1. Herzlichen Glückwunsch! 2. Eigene Fortschritte (Hobby? Barfuß! 2)

MarkusII, Thursday, 08.07.1999, 23:02 (vor 9205 Tagen) @ Kai

Hi MarkusII,

Endlich mal ein richtig guter Artikel zum Thema - bei dem, was die deutschen Zeitungen so liefern, wird man ja regelrecht "entwöhnt"!
Na, die Deutsche Wanderjugend ... macht hier immerhin einen vielversprechenden Anfang!!

als erste Resonanz auf den Barfußartikel in "WALK & more" habe ich schon eine dringende Anfrage des "Wandermagazins (WM)" erhalten, ob sie ihn nachdrucken dürfen. Der Herausgeber des WM bekommt unser Heft regelmäßig und war ganz angetan von dem "neuen, exotischen und interessanten" Thema und auch von den abgebildeten Photos. Ich werde den Artikel leicht modifiziert als Beitrag der Wanderjugend in dieses Heft reingeben (das O.K. des Photographen Steve habe ich auch schon - hier nochmal ein herzliches "Danke schön!" an ihn). Das WM wird dann vermutlich im September rauskommen und ist hauptsächlich am Bahnhofskiosk erhältlich. Ich informier' Euch hier im Forum natürlich sofort nach dem Erscheinen.
Kai

Hallo Kai!

Du kannst mir glauben, daß mich dies ausgesprochen freut!
Der Autor hat sich ja sehr engagiert!

Gibt es eigentlich neben PAPERBALL (für die Tageszeitungen) auch etwas ähnliches für die Zeitschriften? Kann man Euren Artikel auch da anmelden (parallel zu den anderen Suchmaschinen)? -

Wie ich beim Durchlesen soeben festgestellt habe, wird das Nachfolgende etwas pathetisch und "kompliziert", aber es sind meine Gefühle und Gedanken, und an Dich als einer der angenehmsten Teilnehmer dieses Forums sind sie nun gerichtet (nein, Du "mußt" nicht unbedingt antworten...). Sei froh, daß Du selbst nicht so hast "kämpfen" müssen, um ganz einfach die Schuhe weglassen zu können!!

Gerade heute habe ich mich getraut, die Barfuß-Grenzen weiter hinaus zu schieben. Bisher habe ich im jeweiligen Kursraum die Sandalen "fallen" gelassen und bin zunächst am Platz so gewesen und dann im Raum so herummarschiert.

Heute war ich überall im Gebäude so unterwegs, auch vorm Chef und vor der Verwaltung. Hat reibungslos geklappt, bin sogar noch nett angesprochen worden!
Die Toiletten stellen für Mißgünstige eine große Angriffsfläche dar, wenn man dort so auftaucht - dachte ich. Auch hier keine Probleme.

Der größte Schritt war jedoch: mittags auch raus in die Stadt gehen, um die Mensa aufzusuchen. Die Bedingungen waren ja günstig (warm, kurze Hosen...). Ich hatte dies bereits mehrfach versucht, es aber einfach nicht geschafft. Und wie ärgerlich war dies, und wie widerlich finde ich die an den Füßen klebenden Sandalen (daß die anderen sich vor diesem Nährmedium für nachweislich unangenehme Kleinlebewesen nicht ekeln, wundert mich).

Heute habe ich dem inneren Bedürfnis dann nachgegeben, und siehe da: Im Bereich der Universität, wo viele StudenTinnen unterwegs sind, und im Bereich der Mensa war es allen anderen schlicht - einfach schnurzpiepegal! Einige nette Blicke einiger Frauen, keine negativen Reaktionen.
Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich nicht nur für mich, sondern auch von der Umwelt her ansatzweise fühlen, wovon ich hier immer nur schreibend träume: Barfußlaufen ist das normalste (und natürlichste) der Welt! Gerade das war mir "weggenommen" worden. Es wird tatsächlich nur dadurch etwas Besonderes, weil man es nicht darf (da es sanktioniert wird). Das vorhandene Grundbedürfnis staut sich immer mehr an - und entlud sich bei mir dann in den 30-km-Wanderungen, die ich viel zu selten machen konnte, und im Schreiben über dieses Thema.

