Gefühlskontakt mit einer wilden Flußlandschaft (Hobby? Barfuß! 2)

Lorenz ⌂ @, Thursday, 01.07.1999, 21:43 (vor 9212 Tagen)

Hallo Barfußläufer und unerschrockene Diskutierer,

Meine Füße waren heute wieder mal richtig aktiv.

Am Nachmittag mußte ich meine Tochter zur Reitstunde fahren. Doch das war gar nicht so schlecht, denn der Reitverein ist in der Nähe der Isarauen südlich von München, und dort habe ich die zwei Stunden verbracht, während meine Tochter ihrem größten Vergnügen nachging. In diesem Bereich ist die Isar ein völlig unregulierter Fluß, der sich sein Bett zwischen Kiesbänken, Weidengebüschen und Auwäldern sucht. Die wilde Flußlandschaft an sich ist schon eine Augenweide, außerdem gedeihen etliche schöne Orchideenarten - z.B. auch der Frauenschuh.

In der "Pupplinger Au" ist der Boden so, wie die Natur ihn haben will: wunderbar abwechslungsreich - neben Kies und Sand gibt es auch schlammige Stellen und Möglichkeiten, im Fluß zu waten. Und sehr abenteuerlich für Barfußläufer ist der Waldboden, der von einem Gewirr von Baumwurzeln überwachsen ist. Dazwischen muß man irgendwie seine Füße setzen, ohne sich anzustoßen. Es ist die ideale Kombination von Sinnesgenuß und Fitnesstraining für die Füße!

Ich war in den vergangenen Jahren schön öfter dort, aber diesmal war ich doch sehr überrascht, daß das Hochwasser das ganze Gelände völlig umgestaltet hatte. Wo ich letztes Jahr noch mit meiner Familie gelagert hatte und eine große Sandfläche zum Volleyballspielen einlud, schoß jetzt nur noch das Wasser entlang, und an anderen Stellen hatten sich neue Kiesbänke gebildet. Vor allem hatte das Hochwasser sehr viel Sand angeschwemmt, so daß man über weite Strecken komfortabel lief wie am Strand. Natürlich trat auch noch genug Kies aller Größen zutage, um den Sohlen Abhärtung zu verschaffen. Doch die rundgeschliffenen Brocken waren weit besser zu verkraften, als das scharfkantige Zeug aus dem Steinbruch, das leider so gerne auf die Wanderwege geschüttet wird und leicht Probleme mit Hornhautrissen verursacht.

Wie überall konnte ich auch hier feststellen, daß den wenigsten Menschen der direkte Bodenkontakt etwas bedeutet. In diesem Bereich ist FKK üblich, ich sah auch einige Männer ohne Hose, aber mit Schuhen herumlaufen - genaugenommen bin ich also doch als einziger wirklich nackt herumgelaufen ...... Aber das ist nicht das Thema - nur haben wir ja kürzlich darüber diskutiert, warum die meisten FKK-Anhänger die Füße ausklammern.

Ob mit oder ohne Kleider, das ist Geschmackssache; aber es ist schade, wenn kaum noch jemand mit seinen Füßen den Kontakt zur Natur sucht!

Macht's besser und seid mir herzlich gefüßt, Lorenz

[image] Barfußlaufen in der Natur

Gefühlskontakt mit einer wilden Flußlandschaft

Marc @, Thursday, 01.07.1999, 23:50 (vor 9212 Tagen) @ Lorenz

Ob mit oder ohne Kleider, das ist Geschmackssache; aber es ist schade, wenn kaum noch jemand mit seinen Füßen den Kontakt zur Natur sucht!
Macht's besser und seid mir herzlich gefüßt, Lorenz

