Pressespiegel 4. und 5.7.99 (Hobby? Barfuß! 2)

MarkusII, Monday, 05.07.1999, 22:58 (vor 9273 Tagen)

Hallo zusammen!

Donnerwetter, das Forum "brummt" ja wieder! Gott sei Dank!

Hier der "Pressespiegel" von gestern und heute (Quelle: PAPERBALL). Alles, was das Barfußlaufen fördern könnte, ist aufgenommen. Artikel werden von mir nur in Ausnahmefällen gekürzt - das Barfußlaufen soll nicht für sich allein stehen, sondern im Zusammenhang dessen erscheinen, worüber berichtet wird.

Gestern waren keine der neun Artikel geeignet (z.T. auch Wiederholungen - die Hundert-Jahre-Sportgeschichte-Reihe erscheint über Wochen hinweg in den verschiedensten Zeitungen).

Nach so manchem Beitrag in letzter Zeit hier, bei dem Scherben mit im Spiel waren, finde ich es interessant, daß heute so viel in den Zeitungen dazu gesagt wird.

Ich kann nur sagen: wenn jeder "normale" Mensch dies (s.u.) kann, sollte das jeden Barfuß-Interessierten beruhigen. Der bessere Gang, erheblich festere Sohlen und ein effektives Polster unter den Füßen - was sich alles nach etwas "Training" einstellt - sollte dann erst recht jedem Angst vor unangenehmen Verletzungen durch die Scherben nehmen.

Los geht’s!

1) Kölner Stadtanzeiger, 5.5.99, Anmerkung: Spency hat zum gleichen Thema bereits einen Artikel aus dem Schweizer "Blick" ins Forum eingestellt. Vielen Dank!

Der Weg zum Titel führt barfuß über Scherben
Spektakuläres Mental-Training bei Bayer 04 Leverkusen - "Das kann nicht alles Humbug sein"

Scherben bringen Glück, heißt es. Aber mit dem Vertrauen auf den Wahrheitsgehalt eines solchen Sprichworts läßt man es bei Bayer 04 Leverkusen nicht bewenden. Dort geht man buchstäblich einen Schritt weiter. Man schreitet darüber. Barfuß.

So geschehen am Wochenende während des Trainingslagers im hessischen Grünberg. Hier erschien der Psychologe Jürgen Höller, in der Branche als "Motivationsguru" bekannt, der in der Vergangenheit bereits zahlreiche Seminare mit Managern hochrangiger Firmen abgehalten hat. Vier Stunden "mentales Training" standen auf dem Programm. Und das ging so: Im Gruppengespräch wurde Spielern und Trainern - vereinfacht ausgedrückt - positives Denken und Teamgeist vermittelt. Da war von "Autosuggestion" und "Ankerworten" die Rede, da wurden krafteinflößende Formeln skandiert ("Ich schaffe es, du schaffst es, wir schaffen es"), da wurde ein gemeinsamer Schlachtruf eingeübt ("Yahoo").

Und zu guter Letzt gab's eine Aktion, die man, laienhaft, unter den Oberbegriff "Mutprobe" stellen würde: Vor den Augen der inzwischen längst nicht mehr so skeptischen, aber immer noch ziemlich verblüfften Fußballprofis zerdepperte Höller drei Weinflaschen und bereitete daraus einen Scherbenteppich, über den es nun mit nackten Füßen zu laufen galt. Dies alles entsprach dem Werbeslogan eines Automobilherstellers - Nichts ist unmöglich. Als erster traute sich Christoph Daum, und die Mehrzahl der Spieler folgte dem Beispiel des Trainers. Lediglich vier Seminar-Teilnehmer, namentlich Oliver Neuville, Paulo Rink, Robson Ponte und Daryoush Yazdani, verzichteten auf diese freiwillige Übung, vermutlich, weil sich ihnen wegen ihrer Sprachprobleme der tiefere Sinn des Experiments nicht völlig erschlossen hatte.

Jedenfalls schnitt sich keiner der Probanden ins eigene Fleisch. Vielmehr berichteten die meisten später von einem zwar seltsamen ("wie auf Watte"), aber keineswegs unangenehmen Feeling. Nun könnten Spötter auf die Idee kommen, das Ganze als psychologischen Firlefanz abzutun oder Daum vorzuwerfen, er habe schon vor Saisonbeginn einen Scherbenhaufen hinterlassen. Einwänden solcher Art trat Manager Reiner Calmund vorsorglich entgegen: "Wenn Firmen von Weltruf viel Geld in derartiges Mentaltraining ihrer Mitarbeiter stecken, kann das nicht alles Humbug sein."

