Broder Johannes' Ode ans Barfußlaufen Teil 2 - Der Staatsempfang (Hobby? Barfuß! 2)
Werte Forums-Leser!
Meine heutigen Erlebnisse bei einem Staatsbesuch habe ich zu einer
neuerlichen Ode verarbeitet:
Steh ich auf ganz in der Früh'
in meinem großen Schloß Bellevue
sagt meine Frau: "Ach, Bruder Joh,
die Füße sind bloß, das macht dich froh!"
Ich geb' ihr recht und stehe auf
und mach barfuß einen Dauerlauf
auf meines Schlosses weiten Wiesen
wo schon die Blümchen heftig sprießen
Dann sagt die Haushälterin, die gute Trine:
"Joh, zieh dich an, du hast Termine"
Dann ist's vorbei mit Entspannung und Ruh'
ich muß mich einzwängen in meine Schuh
Das ist mir aber gar nicht recht
denn mit Schuhen läuft sich's nun mal schlecht
Schuhe zu tragen finde ich unnatürlich
doch barfuß zu laufen ist für mein Amt ungebührlich
Dann schlüpf ich also widerwillig in meine Schuhe rein
und steige in meinen Dienstwagen ein
Und auf dem Weg, so auf der Straße
gucke ich verloren durch's Fensterglase
Und plötzlich ruft da mein Chauffeur:
"Bruder Johannes, hör doch, hör!"
Ich gucke hin und gucke her
und frag ihn: "Was ist dein Begehr'?"
Er sagt: "Siehst du die Leute da, oh Mannomann
die haben keine Schuhe an!"
Ich sag zu ihm: "Ohne Schuh' ist's bequemer,
diese Leute sind sicherlich Forumsteilnehmer.
Humorvoll, freundlich, immer nett
ich kenne sie aus dem Internet."
Er registriert's und er fährt weiter
doch mir wird's langsam nicht mehr heiter
Langsam wird mir Angst und Bang'
vor dem blöden Staatsempfang
Nicht etwa vor den Staatsministern,
nein, meine Lackschuh tun so knistern.
Sie sind halt wirklich unbequem
ich möcht' so gerne barfuß geh'n.
Während des Staatsessens halt ich's nicht mehr aus
und zieh' heimlich unter dem Tisch meine Schuhe aus.
Der Staatsgast, so merke ich, guckt ganz gequält
ich frage mich, welcher Gedanke ihn beseelt
Bei Gelegenheit frage ich ihn dann
ob ich ihm vielleicht helfen kann
Er sagt: "Mein Schuhwerk, das hat seine Tücken
es tut an jeder Stelle drücken!"
Um acht Uhr, es wird gerade zum Zapfenstreich geblasen
verschwinden wir heimlich und gehen zum Rasen
und entledigen uns uns'rer Schuhe
jetzt haben wir vom Drücken Ruhe!
Entledigt von Schuhen und Gedanken an Gut und Geld
träumen wir von einer besseren Welt
Mit ganz, ganz vielen Barfußläufern
und ganz, ganz wenig Schuhekäufern
Der Staatsgast kam auch als Repräsentant
von einem großen Schuhfabrikant
Doch nun nehmen wir Schuhe auf, baldigst schon
in die Liste der Folterwerkzeuge der Genfer Menschenrechtskonvention
Neun Uhr, der Empfang ist vorbei, der Chauffeur muß mich abholen
ich steige ins Auto mit ganz schmutzigen Fußsohlen
Ich fang an zu dichten, denk mir aus meine Oden
mit nackten Füßen auf dem Boden
Und weiß, vor dem Gang ins Bett
gehe ich noch mal ins Internet
Und mache mit meiner Dichtung heute
den Forumslesern eine kleine Freude.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
Ihr
Bruder Johannes
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