadt (gerade erst Stadt geworden) im Norden von Berlin ziehe ich jetzt bald um! Das freut meine Füße und meine Lunge sowie die meiner Lebensgefährtin und des bald erwarteten Nachwuchses. In diesem Ort scheint "die Welt noch in Ordnung", da es sich um eine als Gartenstadt für die gestressten Berliner entstandene Gemeinde handelt, die den zu DDR-Zeiten nicht angetasteten Charme der 20-er und 30-er Jahre versprüht. Als Wessi vom Lande bin ich zutiefst beeindruckt von dieser Gegend und ihren landschaftlichen wie baulichen Reizen. Wo bei uns im tiefen Westen ja spätestens in den Siebzigern selbst 80% der Wirtschaftswege asphaltiert wurden, sind hier Straßen zum großen Teil noch unbefestigt! Und das ist bekanntlich eine Wonne für bare Füße, was ich denn ebenso ausgekostet habe wie die herrlichen Waldwege. Das ist schon was tolles, auf einer "Staubstraße" barfuß durch die Lande zu wandern, hinter sich weite Kornfelder,vor sich den Wald mit den typischen märkischen Sandböden und die verwunschenen Häuser und Grundstücke sowie neben sich einen spazierenden Storch! Habe es echt genossen (denn wer, wie ich, vom Niederrhein kommt - einer in den letzten Jahrzehnten systematisch ruinierten, ehedem sehr schönen Landschaft - der saugt solche Erlebnisse doppelt intensiv auf).
Aber zurück zum Thema: hier sind zwar alle Bedingungen fürs Barfußlaufen optimal - es macht aber trotzdem niemand. Jedenfalls war ich in der ganzen Renovierungszeit, die ich dort die letzten Wochen verbracht habe - der einzige (abgesehen von einem barfüßigen dreizehnjährigen im Supermarkt). Aber immerhin habe ich es geschafft, mit meinem Vorbild so abzufärben, daß der Nachbarsjunge (etwa 9) sich ermutigt fühlte und nun schon das zweite Wochenende hintereinander barfuß in der Umgebung herumhüpft (und auf der Straße im "Staub" spielt, was für eine tolle Sache!).
Ehrlich gesagt bin ich mir aber noch unsicher, wie denn das so werden wird in so einem Ort, wo fast jeder fast jeden kennt und so. Ob da der Mut mich irgendwann verläßt, barfuß zu laufen? Die Blicke hier sind jedenfalls ebenso kritisch wie in Berlin. Muß halt doch ein Nord-Süd-Gefälle sein...

Bis bald,
Lupu

...und barfuß auf dem Lande

Lorenz @, Monday, 19.07.1999, 19:47 (vor 9259 Tagen) @ Lupu

Hallo Lupu,

...und eben in eine solche Kleinstadt (gerade erst Stadt geworden) im Norden von Berlin ziehe ich jetzt bald um! ..... Wo bei uns im tiefen Westen ja spätestens in den Siebzigern selbst 80% der Wirtschaftswege asphaltiert wurden, sind hier Straßen zum großen Teil noch unbefestigt! Und das ist bekanntlich eine Wonne für bare Füße, was ich denn ebenso ausgekostet habe wie die herrlichen Waldwege. ....

Paradiesisch!!

Aber zurück zum Thema: hier sind zwar alle Bedingungen fürs Barfußlaufen optimal - es macht aber trotzdem niemand. Jedenfalls war ich in der ganzen Renovierungszeit, die ich dort die letzten Wochen verbracht habe - der einzige (abgesehen von einem barfüßigen dreizehnjährigen im Supermarkt). Aber immerhin habe ich es geschafft, mit meinem Vorbild so abzufärben, daß der Nachbarsjunge (etwa 9) sich ermutigt fühlte und nun schon das zweite Wochenende hintereinander barfuß in der Umgebung herumhüpft (und auf der Straße im "Staub" spielt, was für eine tolle Sache!).