Calmund hatte gestern aber auch Neuigkeiten aus dem Personalbereich zu vermelden: So bezifferte er die Wahrscheinlichkeit, daß Paulo Rink auf Leihbasis zum FC Santos transferiert wird (der Klubchef des brasilianischen Erstligaklubs und Spielerberater Juan Figer weilten am Sonntag in Grünberg) auf 70:30. Auf 10:90 sei indes die Quote für einen Wechsel Michael Ballacks aus Kaiserslautern nach Leverkusen bereits zur anstehenden Saison gesunken.

Für die hat Bayer im übrigen bereits 15.000 Dauerkarten abgesetzt; heute sollen noch einmal 1000 auf den Markt kommen. Dann aber wird der Verkauf der Jahrestickets mit Rücksicht auf den zu sichernden Bestand an Tageskarten und das Kontingent für Gastvereine gestoppt.

Christoph Pluschke

2) Kieler Nachrichten, 5.7.99

Theater, Billard, Musik und Dart - Erster Jugendtag zeigte: Arbeit der Kirche liegt nicht in Scherben

Eckernförde (sze) Ein ungewöhnlicher Anblick bietet sich Passanten am frühen Freitag abend am Hafen: Pastor Dirk Homrighausen, eine Bierflasche in der Hand, zieht sich die Schuhe aus und steht barfuß vor einem Haufen von Glasscherben. "Jugendarbeit - ein einziger Scherbenhaufen?", fragt er die Umstehenden. Nicht mit ihm, er setze sich für die Jugend ein. Sagt's und steigt entschlossen auf die Scherben mit den scharfen Kanten. "Ich nehme auch noch einen von Euch auf die Schultern", bietet er seinen jungen Zuschauern an. Das wollen diese ihrem Pastor dann aber doch nicht zumuten. Sie weigern sich vehement.
Zum ersten evangelischen Jugendtag in Eckernförde hatte das Kirchenkreisjugendwerk gemeinsam mit der evangelischen Jugend Borby und der evangelischen Jugend St. Nicolai am Freitag eingeladen. Ziel der Aktion war es, den jungen Menschen in Eckernförde zu zeigen, daß Kirche nicht gleichbedeutend sein muß mit Gottesdienst und Litaneien. "Kirche ist mehr, doch unsere Aktionen werden selten in einen Zusammenhang mit dem Veranstalter gebracht", sagt Sozialpädagoge Richard Lange, der im Auftrag der Kirche offene Jugendarbeit leistet. Ob Dart- oder Billardgruppen, gemeinsam musizieren oder Theater spielen - das alles sei Kirche.
Und um das zu demonstrieren, hatten die Veranstalter am Freitag einiges auf die Beine gestellt: Die Theatergruppe von Andreas Lettau führte ihr selbstverfaßtes Stück "Rotkäppchen Konfusioso" auf, die Sunshine Gospel Singers sorgten für temperamentvolle musikalische Unterhaltung, und zwischendurch wurden die Zuschauer mit Jonglierkünsten und Straßentheater a la Dirk Homrighausen unterhalten. Der Duft von frischen Waffeln zog über den Platz, und im Hintergrund lockte das Schiff "Carola" des Kirchenkreisjugendwerks zu einer Besichtigung. Das Konzept stimmte, leider war der Besucherkreis ziemlich klein.
"Das ist schade, in einen Zusammenhang mit dem Veranstalter würde ich das aber nicht bringen", meinte Lange. Schließlich gehe es hierbei nicht vorrangig um Kirche, sondern um die Aktionen selbst. Kirche sei durchaus offen und zeitgemäß, denn immer mehr Jugendliche seien auf der Suche nach verbindlichen Werten. "Die jungen Menschen brauchen das Gefühl, daß es jemanden gibt, der für sie da ist, dem sie sich anvertrauen können und der ihnen auch Werte vermitteln kann", so der Sozialpädagoge. In diesem Rahmen sei auch die Jugendarbeit der Kirche von großer Bedeutung, denn dabei gehe es vorrangig darum, den Jugendlichen die Möglichkeit zum Meinungsaustausch und zur Bildung von Vertrauen zu geben. "Ohne Dogmatismus."

3) Main Post, 5.7.99

Das Gute liegt ja doch so nah

[Anmerkung: Zunächst der Text zum Foto:
Im Rahmen ihres Projekts Naturerfahrung und Umwelterziehung führten die Schüler der Klasse 7 a der Hauptschule Bad Neustadt zahlreiche Vertrauensspiele durch. Bei der "Blinden Barfußraupe" werden sie von ihrer Lehrkraft Petra Ziegler an einer Leine geführt. Dabei sind sie barfuß und haben die Augen verbunden]

RHÖNHOF (MAD) · Daß es viel aufregenderes als Computerspiele oder das Fernsehprogramm gibt, durften Bad Neustädter Hauptschüler in der Rhön erfahren.

