Pressespiegel 8.7.99 (Hobby? Barfuß! 2)

MarkusII, Thursday, 08.07.1999, 23:33 (vor 9205 Tagen)

Hallo zusammen!

Der einzige Artikel, der heute im engeren Sinne und positiv mit Barfußlaufen zu tun hat, ist in der Suchmaschine falsch verlinkt, so daß das Original unauffindbar bleibt...

1) Süddeutsche Zeitung, 8.7.99, Anmerkung: Die übermächtige "Konkurrenz"...!

Auf Schritt und Tritt

Der "Kampf der Schuhe": Arte wirbt für Adidas

Wir haben die Hartplastikbälle einst barfuß gedroschen und sind nach Zehenstauchung zum Einsatz des Innenrists übergegangen. Später bekamen wir Segeltuchgummischlappen zum Heiligen Christfest - und heute kloppen die Kids sich um die teuersten Boots oder wie immer die Mirakeldinger mit Luftkammern, Gel und handgenähter Treffgarantie nun heißen.
Allein mit "Fußballprodukten" macht Adidas jährlich 1,2 Milliarden Mark, mit 400 Millionen Dollar wiederum sponsort Konkurrent Nike für zehn Jahre den brasilianischen Fußball. Denn Nike setzt (seit 1994) ganz und gar auf Brasilien, Adidas dagegen ist seit 1970 "Partner des französischen Fußballbunds". "Wir wollen ein Drittel des weltweiten Umsatzes auf dem Fußballmarkt", sagt Herr Mahrer, den ein Insert als "Vizepräsident Fußball - Adidas International" vorstellt. Vorher hat er vier Jahre für Nike gearbeitet (das erinnert an Opel/VW, doch wissen wir nicht, ob irgendwelche Blaupausen von Profilsohlen geschmuggelt wurden). Bei Adidas angefangen hat der famose Herr Blatter, Chef der FIFA und somit wahrer Weltfußballkaiser. "Ohne Adidas wäre die FIFA nicht das, was sie ist", meint er, und wir wissen nicht, was er selbst wäre. Im übrigen gebe es im Fußballgeschäft "keine Seilschaften", spricht Blatter, ein nicht näher definierter Universitätsmann aus Brighton sagt, es herrsche das Gesetz der Mafia.
Die Sportartikelbranche macht jährlich einen Umsatz von 235 Milliarden Mark. "Fußball bedeutet vor allem Respekt", sagt wiederum Blatter, und es ist anzunehmen: vorm Geld. Dergleichen aber nahm dieser Arte-Film am Donnerstagabend nicht an, das wäre ja witzig. Albert Knechtels anderthalbstündige Dokumentation bezieht gar keine Stellung, noch geht sie Behauptungen nach oder recherchiert oder klärt oder macht klarer. Dokumentation heißt hier Materialsammlung. Knechtel schnibbelt Köpfe (in Stadien und Büros, vor Springbrunnen, in Konferenzsälen) hintereinander, die Merksätze sprechen, und nur beim ersten Auftauchen erhalten sie eine "Bauchbinde", einen Titel; später weißt du nicht mehr, wer das gleich wieder war, aber sie sind sowieso fast alle von und für Adidas, und wenn der einstige Firmenchef Horst Dassler selbst redet, erklingt sogar ein Streichquartett. Er führt aus, daß sein Anliegen nun mal sei, "ganz objektiv und ohne Interessen dem Sport zu helfen", und der Betrachter des Films denkt, ob es wohl sein könne, daß Adidas auch ganz objektiv dem Dokumentarfilm helfen oder geholfen haben könnte? Dieser hier hätte freilich vor allem gedankliche Hilfe dringend nötig. Technische auch.
Ein gedankenferner Graphiker hat nämlich alle Untertitelungen in blasses Gelb eingefärbt, so daß man bei bewegtem Hintergrund nichts entziffern kann, schon gar nicht, wenn die Textzeilen minutenlang über Namensreiterchen (auf Konferenztischen) gelegt sind. Schaut sich das niemand an vor der Ausstrahlung? Und ist niemandem aufgefallen, daß hier ein eher wirr desinformierender Werbestreifen für die wunderbare Adidas-Weltfamilie zusammengeleimt wurde, worin es nur in wenigen Bruchstücken um den - schurkisch wirkenden - Konkurrenten Nike ging (und auch dies meist aus Adidas-Sicht), während das deutsch-französische Zubehörunternehmen vom Segen in die Weihrauchtraufe begleitet wurde?
Irgendwann hätte ich auch mal gern gesehen, wie diese Milliardenschuhe überhaupt aussehen - und wie die der anderen. Gesehen haben wir nur, wie Blatter, Mahrer, Dassler, Dreyfus geformt sind: handgenäht, gelgefedert und enorm schußstark und zielsicher. Nein, man sollte nicht einen "Kampf der Schuhe" ankündigen, wenn der Siegeszug einer Firma gemeint ist. MICHAEL SKASA

