Pressespiegel 21. bis in 23.06.99 hinein (Hobby? Barfuß! 2)

MarkusII, Tuesday, 22.06.1999, 23:43 (vor 9221 Tagen)

Hallo zusammen,

hier wieder einmal der "Pressespiegel" (Quelle: PAPERBALL). Er umfaßt die Tage ab dem 21.06.99 und reicht bis in die Ausgaben vom 23.06.99 hinein. Als "rationellen" Ersatz für die Schlagworte habe ich "barfuß" etc. in Großbuchstaben wiedergegeben.

1) Berliner Zeitung, 21.06.99

Flüchtigkeit zum Mögen

An vielen Stellen Berlins, unterm Himmel und im Dunkeln, begann am Freitag "Theater der Welt"

Von Ijoma Mangold

Am liebsten erkennt sich das neue Berlin im Bild des Laboratoriums, des Experiments wieder: Als unfertige, offene Stadt, die sich jeden Tag erfindet und nichts mehr fürchtet, als auf einen Begriff gebracht zu werden. Karl Scheffers berühmtes Statement über Berlin, es sei das Schicksal der Stadt "immerfort zu werden, niemals zu sein", könnte genausogut auf das Theater gemünzt sein: Das möchte auch sich stets verwandeln, wie ein heraklitischer Fluß, in dem man kein zweites Mal schwimmt.
Insofern haben sich da zwei gefunden: Als am Freitag um 15 Uhr "Gesion", ein robuster Kahn mit einer schweren Fracht von Bambusrohren aus Shanghai, an der Kaimauer vor dem Schloßplatz festmachte, wurde das Festival "Theater der Welt" unter freiem Himmel eingeleitet. Die australische Gruppe Bambuco wird in den nächsten 14 Tagen aus diesen Bambusstämmen einen "Arch", einen 30 Meter hohen Bogen, über der Spree errichten. Künstler, Kletterer und Konstrukteure in einem, legen sie die erste Etappe zu ihrem work in progress. Noch spielt sich das in beruhigender Nähe zum Erdboden ab, aber von Tag zu Tag werden sie an Höhe und damit auch an Dramatik gewinnen. Ist der Bogen zum Ende des Festivals vollendet, wird er auch schon wieder geöffnet: "Verweile doch, du bist so schön" gehört jedenfalls nicht zu den Kernsätzen der Berliner Theaterästhetik.
Begleitet wurden die Australier von den "Signalgebern", jenen schmucken Matrosen in blauen Uniformen, die man als Emblem des Festivals schon kennt: Eine choreographierte Seemannschaft, die sehnsuchtsvolle Schmachtfetzen singen und mit ihren roten Fahnen gemäß der Grammatik des Winkealphabets Botschaften von den Weltmeeren in die Stadt holen. Zur Eröffnung hieß es: "Hol fest und widersteh!" Berlin liegt am Meer.
Wie die Bambus-Kraxler und die Winke-Matrosen sind auch die Five Angry Men allem Statischen abhold: Sie kommen auf Fahrrädern, verwandeln für 30 Minuten den Marlene-Dietrich-Platz in ein Glockenklang-Inferno, indem sie mit erstaunlicher Kondition und berserkerhafter Wut im Bauch wie eine wilde, verwegene Schar an fünf mächtigen Tauen zerren (wodurch das Glockengedröhn ausgelöst wird), sich dabei ankeifen und turnerisch über einander herfallen, um dann übergangslos auf ihren Rädern wieder zu verschwinden.
