(Süd-) Tirol (2) (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Freunde,
es hat zwar niemand im Forum auf meinen Südtirol - Bericht reagiert, aber ich bilde mir einfach mal ein, die Fortsetzung würde Euch interessieren ... Ich hatte ja schon vor dem Urlaub geschrieben, daß ich für diesen Zweck ein kleines Barfuß - Tagebuch schreiben wollte. An dem orientiere ich mich jetzt.
Den Anreisetag brachte ich schon mal gut ganz ohne Schuhe hinter mich - einschließlich des erfreulicherweise so selbstverständlich verlaufenden Barfußspaziergangs in Memmingen, von dem ich schon geschrieben hatte. Auch im Radio - einem österreichischen Sender, den ich zufällig nahe Innsbruck "erwischt" hatte - war im "Trendmagazin" davon die Rede : von irgendwelchen merkwürdigen Gummischuhen nämlich, die keine Sohle haben, so daß man darin barfuß geht (bekam 2 von 5 möglichen Sternen) - bekloppt, oder ?
In Südtirol war es zunächst sehr kalt, so daß am zweiten Tag nur der Supermarkt meine nackten Füße zu sehen bekam. Aber das Wetter besserte sich etwas und wir beschlossen, die mit dem Auto schon im letzten Jahr häufig gefahrene Strecke von unserem Ferienbauernhof im Jaufental in den Hauptort Sterzing einmal zu Fuß zurückzulegen. Hin und zurück erschien meinen Lieben aber etwas zu weit, so daß ich vormittags unser Auto ans Ziel brachte und mit dem einzigen Rückbus am frühen Mittag zunächst zurückfuhr. Einige tuschelnde und bedeutungsvoll auf meine nackten Füße blickende Jugendliche am Busbahnhof und im Bus verschönten mir die Fahrt.
Die geplante Wanderung habe ich natürlich auch barfuß gemacht und war trotz mäßigen Wetters in Gesellschaft unseres neunjährigen Jüngsten, der sich lustigerweise bereits zum Barfußlaufen entschlossen hatte als sich herausstellte, daß es gar keine Alternative gab, weil seine komplette Schuhtasche im vorgefahrenen Auto stand ... Jedenfalls sind wir beiden sehr schön barfuß gewandert und anschließend durch die Stadt gebummelt.
Am folgenden Tag haben wir einen Ausflug des Vorjahres ins Stubaital (auf der östtereichischen Seite) wiederholt. Man kann dort von der Talstation der Gletscherbahn aus auf der rechten Talyseite wunderbar und sehr abwechslungsreich barfuß wandern und später mit dem Linienbus zurück zum Parkplatz fahren. Etwas unwohl war mir allerdings, als wir hinter einer Kurve von einer Tierherde erwartet wurden, aus etwa 30 Ziegen, 1 Steinbock und 2 Schafen bestehend, die auf uns nur gewartet hatten : sie begleiteten uns für eine halbe Stunde - zu ihrer Alm, wie sich dann herausstellte. Ehrlicherweise habe ich mir da doch etwas Sorgen um meine Füße gemacht, zumal an einigen steinigen Stellen des Weges die Tiere doch deutlich schneller waren als ich und sich an mir vorbeidrängten; getreten worden bin ich allerdings nicht.
Lustige Begebenheit am Rande : auf einem sehr steinigen Stück hatte ich (und mit mir meine Frau und unsere beiden älteren Kinder, die respektvollen Abstand von den Tieren hielten) etwas den Anschluß verloren. Daraufhin kam eines der beiden Schafe zurückgelaufen und schaute uns s e h r strafend an, wo wir denn bloß blieben ...
Dieser Ausflug hat den Kindern so gut gefallen, daß sie ihn gegen Ende der Ferien noch einmal wiederholen wollten - diesmal barfuß wie Vater ...
Zwei Tage später ein Ausflug in die andere Richtung, an den Kalterer See. Die von den Kindern reklamierte Tretbootfahrt haben wir natürlich barfuß gemacht, aber die guten Vorsätze für den Rundwanderweg um den See (übrigens ohnehin eine Pleite, weil man fast nirgend sen See sehen konnte) hat der massiv gesplittete Bodenbelag auf weiten Strecken zunichte gemacht. Immerhin gab es am See und in einem Supermarkt in Nähe eines Campingplatzes die ersten Barfüßer des Urlaubs zu sehen ...