2) Kieler Nachrichten, 8.7.99

Meint Ihr, daß das Folgende auch für "Alltagsbarfüßer" gelten sollte? Vom Gefühl her würde ich auch eher "ja" sagen, da man ja im Gedränge der Leute ist und die Füße nicht kontrolliert setzen kann (tanzen wäre wohl schon gar nicht möglich).

'Wer Hüllen fallen läßt, sollte nicht auf feste Schuhe verzichten'

Helfer geben Tips für "unfallfreies Raven" auf der Love Parade

Berlin (AFP) - Wenn sich am kommenden Wochenende erneut eine Million Raver in Berlin auf der alljährlichen "Love Parade" tummeln, bekommen auch die Hilfsorganisationen jede Menge Arbeit: Das stundenlange Zappeln zu wummernden Techno-Sounds kann den Musikfans gerade bei hochsommerlichen Temperaturen massive Kreislaufprobleme bereiten. Und weil im Gewühle so manche Bierflasche auf den Boden fällt, müssen immer wieder Fußverletzungen behandelt werden. Damit sich derlei Zwischenfälle halbwegs in Grenzen halten, warten Hilfsorganisationen wie der Malteser-Hilfsdienst in diesem Jahr mit "Tips zum unfallfreien Raven" auf. Die Helfer appellieren an die Techno-Fans: "Ruhe bewahren, auch wenn es schwer fällt."
Um einen Kreislaufkollps zu verhindern, raten die Malteser den Ravern, auf keinen Fall mit leerem Magen auf die Love Parade zu gehen und auch während des Events genügend zu essen und zu trinken. Ihre Empfehlung: "Am besten sind Mineralwasser oder Tee." Alkohol und Drogen sollten ohnehin tabu sein während der Techno-Parade. Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) kämpft mit dem Motto "Energy statt Ecstasy" gegen den Drogenkonsum an. Anstelle berauschender Pillen will die DAG-Jugend am Wochenende Traubenzucker an die Raver verteilen. "Das ist die einzig legale Dealergruppe", heißt es in einer Erklärung der Gewerkschaft.
Weil die durch Glasscherben verursachten Schnittwunden zu den häufigsten Verletzungsursachen gehören, soll auf Anraten der Helfer niemand barfuß gehen: "Wer glaubt, im Love-Parade-Taumel die Hüllen fallen lassen zu müssen, sollte zumindest nicht auf festes Schuhwerk verzichten", rät der Malteser-Hilfsdienst.
Außerdem fordern die Helfer die Techno-Fans auf, im Gewühle möglichst schonend mit den Nachbarn umzugehen: Drängeln, Schubsen und Rennen sollten vermieden werden. Und wer bemerkt, daß der Kreislauf eines Ravers schlapp macht, solle sofort die Sicherheitskräfte in den Sanitätszelten entlang der Route im Berliner Tiergartern alarmieren. Damit die Techno-Fans ihren Standort lokalisieren können, bekommen alle Laternen am Straßenrand eine Nummer zugeordnet. Die kann dann immerhin auch für die Verabredung zu einem mehr oder weniger beschaulichen Rendezvous im Dschungel der Techno-Fans genutzt werden.

3) Rottaler Anzeiger, 8.7.99, Anmerkung: Barfußlaufen kommt nur randlich vor, aber in sehr positivem Kontext.

Aufführungen von "Tloke Nauake" beim Marktplatzfest

Sonnenflieger riskieren Kopf und Kragen für die Federkrone

Von Doris Altmannsberger

Massing. "Tloke Nauake" - eine Tanzgruppe aus Mexiko, gibt erstmals im ostbayerischen Raum beim Marktplatzfest am Sonntag, 10. Juli, einen Einblick in ihre Kultur. Azteken-Häuptling Xokonoschtletl Gomora reist seit zehn Jahren quer durch Europa mit dem Ziel, eine im 16. Jahrhundert geraubte Federkrone wieder seinem Stamm zurückzugeben.