Man sieht: Inszenierungen des Werdens, in denen das Theater und die Stadt in ihrer Seelen- und Sehnsuchtsverwandtschaft zusammenfinden. Flüchtigkeit, sagt Frank Düwel, der Regisseur der Winke-Matrosen, beim "Public Talk" in der Kalkscheune, dem Festivalzentrum mit Künstler-Kantine, "Flüchtigkeit muß man mögen, wenn man Theater macht".
Während jene stadtübergreifenden Performances die Weite des Raums modellieren, bietet das Festival auch so etwas wie theatralische Individualbehandlung: "Calxa de Imagens" ist ein kleines Puppentheater aus Brasilien. Man findet es an den Spielstätten vor und nach der Vorstellung.
Während sich am Freitag die Festgesellschaft zur Eröffnungspremiere von Roger Planchons Inszenierung des "Geizigen" vor dem Deutschen Theater versammelte (der Bundespräsident und Schirmherr anrückte, und großzügig Champagner an alle ausgeschenkt wurde), bat das brasilianische Quartett immer exklusiv einen Zuschauer unter ein schwarzes, samtenes Tuch, von wo aus man in einem Guckkasten eine liebenswürdige, dreiminütige Puppentheatererzählung verfolgen konnte. Wenn man dann wieder ans Tageslicht tritt, kommen auch die Spieler aus ihrer "Hinterbühne", lächeln versonnen und drücken einem zum Abschied ein kleines Sinngedicht in die Hand. Flüchtig auch das, aber in seiner unaufgesetzten Freundlichkeit irgendwie auch rund.
In eine ähnlich dunkle Höhle, aber ganz woanders (in dem wunderbar verfallenen Spreespeicher an der Oberbaumbrücke) lädt einen auch der Kolumbianer Enrique Vargas. Während Platon noch sehr ungünstig von den Höhlenbewohnern spricht, weil sie, die Sonne im Rükken, immer nur den Schatten, den Abglanz der wahren Welt, die sich hinter ihnen abspielt, mit ihren Blicken erhaschen, ist Vargas Höhle "Oraculos" im Gegenteil der Ort der wahren Empfindung, der erfüllten Stunde und des vollen Lebens. Für eineinhalb Stunden bewegt man sich - mit NACKTEN FÜßEN - durch dunkle, labyrinthartige Gänge, in denen man sozusagen mit der Essenz der Erfahrung konfrontiert wird. Als würden die Dinge ihren innersten Kern bloßlegen, der nichts als Sinnlichkeit ist: So schnuppert, schmeckt, lauscht, tastet und schaut man sich durch dieses Märchenuniversum, das in Wahrheit gar kein Labyrinth ist, denn man kann sich nie verlaufen. Egal, was man tut, hier ist es das Rechte. Dafür sorgen schon die liebevollen Schutzengel, die einen individuell wie die drei Knaben in der "Zauberflöte" durch diese Welt konzentriertesten Lebens geleiten. Und wenn es auch, ausgesprochen, ziemlich blöd klingt: "Oraculos" verläßt man mit einem wunderbaren Glücksgefühl.