So viel, wie Du vielleicht denkst, wird im Süden auch nicht barfuß gelaufen, aber gerade Leute (besonders Kinder) aus meinem Bekanntenkreis sehe ich inzwischen überproportional oft barfuß! Seit etwa einem Jahr gehe ich in die Vorlage und spreche immer wieder den gesundheitlichen Effekt, aber auch den Spaß am Barfußlaufen an. Sogar dem Bürgermeister bin ich (wie schon berichtet) barfuß begegnet und habe ihm bei dem von ihm begonnenen kurzen Gespräch eines meiner Werbefaltblätter in die Hand gedrückt. Ansonsten werbe ich unaufdringlich, eher defensiv; deshalb hält mich auch niemand für verrückt. Und jeder weiß ja schon seit langem, daß Barfußlaufen gesund ist.

Ehrlich gesagt bin ich mir aber noch unsicher, wie denn das so werden wird in so einem Ort, wo fast jeder fast jeden kennt und so. Ob da der Mut mich irgendwann verläßt, barfuß zu laufen? Die Blicke hier sind jedenfalls ebenso kritisch wie in Berlin. Muß halt doch ein Nord-Süd-Gefälle sein...

Kritische Blicke gibt es schon auch in Süddeutschland, aber es ist falsch anzunehmen, daß sich diese immer nur auf die Füße beziehen. Ihr seid neu in der Gegend, und da wird man auch mit Schuhen beäugt. Warte doch mal, bis Dich jemand anspricht, und erzähle ihm dann, wie gesund Barfußlaufen ist und wie gut es Dir tut. Und daß man sich auf dem Internet ganz toll darüber informieren kann. Ein neues Faltblatt über Fußgesundheit hätte ich für solche Fälle auch anzubieten (Link unten), vielleicht hilft das dir als Barfüßer noch leichter ernst genommen zu werden.

Den Rat, vorsichtig in die Offensive zu gehen, gebe ich, weil ich (in Süddeutschland) gut damit fahre -- bzw. barfüßere.

Serfuß, Lorenz

Barfuß in der Stadt...

Schnaxel ⌂ @, Monday, 19.07.1999, 15:04 (vor 9260 Tagen) @ Lupu

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Das was mir aber am meisten auf die Nerven geht beim Barfußlaufen in der Stadt, sind die dämlichen Blicke, die man ständig auf sich zieht. Leider Gottes bin ich nicht so einer, der sich um die Reaktionen anderer einen Dreck schert und einfach so "sein Ding" macht(die Hemmschwelle ist bei mir doch noch recht groß und so ist es jedesmal wieder ein Angang, barfuß loszuziehen. Die Hemmschwelle ist allerdings an verschiedenen Tagen unterschiedlich hoch, keine Ahnung warum. Manchmal gehe ich einfach so los ohne groß Probleme damit zu haben und manchmal zermartere ich mir den Kopf, ob ich jetzt barfuß gehen soll oder nicht. Wenn ich's dann nicht mache, bin ich jedesmal ziemlich unglücklich und frustriert.
Auf der anderen Seite ist es manchmal ganz schön nervig, ständig so 'ne Art "Clown" für die Leute zu spielen. Da kommt man sich auf die Dauer doch ziemlich blöd und nicht mehr ernst genommen vor...

Hi Lupu!

In Bonn begenet mir nun auch so gut wie nie jemand anders auf bloßen Füßen. Trotzdem habe ich nicht den Eindruck, daß ich auffalle, selbst wenn ich bewusst auf die Leute achte, fallen mir schätzungsweise 2 Leute pro Stunde auf, die meine bloßen Füße überhaupt zu registrieren scheinen. Bei denen wüßte ich allerdings gern, was die wohl denken.
Besonders amüsiert habe ich mich über zwei Geschäftsleute im feinen Zwirn, die am Maritim-Hotel in die U-Bahn stiegen, ihre Koffer direkt neben meine bloßen Füße stellten (Ich saß halt ganz hinten, wo dafür Platz ist) ohne dabei irgendeine Reaktion zu zeigen...

Die Probleme mit dem heißen Asphalt hab ich hier natürlich auch, auch wenn meine Fußsohlen inzwischen recht robust geworden sind...

Schnaxel

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