Hallo Lorenz,
ich versuch's! Leider habe ich hier in der Nähe von Bern an der Sense die gleichen Erfahrungen wie Du gemacht. Ein ganz tolles Gebiet zum Barfusslaufen. Aber auch hier lustwandeln die meisten FKKler und Textilfreaks beschuht herum. Für mich mittlerweile völlig unverständlich. Wenn die wüssten welch Sinneseindrücke ihnen entgehen... Hüllen- und schuhlos empfinde ich allerdings weit mehr als 'nur' wechselnde Sinneseindrücke. Es ist als würde man von der öden Oberfläche eintauchen in die Natur und selbst teil von ihr. Aus einer intellektuell geprägten, technisch virtuellen Welt in die ursprüngliche Urbestimmung Homo sapiens 'naturalis'. Du spürst jeden Luftzug, jeden Sonnestrahl, Wasser, Erde, warm und kalt. Folgt der Geist, lässt sich treiben und fliegt irgendwann davon, ist das für mich wie eine Transformation von der Umwelt in die Mitwelt. Ich fühl mich als Teil von ihr, der Natur. Und ich glaube langsam zu begreiffen, weshalb grosse indogene Persönlichkeiten wie Sitting Bull, oft stundenlang barfuss auf Grossmutter Erde standen und sich auf Visionssuche begaben.
Leider gibt es heute anscheinend nicht mehr viele Menschen die den m.E. 'wahren' Kontakt zur Natur suchen sondern sehr viele Leute die sich von trügerischen Pfaden falscher Wertvorstellungen leiten lassen. Es währe schön, wenn das Barfussgehen und somit dieses Forum dazubeitragen könnte, dass wieder mehr 'wahre Menschen' auf dem Pfad der Erkenntnis durch ihr Leben wandern.
Herzliche Füsse aus Bern
Marc

Gefühlskontakt mit einer wilden Flußlandschaft

Lorenz ⌂ @, Friday, 02.07.1999, 14:39 (vor 9212 Tagen) @ Marc

Hallo Marc,

Danke, daß Du mein Posting so schön fortsetzt -- und genau das ausdrückst, was ich auch empfinde!

...... Hüllen- und schuhlos empfinde ich allerdings weit mehr als 'nur' wechselnde Sinneseindrücke. Es ist als würde man von der öden Oberfläche eintauchen in die Natur und selbst teil von ihr. Aus einer intellektuell geprägten, technisch virtuellen Welt in die ursprüngliche Urbestimmung Homo sapiens 'naturalis'. Du spürst jeden Luftzug, jeden Sonnestrahl, Wasser, Erde, warm und kalt. Folgt der Geist, lässt sich treiben und fliegt irgendwann davon, ist das für mich wie eine Transformation von der Umwelt in die Mitwelt. Ich fühl mich als Teil von ihr, der Natur. Und ich glaube langsam zu begreifen, weshalb grosse indogene Persönlichkeiten wie Sitting Bull, oft stundenlang barfuss auf Grossmutter Erde standen und sich auf Visionssuche begaben.
Leider gibt es heute anscheinend nicht mehr viele Menschen, die den m.E. 'wahren' Kontakt zur Natur suchen, sondern sehr viele Leute die sich von trügerischen Pfaden falscher Wertvorstellungen leiten lassen. Es währe schön, wenn das Barfussgehen und somit dieses Forum dazubeitragen könnte, dass wieder mehr 'wahre Menschen' auf dem Pfad der Erkenntnis durch ihr Leben wandern.

In der Tat bin ich durch ähnliche Überlegungen dazu gekommen, mich überhaupt auf dem Internet für das Barfußlaufen einzusetzen. Die heutigen Wirtschaftsgurus machen uns glauben, daß die Menschheit sich von ihren natürlichen Wurzeln lösen und umso erfolgreicher Gewinnmaximierung treiben kann. Doch nur ein wacher Natursinn, wie ihn z.B. auch ein Barfußwanderer übt. kann uns rechtzeitig erkennen lassen, wann wir den Ast absägen auf dem wir sitzen -- d.h. das Ökosystem ruinieren, in das wir doch untrennbar eingebunden sind.

Und wenn der künstliche Schotter der befestigten Wanderwege Risse in meine Hornhaut schneidet oder der heiße Großstadtasphalt Blasen brennt, spüre ich, wie dünn der Ast schon gesägt ist ....

Aber intensive Naturerlebnisse geben immer wieder die Kraft, sich quer gegen den Zeitgeist zu stellen und für die Natur, unsere wahre Verbündete einzutreten!