Naturerfahrung und Umwelterziehung standen im Vordergrund eines dreitägigen Pilotprojekts der Klasse 7 a der Hauptschule Bad Neustadt am und um den Rhönhof.
Die Klasse ließ sich mit ihren beiden Lehrkräften Jürgen Horbelt und Petra Ziegler zuerst zum Basaltsee fahren. Von dort aus starteten die Schüler ihre Wanderung, die sie über die Thüringer Hütte und den Weiler Hillenberg bis hin zum Rhönhof führte.
Unterwegs standen bereits erste Pflanzenbestimmungen auf dem Programm. Die Schüler lernten die Kunst, wie man die Höhe eines Baumes ohne Maßband bestimmt und stellten gravierende Unterschiede zwischen Mono- und Mischkulturen des durchquerten Waldes fest.
Im Rhönhof richteten sich die Schüler ihre Unterkunft im Heu ein - ganz nach dem Motto: Wie man sich bettet, so liegt man. Ulrich Kolb, der Besitzer des Hofes stand dem Projekt stets offen, hilfsbereit und flexibel gegenüber.
Die Versorgung bestand ausschließlich aus regionalspezifischen Gerichten und Getränken. So mancher kam dabei auf den Geschmack der Holunderblütenlimonade oder des naturtrüben Apfelsaftes.
Auch die Eltern standen diesem Projekt positiv gegenüber. Einige beteiligten sich aktiv an den Vorbereitungen. Sie fuhren entweder das Gepäck zum Rhönhof oder brachten ein vorzügliches Mittags-Picknick zum Schwarzen Moor.
Das Programm bot den Schülern eine echte Freizeitalternative. Das "Baumtelefon der Eichhörnchen", Tierspurensuche im Wald, Vertrauensspiele oder die "Blinde Barfußraupe" stellten jeden Gameboy in den Schatten.
Mit allen Sinnen die Natur zu erfahren, war für die Schüler wesentlich aufregender als Computerspiele oder das Fernsehprogramm am Nachmittag. Daß Naturerfahrungsspiele und -übungen für Umweltbildung und -erziehung lehrreich sind, erkannte man bei der Moor-Rallye oder am Lernpfad "Wald".
Das Biosphärenreservat Rhön mit seinem Landschaftsbild und der reichen Pflanzen- und Tierwelt sollte den Kindern dabei erschlossen werden.
Letztlich trug dieser alternative Aufenthalt bei den Schülern zu einer Steigerung der regionalen Wertschöpfung bei. Die Schüler erkannten, daß man nicht erst hunderte von Kilometern fahren muß, um etwas erleben zu können.
Das Biosphärenreservat Rhön bietet vielfältige Möglichkeiten der Naturerfahrung und Umwelterziehung, die unbedingt genutzt werden sollten.

4) Main-Echo, 5.7.99

Von Glühwürmchen umtanzt auf finsteren Pfaden im nächtlichen Wald unterwegs

Erlebnispädagogische Wanderung: Mit Forstleuten Natur mit allen Sinnen erfahren

Elsenfeld. Eine laue Sommernacht senkt sich über den dunklen Tann. Fahles Mondlicht bricht sich Bahn durch düstere Baumwipfel. Myriaden Glühwürmchen tanzen ihren Reigen, Mäuse rascheln im Laub, irgendwo in der Ferne schreckt ein Reh auf. Kaum sieht sie die Hände vor Augen, jene Gruppe von Naturfreunden, die unter kundiger Führung von Forstdirektor Berthold Ort den nächtlichen Wald mit allen Sinnen erleben will.
»Wenn man in einen Wald eintritt, so ist es, als trete man in das Innere einer Seele« (Paul Claudel): Schriftsteller und Philosophen von Seneca bis Kafka haben die besondere Beziehung des Menschen zu Bäumen und zum Wald thematisiert. In allen Kulturkreisen und Religionen umgibt den Wald etwas Mystisches, aber auch Bedrohliches. Er ist Wohnung der Götter, aber auch Heimstatt wilder Tiere.
Der Forstmann, der an diesem Abend gewissermaßen in die Rolle eines Gurus geschlüpft ist, sieht diese Spiritualität in der Beziehung zur Natur beim heutigen Menschen in dessen technisierter Umwelt zusehends verlorengehen. Mit Erlebnispädagogik wollen die Forstleute diesem Trend abseits esoterischer Irrwege entgegensteuern.
Lebensgrundlagen erfahren
Ort: »Der Mensch muß sich seiner Lebensgrundlagen wieder bewußt werden.« Als am Freitag abend die Dämmerung einsetzt, sind es zunächst diese kulturgeschichtlichen und philosophischen Aspekte, die die Wandergruppe an der Hütte mitten im Forstwald diskutiert, um sich auf den nächtlichen Aufenthalt im Wald einzustimmen. Es wird stockdunkel, und die Gruppe beginnt sich den Weg ins Dickicht zu bahnen. Bald werden sie vollkommen eins mit der umgebenden Natur. Sie lassen sich, jeder für sich, an einem Baumstamm nieder. Meditierend versetzen sie sich in das Wesen »ihres« Baumes hinein, ergründen im direkten Hautkontakt seine Kraft, seine Beharrlichkeit, seinen Lebensrhythmus im Lauf der Jahreszeiten. Sie betasten Blätter, befühlen Zweige, riechen den würzigen Duft der Fichtennadeln, laufen barfuß über Moos und Gras, lauschen Klopfzeichen an liegenden Baumstämmen, erfahren so mit ihren Sinnen die Lebensvielfalt des Waldes das Auge sieht schon längst nichts mehr.
Es ist weit nach Mitternacht, als alle Nachtwandler wieder heil und ohne größere Schrammen und Blessuren aus dem Wald herausgefunden haben. Bloß gut, daß im Notfall eben doch auf die Technik hier in Form der Taschenlampe Verlaß ist.