2) Berliner Zeitung, 21.06.99

Wenn der Torwart trifft, gibt’s zwei Punkte

Beachhandball wird immer beliebter, und die Hauptstadt ist Veranstalter Nummer eins

Von Tobias Kaufmann

Poppi hat genug. Es herrscht Nachmittagshitze, die "Atemlosen" liegen haushoch hinten, und jetzt ist am Spielfeldrand auch noch die Bierflasche umgefallen. Im Sand. Vor Schreck läßt Poppi - eigentlich Claudia - Angriffsspielerin der "Atemlosen", den Ball fallen. Bevor eine der Gegnerinnen der SG Tasmania ihn krallen kann, hat sich Claudia draufgestürzt und gibt die neon-orange, wasserdichte Gummikugel erst wieder her, als der Schiedsrichter die Balgerei mit der Tasmanierin abbricht und Freiwurf pfeift. "Schöner Einsatz", ruft Constanze, und Claudi grinst, klopft sich den Sand von der Hose, wechselt sich aus und nimmt einen tiefen Schluck aus der sandigen Bierflasche.
Ist es das, was sich die Oberen des Deutschen Handballbundes (DHB) vorstellten, als sie vor fünf Jahren beschlossen, auch in Deutschland Beachhandball spielen zu lassen? In Zeiten, in denen ständig neue Funsportarten erfunden werden, von Verrückten oder von Sportartikel-Vermarktern oder von beiden, hat der DHB Erfolg mit dem Slogan: "Halle ade - Strand juchhe". Jedes Jahr wächst die Zahl der Handballer, die im Sommer BARFUß im Sand spielen, um ein Viertel, und Berlin ist dabei Veranstaltungsort Nummer eins. Am vergangenen Wochenende nahmen mehr als 70 Männer- und Frauenteams am DHB-Mastersturnier im Strandbad Wannsee teil.
Eins davon sind die "Atemlosen", sieben Spielerinnen der SG GutsMuths/BTSV II. In der abgelaufenden Hallensaion waren sie Siebenter in der Regionalliga. Am Strand spielen sie im Sommer nur zum Spaß, als Verpflegung haben sie einen Kasten Bier dabei. "Etwas zu essen wäre bei dem Wetter zu schwer", sagt Constanze.
Gespielt wird mit drei Feldspielern plus Torwart auf einem 12x27 Meter großen Feld. Wer klug ist, hat mindestens acht Akteure und nutzt den fliegenden Wechsel. Nach Abschluß eines Angriffs eilen die einen vorne vom Feld, und hinten laufen die anderen auf. Das erspart kraftraubende Spurts im tiefen Sand und dämliche Kontertore. Denn üblicherweise stürmt der Torwart mit und hinterläßt einen leeren Kasten - schließlich gibt es für Torwart-Tore zwei Punkte. Ebenso für Kempa-Treffer (Fangen und Werfen in einem Sprung). Die jeweils zehnminütigen Halbzeiten beginnen mit 0:0. Steht es am Ende Unentschieden, entscheidet das nächste Tor. Gewinnt jedes Team eine Halbzeit, gibt’s Penalty-Werfen.
Beachhandball ist noch echter Breitensport. Hier treten gemütliche Damen des TVJ Abbensen aus der Kreisliga Peine ebenso an wie der TuS "Muckibude" - ein harmloser Deckname für die 1994er A-Jugend-Meistermannschaft von TuSem Essen mit Nationalspieler Florian Kehrmann. Trotz solcher Prominenz ist der Sport weit vom Boom des Beach-Volleyballs entfernt. 100 Absagen von Sponsoren erhielt Henning Opitz, Präsident des Berliner Handballverbandes, so daß es kaum Preisgelder bei der DHB-Masters-Serie gibt, die Anfang August in Cuxhaven mit der deutschen Meisterschaft endet. Die "Atemlosen" werden dort mit Sicherheit nicht dabeisein. Ihnen genügt der Spaß am Wannsee und bei der abendlichen Players-Party.