Herzlich Füße, Lorenz

[image] Natur und Fortschritt

Gefühlskontakt mit einer wilden Flußlandschaft

alex @, Sunday, 04.07.1999, 06:05 (vor 9210 Tagen) @ Lorenz

Hallo Barfußläufer und unerschrockene Diskutierer,
Meine Füße waren heute wieder mal richtig aktiv.
Am Nachmittag mußte ich meine Tochter zur Reitstunde fahren. Doch das war gar nicht so schlecht, denn der Reitverein ist in der Nähe der Isarauen südlich von München, und dort habe ich die zwei Stunden verbracht, während meine Tochter ihrem größten Vergnügen nachging. In diesem Bereich ist die Isar ein völlig unregulierter Fluß, der sich sein Bett zwischen Kiesbänken, Weidengebüschen und Auwäldern sucht. Die wilde Flußlandschaft an sich ist schon eine Augenweide, außerdem gedeihen etliche schöne Orchideenarten - z.B. auch der Frauenschuh.
In der "Pupplinger Au" ist der Boden so, wie die Natur ihn haben will: wunderbar abwechslungsreich - neben Kies und Sand gibt es auch schlammige Stellen und Möglichkeiten, im Fluß zu waten. Und sehr abenteuerlich für Barfußläufer ist der Waldboden, der von einem Gewirr von Baumwurzeln überwachsen ist. Dazwischen muß man irgendwie seine Füße setzen, ohne sich anzustoßen. Es ist die ideale Kombination von Sinnesgenuß und Fitnesstraining für die Füße!
Ich war in den vergangenen Jahren schön öfter dort, aber diesmal war ich doch sehr überrascht, daß das Hochwasser das ganze Gelände völlig umgestaltet hatte. Wo ich letztes Jahr noch mit meiner Familie gelagert hatte und eine große Sandfläche zum Volleyballspielen einlud, schoß jetzt nur noch das Wasser entlang, und an anderen Stellen hatten sich neue Kiesbänke gebildet. Vor allem hatte das Hochwasser sehr viel Sand angeschwemmt, so daß man über weite Strecken komfortabel lief wie am Strand. Natürlich trat auch noch genug Kies aller Größen zutage, um den Sohlen Abhärtung zu verschaffen. Doch die rundgeschliffenen Brocken waren weit besser zu verkraften, als das scharfkantige Zeug aus dem Steinbruch, das leider so gerne auf die Wanderwege geschüttet wird und leicht Probleme mit Hornhautrissen verursacht.
Wie überall konnte ich auch hier feststellen, daß den wenigsten Menschen der direkte Bodenkontakt etwas bedeutet. In diesem Bereich ist FKK üblich, ich sah auch einige Männer ohne Hose, aber mit Schuhen herumlaufen - genaugenommen bin ich also doch als einziger wirklich nackt herumgelaufen ...... Aber das ist nicht das Thema - nur haben wir ja kürzlich darüber diskutiert, warum die meisten FKK-Anhänger die Füße ausklammern.
Ob mit oder ohne Kleider, das ist Geschmackssache; aber es ist schade, wenn kaum noch jemand mit seinen Füßen den Kontakt zur Natur sucht!
Macht's besser und seid mir herzlich gefüßt, Lorenz

hallo lorenz,
ich hatte auch einen genialen hike an der isar unternommen (bei hohen-
schäftlarn richtung wolfratshausen). durch den vielen regen der letzten zeit war ein teil des weges richtig schön schlammig und ein
teil über den damm mit sehr angenehmen wiesenbelag versehen. war
wieder mal ein sehr schöner frühabend und ich hoffe, daß das wetter
noch eine zeit hält um noch einige hikes dieser art zu unternehmen.
es ist einfach wunderbar die natur so zu erleben, wie man es mit schuhen an den füßen niemals kann. besonders der schlammige teil war
wieder mal wunderbar. auch ein kieseliges stück war mit dabei, das
ist genau das richtige für meine fußsohlen zur abwechlung.den schlamm
zwischen den zehen zu spüren und auch die weiteren natürlichen böden
ist einfach eine wunderbares naturerlebnis, aber ich erzähle ja nichts
neues.
viele grüße alex

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