5) Kieler Nachrichten, 5.7.99

Zweites Plöner Musikfest

Mit dem Reggae kam die Wende

Plön - "Es war unser bestes Konzert in Plön" verabschiedete sich Thomas Goralczyk, Pianist der Boogie Company, am Sonnabend nachmittag von den leeren Bänken. "Es war aber auch unser erstes." Da wurde an den Bierbuden sogar ein bißchen gelacht. War gar nicht schlecht der Witz und richtig gut war erst, was das Duo da vorher eineinhalb Stunden lang geboten hatte - astreinen Blues'n'Boogie eben. Nur hat kaum einer zugehört.
Nicht daß das Desinteresse der Anwesenden besonders groß gewesen wäre - das plattdeutsche Folkrock-Duo Timsen & Hannes mußte sogar eine Zugabe vor den 40 Zuschauern in Regencapes geben - groß war eher das Desinteresse der Abwesenden, die - offensichtlich mit römischen Daumenzeig nach unten - dem ersten Tag des aufwendig organisierten zweiten Plöner Musikfestes beinahe eine glatte Abfuhr erteilten. Doch die späte Wende kam unverhofft und zwar am Abend.
Da füllte sich der Markt binnen weniger Minuten mit Volk. Die Standverkäufer - mancher hatte schon abgebaut - bekamen nach sieben Stunden gähnender Langeweile endlich ein bißchen was zu tun, und als fünf als Bob Marley and the Wailers verkleidete Ghanaer - The Relatives - ihren ersten Reggae anstimmten, kam Bewegung in die Reihen der Regenschirme. Davon wurden es erst immer mehr, dann verschwanden sie nach und nach - deren Träger jedoch blieben und das Unglaubliche, in Plön nicht mehr für möglich Gehaltene passierte: Wie von einer schweren Last befreit, wie in Trance, die Blicke selig nach innen gekehrt, barfüßig auf dem nassen Pflaster, mit freiem Oberkörper oder wie auch immer - Plön tanzte!
Keiner konnte an sich halten, als ein Marley-Hit den nächsten jagte: "Stir it up", "One Love", "I shot the Sheriff", "Buffalo Soldier", "No Woman No Cry" - nur viel softer und beschwingter als es der jamaikanische Altmeister des Reggae einst musikalisch gepredigt hatte. Da paßten auch Disco-Reggae-Renner wie "Rock me Baby" gut dazwischen, und die zweite Hälfte des zweieinhalbstündigen Konzertes gehörte anderen karibischen Rhythmen wie dem Calypso. Schweißdampfend und unermüdlich trommelte Sänger Boye auf den Congas, während seine Stimmbänder Töne in allen Lagen produzierten. Shaibu an den Drums und Abethu am Baß taten es ihm gleich. Und ohne "Justice" an den Keyboards und "Hope" an der Gitarre wäre einfach nichts gelaufen.
Ja, es gab ihn. Das Plöner Musikfest, im vergangenen Jahr an Sturm, Regen und Fußball-WM gescheitert, hatte am Sonnabend abend einen ersten großen Höhepunkt. Soviel schon im voraus: Die Happy Schwale Band aus Neumünster begeisterte zum Auftakt am Sonntag nachmittag zumindest die zahlreich erschienenen Dixielandfans - und das bei Strandwetter. THOMAS EISENKRÄTZER

Viele Grüße,

MarkusII


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