3) Höchster Kreisblatt, 21.06.99

80 000 sahen Sinnliches im Römer

Von Jutta W. Thomasius und Gernot Gottwals

Frankfurt. In der Anlage zwischen Römer und Main bereiten sich Kinder in knallroten Samtsweatshirts auf ihren Jazztanz vor. Moderator Hans Günter Heygen versucht, auf der großen Römerberg-Bühne mit einen taubstummen Taekwondo-Kämpfer ein Interview zu führen. Im zartblauen Zeltpavillon des Jugend-Sozialamtes neben der Paulskirche tasten sich Menschen BARFUß über 16 "Fühl-Teller" mit allerlei Naturprodukten. Danach nehmen sie im Liegestuhl zwischen duftenden Küchenkräutern Platz. Mit dem Goethewort über "diese lebhafte, sinnliche Welt", dem Motto der diesjährigen Tage der offenen Tür der Stadt, konnten sich Besucher hier besonders innig in Einklang bringen. Insgesamt kamen 80 000 Besucher zu dem zweitägigen Spektakel, 20 000 weniger als 1998.
Im Römer, auf dem Römerberg und dem Paulsplatz baten Klänge, Düfte und Bilder um Aufmerksamkeit. Trotz einer Fülle von Möglichkeiten, Zuschauer zu sein, zu raten, zu spielen und zu gewinnen, stand jedoch das Bedürfnis der Bürger nach Information an erster Stelle. Verbraucherberaterin Barbara Bramberger gab Auskunft übers Wasser- und Energiesparen im Haushalt.
Am Senckenberg-Stand lief die Bitte um noch mehr Museumsführungen dutzendweise ein. Wo die Walter-Kolb-Stiftung sitzt und was sie tut, wollten viele Jüngere von Dieter Schütz wissen. Über die Funktion des Hauptamts und die Städtepartnerschaften Frankfurts konnte Maike Busacher gar nicht genug referieren. Am Saalbau-Stand wurde jeder mit einer interessanten Visage von Frank Duessel für ein Plakat fotografiert oder, wo Fragen Schwierigkeiten machten, weiter in die Römerhalle zum zweiten Saalbau-Stand geschickt. Im weißen Umweltamt-Zeltchen verband man Infos zur Wasserhärte mit einem Quiz.
Mit Wasser kochte auch die Stadtküche in der Sonnemannstraße, die Bürger in die Töpfe schauen ließ. Allerdings: Von den Kochprozessen bekamen die rund 70 Besucher nichts zu sehen. "Früher wurde oft zur Demonstration gekocht, doch heute fehlt uns dafür das Personal", bedauerte meinte Chefkoch Josef Dombrowski. Als kleiner Trost wurde den Besuchern Linsensuppe mit Wursteinlage serviert- und die durften sie auch im Kochkessel besichtigen.
Auf dem Paulsplatz drängten sich derweil Tausende um ein breites multikulturelles, multinationales Show- und Speisenprogramm. Die Sprecherin einer türkischen Mädchengruppe gab lachend zu, daß ihre neun jungen Damen vor ihrem allerersten Folkloretanz-Auftritt "ganz furchtbar aufgeregt" seien. Da fiel der Beifall doppelt stark aus.
Oberbürgermeisterin Petra Roth stärkte sich nach einer ersten Besichtigungstour bei Bembel-Wirt Willy Berger mit einem Schobbe Ebbelwei. Wer im Römer hoch zum Kaisersaal und den Foyers stieg, versäumte weder den Besuch des Konditoren-Cafés noch die "Caféhaus-Musik" des "Starlights"-Trios gleich neben einer Büste des jugendlichen Goethe. Dieter Scholl formte 1000 Marzipanfigürchen - Elefanten und Mäuschen.
Hochbetrieb herrschte in den Römer- und Schwanenhallen. Da verband Zoo-Pädagogin Martina Weiser ein Tierbilderquiz mit viel Information über die Zoo-Zukunft. Das Tierstimmen-Quizgerät hatte allerdings seinen Geist aufgegeben. An der "Goethe-Bar" der Werkstatt Frankfurt lief der Verkauf von "Mephisto"- und "Faust"-Cocktail schleppender als eine Etage höher der von "Frankfurter Schecke" und "Krümmelkuche". Aber übrig blieb kaum etwas. Interessierte kamen auch an den Ständen von Müttergenesungswerk Frankfurt, "Verein Liebenswertes Frankfurt" und den Senioren-Gemälden aus dem Hufelandhaus im Römer-Parterre nicht vorbei. Was ältere Menschen mit Bleistift und Aquarell zu Papier brachten, war staunenswert. Niemand wunderte sich, daß sowohl der bunte Kreisel eines 95jährigen wie die "Riederwaldbrücke" des 88jährigen Käufer fanden.