Mit verschränkten Armen und ernstem Blick erzählt Xokonoschtletl Gomora von der Geschichte der Federkrone Montezumas. "Wir nennen sie `Kopilli Ketzalli`, was soviel heißt wie `kostbare Krone`." Dabei meint Xokonoschtletl nicht nur deren materiellen Wert. "Sie besteht aus 400 Federn des Quetzalvogels. Der Quetzal ist bei den Atzeken und Mayas ein heiliger Vogel, er steht für das Schöne und Kostbare." Die Federkrone sei Träger der Kraft und Weisheit ihres Herrn, Montezuma.
"Nach der Ermordung Montezumas durch die Spanier wurde die Kopilli Ketzali geraubt", erzählt Xokonoschtletl. 1521 wurde sie dann als "Geschenk" an Kaiser Karl V. geschickt. Derzeit befindet sie sich im Völkerkundemuseum in Wien. Von dort will sie Xokonoschtletl unbedingt herausholen. "Es ist Zeit, daß unsere eigenen Leute ihre einheimische Kultur wieder pflegen und kennenlernen", so der Häuptling. "Die Krone soll wieder zurück nach Hause kommen, da wo sie hingehört."
Um sein Anliegen, das er schon dem Papst und dem Dalai Lama vorgetragen hat, publik zu machen, reist Xokonoschtletl mit Stammesmitgliedern quer durch Europa. Azteken, Mayas, Totonaken und Yaki haben sich dafür zu der traditionellen Tanzgruppe "Tloke Nauake" zusammengeschlossen, die den Menschen mit ihren Vorführungen eine vom Aussterben bedrohte Kultur näherbringt.
"Wir haben uns durch mündliche Überlieferung unsere Tanzbewegungen, Kleidung, Schritte und Musikinstrumente bewahren können", so Xokonoschtletl. Zum ersten Mal im ostbayerischen Raum zeigen "Tloke Nauake" nun beim Marktplatzfest am Sonntag, 10. Juli, um 14.30 Uhr ihre Kunststücke. "Wir legen Wert darauf, daß alles, was wir vorführen, original überlieferte Rituale sind", sagt der Stammesführer.
Besonderer Augenschmaus dabei ist das Sonnenbaumritual der Totonaken, der "fliegende Menschen". Bei einer Vorführung für die Presse zeigten sie, daß sie dazu wirklich imstande sind. Fünf Tänzer erklimmen einen 21 Meter hohen Baum, einer von ihnen stellt sich aufrecht auf eine 20 Zentimeter kleine Plattform und beginnt zu tanzen. Die anderen vier richten sich nach den Himmelsrichtungen aus, während sie sich ein Seil um den Körper binden. Plötzlich fallen sie nach hinten und kreisen wie Adler um die Sonne . "Wenn die vier Tänzer gelandet sind, spannen sie ein Seil, an dem der Mann, der die Sonne dargestellt hat, heruntergleitet". Doch plötzlich, auf halber Höhe, läßt der Tänzer das Seil los und streckt die Arme weit von sich. Den Zuschauern stockt der Atem, während er ruhig, nur die Beine halten das Seil, die Sonne grüßt.
Höflich und geduldig erklärt Xokonoschtletl jedes einzelne der vorgeführten Rituale. "Die Tänze heißen bei uns Chitontikiza und sind Bewegungen zur Verehrung der Natur", sagt er. Der Tänzer wird dabei zur Verbindung von Mutter Erde und Großvater Kosmos. "Die Federn in unserem Kopfschmuck sind Antennen zum Kosmos. Bei uns zu Hause tanzen wir immer barfuß, damit wir Kontakt zu Mutter Erde haben."
Ärgerlich wird der Häuptling nur ein einziges Mal. "Wir möchten nicht Indianer genannt werden, wir gehören zur Familie der Nahuatl", sagt er. "Wir geben euch schließlich auch nicht einfach so einen neuen Namen", fügt er hinzu. Daß das nicht so einfach ist, erfährt er wenige Minuten später. Ein kleiner Junge, der die ganze Zeit fasziniert den Erzählungen gelauscht hat, läuft aufgeregt zu seiner Mutter hin: "Mama, du mußt dir unbedingt die Indianer anschauen."

Viele Grüße,

MarkusII

Rottaler Anzeiger, 8.7.99 - Doris Altmannsberger

Claudia Quispe @, Saturday, 29.07.2000, 18:03 (vor 8819 Tagen) @ MarkusII

Sehr geehrte Doris Altmannsberger!

Ich kann Ihre Begeisterung für den angeblichen Aztekenhäuptling Xokonoschtletl Gomora nachvollziehen, jedoch nicht nicht tolerieren, dass z. T. völlig falsche Informationen an die Öffentlichkeit weitergegeben werden.