Nach der Mensa mußte ich noch in die Innenstadt, und da wird man schon öfter als etwas "Besonderes" wahrgenommen, aber auch hier ist es (bei dem Wetter) vielen einfach - egal! Außerdem sollte man lernen, es nicht mehr als etwas Besonderes zu empfinden, daß man etwas stärker auffällt - eine energiesparende Standardreaktion finden eben. Die seltenen negativen Reaktionen rutschen einem am besten vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen und des Wissens aus diesem Forum "den Buckel runter". Hier habe ich schon viel gelernt (und habe leider doch noch einiges zu lernen).
Ansonsten bemühe ich mich zumindest, immer etwas freundlicher zu sein als im "Normalfall" (mit den aufgezwungenen Schuhen), und dies klappt nicht selten ganz gut.

Tja, hatte ich mir als nächstes Hindernis ausgedacht, wie wird das bloß werden, wenn ich nun mit richtig dreckigen Sohlen das Institut betrete? Innenstadt ist nun mal Innenstadt, und das Bild Michaels auf der Homepage dieses Forums gibt da den ganz realistischen Eindruck wieder.
Heute hat sich dies immerhin zum Teil geklärt: Als ich reinkam, war vom Personal keiner da. In der Schule selbst hat sich keiner drum gekümmert, obwohl es manchem aufgefallen sein muß, und als ich am Nachmittag ging, wurde ich vom Personal freundlich verabschiedet.
Ich glaube, auch dreckige Sohlen werden nur zu etwas besonderen "gemacht", weil man im Kopf hat, daß man so etwas ja nicht darf. Nachdem ich nun sowieso schon seit längerem die Erfahrung gemacht habe, daß helle Teppiche hell bleiben, wenn man vorher die Fußmatte gründlich traktiert hat, wird mir auch gefühlsmäßig immer mehr klar: Auch sie sind das normalste der Welt - sie sind nun mal immer ein Spiegelbild des Untergrundes, auf dem man sich bewegt, nicht "mehr". Und dies ist nicht nur physikalisch Naturgesetz, sondern sollte es ebenso vom Gefühl her sein.

Und abschließend: die Verletzungsgefahr, Schmerzen etc.? De facto einfach nicht existent (nachdem ich ja auch den "Härtetest" bei R(h)einkultur recht gut überstanden hatte)! Einfach ein zutiefst angenehmes, natürliches, normales Gehen, ohne irgendwelche Bedenken oder Mißempfindungen in dieser Hinsicht. Irgendwelche "Rettungssandalen" kann man getrost zu Hause lassen, wenn man nicht gerade auf sehr langer Wanderung ist.

Ich hoffe, diese Dinge bald nicht mehr großartig aufschreiben zu "müssen" - weil sie dann - hoffentlich - im "Best Of" stehen werden (neben den vielen sehr ähnlichen Angaben), für jedermann nachzulesen sind und vor allem - die normalsten Dinge der Welt sind! Und für mich wichtig: weil nun auch ich dies so empfinden kann (selbst in einer Umwelt, die leider "verzogen" ist und von der ich auch "verbogen" wurde).

Außerdem hoffe ich, baldmöglichst, genau wie Du, von "1 ½ Wochen barfuß" berichten zu dürfen...

Noch graut mir etwas vor dem Ende des Sommers, wenn man wieder stärker auffällt. Aber ich hoffe, dann mehr innere Kraft gefunden zu haben, um wiederum besser zu mir selbst stehen zu können ("I am what I am").

So, ich hoffe, es war nicht zu pathetisch...!

Viele Grüße und bis bald

MarkusII


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