Am siebten Urlaubstag (ein Samstag) haben wir den Wochenendbetrieb der Gondelbahn auf den Roßkopf bei Sterzing genutzt. Über den Weg mit der Nummer 19 ging es für Barfüße sehr schön über Almböden und einen angenehmen Naturpfad über 90 Minuten lag Richtung Gossensäß, bis der Weg sich leider in einem Gebiet, in dem massiv abgeholzt wurde, verlor, so daß ein Abstieg über Geröll, durch einen leidlich steilen Waldhang und über einen Forstweg nötig wurde - alles leider nur partiell barfußfreundlich. Zumindest der Cappucino im Zielort und die Rückfahrt mit dem Linienbus ließen sich ungestört wieder barfuß genießen.
Der Aufstieg zur Ondrattalm im Jaufental am zehnten Tag war auch eine schon bekannte Strecke. Das erste Stück ließ sich gut barfuß gehen, aber der recht steile Anstieg über die geschotterte Zufahrtsstrecke wäre allzu fakirhaft verlaufen. Dafür konnte man auf dem ausgedehnten Almboden prächtig über Almwiesen laufen, durch den Gebirgsbach waten, an getschergeschliffenen Felsen herumklettern - was so einladend war, daß auch die Schuhe aller Kinder schnell von den Füßen verschwanden. Der etwa 15jährige Hirtenjunge der Alm trug übrigens Wanderstiefel (im vergangenen Jahr waren es zwei turnbeschuhte Mädchen mit Gameboy) - man sieht : auch Heidi und der Geißenpeter sind nicht mehr das, was sie mal waren !
Abends trat in Sterzing ein amerikanischer High - School - Chor auf, etliche der jungen Leute trugen sandalen an ihren nackten Füßen, und zumindest eines der Mädels sah ich anschließend barfuß Eis essen.
Am folgenden Tag war es bei einer Talwanderung im mit Ridnaun - Tal ähnlich barfußfreundlich wie auf dem Almboden. Ein Fußweg auf der linken Talseite von der Knappenkapelle St. Magdalena zum Bergwerk im Talschluß verläuft teils über Asphalt, viel über Wiesen, und war nach einem regen am Vormittag eine wahre Wonne. Unser Jüngster hatte sich nach der Erfahrung des Vortags auch sofort zum Barfußgehen entschlossen und strahlte in dem idealen Umfeld derart ansteckende Lebensfreude aus (durchs hohe Gras hüpfen, durch jeden kleinen Bach waten ...), daß seine Geschwister es ihm schnell gleichtaten : barfuß ist eben am schönsten, wenn das Gelände es nur ein wenig fördert !
Einige Tage später sind wir an einem sehr warmen Tag über das Timmeljoch in das österreichische Ötztal gefahren, wo - anders als in Südtirol - relativ viele barfüßige Kinder und auch eine erwachsene Barfüßerin mir auffielen. Der augenscheinliche Unterschied ergibt sich vermutlich aus der sehr unterschiedlichen "Aufbereitung" des Umfeldes : in Österreich gepflegte Straßen, Fußwege, Rasenflächen, in Südtirol Split, grobe Straßenbeläge ...
Am folgenden Tag waren dann aber auf einem Almfest bei sonnigem Wetter und einem feuchten Almboden nicht nur unsere Kinder, sondern auch einige andere und auch einige Erwachsene barfuß unterwegs ... Auf dem geschotterten Zufahrtsweg zurück haben dann die Kinder mal mich ausgestochen : während sie tapfer barfuß liefen, war die Sache mir zu schmerzhaft. Da bemerkt man dann doch, daß bei ihnen nicht mal die Hälfte meines Körpergewichts auf einer nicht viel kleineren Sohlenfläche lastet !
Soweit die Ergänzungen zum Bericht von neulich.
Zwischen den geschilderten liegen noch eine Reihe mehr von überwiegend oder auschließlich barfüßigen Tagen, an denen es ebenfalls keinerlei bemerkenswerten Streß, Ärger o. ä. wegen nackter Füße gab.
Insofern komme ich zu einem ähnlichen Fazit wie Bernd am Gardasee : wenn man es möchte, kann man in Südtirol (auf geeignetem Gelände) einen schönen Barfußurlaub verbringen !
Und auch Köln erweist sich dieser Tage als recht barfußfreundlich ...
Herzliche Füße an alle
Georg