1. Wie ist es möglich, dass ein "Aztekenhäuptling", von welchem die Nachfahren der Azteken hier in Mexiko fast nichts wissen bzw. ihn inzwischen ablehnen, Gamora heisst, absoluter Mischling ist, eine italienische Frau hat und vor allem in Merida seinen Sitz hat, im Reich der Mayas? Wissen Sie eigentlich, wie verwerflich es ist, wenn sich jemand einfach als Volkstammoberhaupt ausgibt? Dieser Xokonoschtletl vertritt leider nicht in Wirklichkeit die Interessen der Nachfahren der Azteken oder Mayas oder Totonaken, er macht schlicht und einfach Geschäft, auf Kosten seiner Landsleute, welche Kopf und Kragen riskieren, ohne eine Unfall- oder Krankenversicherung zu besitzen bzw. für 500,- DM pro Monat. Aus ihrer Not heraus, folgen sie ihm, um ihre Familien ernähren zu können. Wenn Sie möchten, besuchen Sie mich in Mexiko, ich stelle Ihnen sehr gern ehemalige "Mitstreiter" des sauberen "Aztekenhäuptlings" vor.

Nun zu den Angaben. Montezuma wurde nicht von den Spaniern getötet sondern von seinen eigenen Leuten. 300 Spanier besiegten auch nicht die Million von Azteken, eine halbe Million allein in und um Mexiko-City sondern es waren die Volksstämme, welche grausam von den Azteken unterdrückt worden waren. Das Aztekenreich bestand gerade mal 100 Jahre, weisst jedoch viel grausamere Vorgehensweisen auf als das Hitlerreich. (Ist in Büchern nachzulesen, in Spanisch) Die Krone in Wien ist u. a. nicht das Original, jenes existiert nicht mehr. Der Staat Mexikos würde von allein die Krone zurückfordern, wenn Rechte darauf bestünden und Wien hätte dann auch einen Austausch akzeptiert, "Original gegen Kopie". Jedoch ist jener Xokonoschtletl für Mexiko eher eine Witzfigur, weil er vor allem in keiner Weise mit seiner Lebensform dem Volke der Azteken Ehre macht. Währe er z. B. Oberhaupt der Azteken, so dürfte ihm niemand in die Augen schauen, seine Füße dürften nicht die bloße Erde berühren u. noch viele Dinge mehr. Und er hätte von seinem Volk auserwählt werden müssen.

Ich lernte diesen Menschen auch kennen und allein beim Zuhören widersprach er sich ständig, erst recht im persönlichem Gespräch. Er verlangt von uns, dass wir nicht Indianer sagen, doch wir werden von ihm selbst als Bleiche bezeichnet, nicht als Deutsche, Sachsen, Bayern, Spanier u.s.w. bzw. pocht er auf die Rechte der Indigenas, der etnischen Volksgruppen, tritt sie jedoch mit eigenen Füßen, indem er seine Mitarbeiter (die Truppe arbeitet täglich von 8.00 Uhr bis meist 22.00 Uhr für 500,- DM pro Monat/Person, ohne Kranken- und Unfallversicherung bzw. einem rechtlichen Arbeitsvertrag bzw. als Touristen, welche offiziell gar nicht arbeiten dürfen in Deutschland), absolut ausnutzt, denn der Schmuck wird von den Totonaken hergestellt. Er zwingt seine Leute zu rechtswidrigen Handlungen, denn der Verkauf ist ohne Reisegewerbekarte nicht gestattet.
Das Ritual der Totonaken ist außerdem auch kein Sonnenbaumritual sondern ein Ritual zu Ehren der Götter der Fruchtbarkeit.
Die aztekischen Tänze sind auch nicht original überliefert worden sondern man stellt es sich so ungefähr vor. Es gibt keine genauen Überlieferungen dieser Tänze. Leider, ist aber nun mal die Tatsache. Außerdem dürfen auch keine Frauen tanzen und dies tun hier in Mexiko und auch inzwischen in der Gruppe von Xokonoschtletl viele.
Sehr gern können wir uns über das Thema Azteken und andere Hochkulturen mit ihren Traditionen weiter unterhalten, aber ich möchte vermeiden, dass dieser Mexikaner weiter auf Kosten seiner Landsleute das große Geld macht und die eigene Kultur letztlich mit Füßen tritt.

Mit freundlichen Grüßen, auch im Namen der ausgebeuteten ehemaligen Mitarbeiter von Xokonoschtletl, aus Mexiko Claudia Quispe

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