Pressespiegel 28. und 29.06.99; hallo Lorenz und Kai! (Hobby? Barfuß! 2)

MarkusII, Tuesday, 29.06.1999, 23:31 (vor 9279 Tagen)

Hallo zusammen!

Hallo Lorenz und Kai! Vielen Dank für Eure Antworten, die mich freuen! Es tut gut, neben manchem Unerfreulichen hier mal wieder etwas richtig "Gutes" lesen zu können. Mit meiner "Rück-Antwort" wird es leider voraussichtlich etwas dauern, aber sie kommt!

Hier schnell noch der "Pressespiegel" von gestern und heute (Quelle: PAPERBALL). Heute schaffte von sieben Artikeln kein einziger die (niedrige) Schwelle in diese Zusammenstellung.

In Übereinstimmung mit Euch, wie ich meine sagen zu können, setze ich sie in Zukunft etwas höher, aber nicht so hoch, daß ein gewisser Überblick über die Situation verloren geht.

1) Stuttgarter Nachrichten, 28.06.99

Im Café Atlantico

Cesaria Evoras neue CD trägt wie schon ihr Album ¸¸Cabo Verde'' (1997) den Namen ihrer Heimat. Diesmal gibt der Titel eine poetische Umschreibung ihres Heimatortes Mindelo auf der Kapverden-Insel São Vicente: ihr ¸¸Café Atlantico''.
VON ANJA ALLMERITTER
In den Hafenkneipen der Stadt am atlantischen Ozean werden sie gesungen, die schwermütige Morna und die temperamentvolle Coladeira, die Cesaria berühmt gemacht haben. 1992 begann ihr sensationeller Erfolg in Frankreich mit Balladen über die Liebe, die Schönheit ihrer Heimat und die jungen kapverdischen ¸¸Miss Perfumados''. Die 59jährige, die im letzten Jahr mit dem Musikpreis der Unesco ausgezeichnet wurde, trägt die kreolischen Lieder ihres Inselfleckens inzwischen in alle Welt.
Am Freitag abend gastierte sie in Tübingen.Lampenfieber dürfte die Grande Dame der kreolischen Balladen eigentlich nicht mehr haben. Und doch: Cesaria hat Angst vor schlechter Stimmung im Saal, wie sie bei einem nachmittäglichen Gespräch im Vorfeld des Konzerts erklärte, zu dem sie vom Stuttgarter Musikhaus ¸¸Einklang'' geladen worden war. ¸¸Nur ein voller Saal inspiriert mich'', betonte sie. Ihre Sorge war unbegründet. Gegen 21.45 Uhr betrat die Diva - wie immer barfuß - den brechend vollen Saal der Tübinger Mensa Morgenstelle. Ein erster Akkord, einige gesungene Worte nur - und schon tauchten die Zuhörer ab in die Befindlichkeit der Kapverdischen Morna. Mit ¸¸Saudade'', der wunderschönen Ballade aus ihrem Album von 1992 (¸¸Miss Perfumado''), machte Cesaria gleich zu Beginn ihre Reverenz an die Melancholie ihres von Armut geprägten Landes. Eine süße Schwermut ging von der unvergleichlichen, knorrig-tiefen Stimme der kleinen Person da vorn im violetten Bühnenlicht aus.
Unterstützt wurde Cesaria von zehn Musikern, drei davon Gitarristen, ein Cavaquinho-Spieler und - neu in der Gruppe - drei Streicher. Die zwei Violinen und ein Cello gaben den getragenen Weisen von ¸¸Café Atlantico'' eine feine, romantische Tonalität. Bei der neu eingespielten ¸¸Maria Elena'' schmiegten sie sich geradezu in die Tiefen von Cesarias Stimme. Und in der tiefsehnsuchtsvollen Hymne an ihre Heimat ¸¸Cabo Verde Terra Estimada'' entspann sich zwischen Cello und Stimme ein rauher Dialog, der direkt aus dem kargen, sonnenverbrannten Land herüberzuwehen schien.
Nach den atlantischen Meerwellen ruhiger Mornas erlebte das Publikum die Brandung lebhafter Coladeira-Fetzer. Spätestens bei Cesarias mitreißendem ¸¸Angola'' brandete rhythmisches Klatschen auf. Schade nur, daß es so wenig Platz zum Tanzen gab. Nach einer Stunde zog sich die ¸¸Diva aux pieds nus'' zurück auf ein Zigarettchen. Da saß sie an einem kleinen Tisch mit Stehlämpchen, inmitten ihrer Musiker. ¸¸I can't live isolated'' ließ die warmherzige Diva, die in ihrem Haus in Mindelo ihre große Familie um sich versammelt, am Nachmittag verlauten. Da war sie auf Tuchfühlung mit ihren Zuhörern gegangen, saß zu einem Schwatz mitten unter ihnen und zeigte: Genau hier ist das Café Atlantico.
Das Publikum dankte ihr für diese bezaubernde Illusion mit rauschendem Beifall.

2) Südwestdeutsche Zeitung, 28.06.99

Damit auch der Schulalltag bunter wird

Kinder, Lehrer und Stadt verschönern in Ulm triste Pausenhöfe

Viertausend Schulhöfe gibt es in Baden-Württemberg. Die meisten davon sind öde und grau. Eine preisgekrönte Ulmer Initiative zeigt, wie man es gemeinsam auch besser machen kann.

Von Annegert Bock

Hinter der Astrid-Lindgren-Schule auf dem Kuhberg in Ulm breitet sich eine Wiese aus. Im Schatten der großen Bäume bilden Holzbalken eine Sitzgruppe. Barfuß gehen drei Schüler über einen ¸¸Sinnenpfad'', über Kiesel, Stroh, Sand und Holz. Sie fühlen kichernd mit den nackten Zehen, wie unterschiedlich sich das anfühlt. Andere größere Jungs fachsimpeln auf den Baumstümpfen über die Bundesliga. Der Schulhof ist nicht nur für die große Pause gut, er dient dem ganzen Viertel als Treffpunkt und Spielplatz.
Vor sechs Jahren kam die Stadt Ulm auf die Idee, die Schulhöfe zu öffnen und gleichzeitig neu zu gestalten. Hunderttausend Mark gibt die Stadt dafür jährlich aus, wie Bürgermeister Götz Hartung erklärt. Doch nicht die Menge des Geldes ist es, was die Ulmer Schulhöfe verbessert, sondern das ¸¸kleine gesellschaftliche Modell'', was dahinter steckt.
Die Schulhofumgestaltung wird nämlich nicht diktiert, sondern Lehrer, Eltern und Schüler beteiligen sich gemeinsam an der Planung, entscheiden, was, wo und wie gebaut wird und opfern für das gemeinsame Projekt ihre Freizeit.
Das geht natürlich nicht von allein. Entscheidend für den Erfolg ist, daß die Stadt Ulm auch eine Projektbetreuerin eingestellt hat. Die Diplom-Ingenieurin Gisela Gewecke ist mit ganzem Herzen dabei, das haben ihr jetzt mit donnerndem Applaus viele hundert Schüler bestätigt. Fünf Ulmer Schulen, darunter Haupt- und Grundschule, Realschule, und Gymnasium und die Astrid-Lindgren-Schule, an der sprachbehinderte Kinder unterrichtet werden, wurden im Rahmen des Wettbewerbs ¸¸Pausenhofumgestaltung'' des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport ausgezeichnet. Staatssekretär Rudolf Köberle nannte die Ulmer Aktivitäten ¸¸beispielgebend und richtungsweisend für das ganze Land Baden-Württemberg''.
Inzwischen wurden 20 Ulmer Schulhöfe nach dem gleichen Prinzip umgestaltet. Die Stadt gibt eine Anschubfinanzierung von 4000 Mark. Um an das Geld zu kommen, müssen sich die Schüler und Lehrer ein Konzept ausdenken. Da mit 4000 Mark keine großen Investitionen möglich sind, ist vor allem Kreativität gefragt, oder auch die Kunst, Sponsoren zu überzeugen. Die meisten Ideen und Entwürfe der Schüler zeigen viel Phantasie.
Da wird beispielsweise ein Tunnel aus Weiden geflochten. Es gibt ein grünes Klassenzimmer, oder einen ¸¸Meinlohfant'' als Klettergerät. Anstelle von ödem Gras werden bunte Blumen gepflanzt. Die umgestalteten Schulhöfe bleiben nicht nur ein Schuljahr lang ansehnlich. Wenn Schüler und Hausmeister, Eltern und Lehrer etwas gemeinsam in mühevoller Arbeit verändert haben, sind alle - und damit auch die Schüler - eher bereit, die Anlage zu pflegen und zu erhalten. Vandalismus und Gewalt auf den Schulhöfen werden seltener, so lautet wenigstens die Erfahrung in Ulm.
Ein Schulleiter nannte bei der Preisverleihung die gemeinsame Schulhofgestaltung einen ¸¸Bonus für das Schulklima''. Wer miteinander pflanzt, umgräbt und schraubt, kommt auch besser mit dem Schulalltag zurecht, so meinen die Lehrer.

Viele Grüße,

MarkusII


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