4) Der Standard, 21.06.99

Pickerlgroteske und andere Ideen

Österreichs Skidamen haben brav trainiert und brav geworben

Benno Zelsacher

Korfu - Die lustige Bootspartie begann mit einer ins Groteske lappenden Szene. Österreichs Skidamen, die nach einer harten Trainingswoche im Magic Live Club mit einem Ausflug rüber zum Achileon, dem ehemaligen Schloß der österreichischen Kaiserin Sisi und Ort der abschließenden EU-Beitrittsverhandlungen, belohnt wurden, drapierten sich auf dem Ausflugsschiff.
Der mediterrane Sommer rät zu eher leichter Bekleidung, die Damen nahmen den Rat an und standen nun vor dem Problem, wo sie den Sponsor hinpicken sollen, schließlich legt der logischerweise wert darauf, bei öffentlichen Auftritten, also solchen, denen Kameras beiwohnen, im Bild zu sein. Auf die nackte Haut wird wie ausgemacht nichts gepickt, also blickten die individuell, doch generell leicht Gewandeten an sich herab, suchten telekompickerltaugliche Plätze und fanden sie bevorzugt an erhabenen Stellen.
Sebastian Vitzthum ist fürs Marketing bei den ÖSV-Damen zuständig. Er findet auch, daß die Pickerlgeschichte teilweise recht komisch wirkt. Was wiederum der Aufmerksamkeit gar nicht so abträglich ist. Während bei Renn- oder Trainingsbekleidung die Werbeaufschriften den Designschwerpunkt ausmachen, ist dies bei Kleidungsstücken, die der junge, modebewußte Mensch so trägt, zwar auch oft der Fall, doch sind jene Aufschriften, vor allem bei Markenbewußten, eher nicht zu tauschen. Man ist dabei, so Vitzthum, eine neue Linie fürs zivile Leben der Sportler zu kreieren und die Sponsoren ins Garn einsticken zu lassen, was dann ein besseres Bild abgeben sollte als die Abziehbilder. Man erinnert sich an den kenianischen Hindernisläufer John Kosgei, der pflegte zwar BARFUß zu laufen, doch einen Schuhsponsor hatte er schon, weshalb seine Füße mit dem Nike-Emblem tätowiert waren. Oder an den britischen Sprintolympiasieger Linford Christie, der Haftschalen mit dem Puma-Emblem trug. Ideen, die um die Welt gingen.
Die Köpfe der Skifahrer sind bekanntlich käuflich, Vitzthum ist im ÖSV für die Abwicklung der Verträge zuständig, er hofft, für die nächste Saison sämtliche 16 weiblichen Nationalteamköpfe an den Mann zu bringen, wenngleich "Damenköpfe generell etwas schwieriger zu verkaufen sind als Herrenköpfe." Und logischerweise der Kopf der Nummer eins den vielfachen Wert des Kopfes von Nummer 16 repräsentiert.
Tattoos sind gegenwärtig sehr beliebt, irgendwie wundert es einen, warum sich beispielsweise Renate Götschl nicht eine Schneekette (Pewag) auf die Stirn tätowieren läßt oder Alexandra Meissnitzer eine Wurst (Wiesbauer). Mit Kopfsponsoren pflegt man Einjahresverträge zu schließen. Praktischerweise sind Tattoos heutzutage sowieso abwaschbar.

5) Express, 22.06.99, Anmerkung: Auszug aus "Tennisgeflüster"

Auch Steffi Graf hatte sich einen neuen Sparringspartner gesucht. Doch Mutter Heidi, BARFUß und in einem langen blauen Kleid, gab nach ein paar Ballwechseln wieder auf. Die Aufgabe in der 2. Runde wird für die 30jährige ungleich schwerer. Denn Mariaan de Swardt hatte anno 1995 in Brighton Steffi Graf eine Niederlage beigebracht. "Sie war die beste Gegnerin, gegen die ich je gespielt habe", sagte die Deutsche nach dem 2:6 6:4, 1:6 anerkennend. Auch diesmal wird die Südafrikanerin, Tochter eines Geschäftsmannes und einer Journalistin, ihren Schlägen und ihren Maskottchen vertrauen. Die 28jährige trägt stets einen Ring ihrer Ur-Großmutter.

6) Berliner Morgenpost, für Ausgabe vom 23.06.99

Waldschulen: Pieksende Nadeln, sanftes Moos
Zehlendorf. Was ist das für ein Material? Dicke Kieselsteine, weicher Sand, pieksende Nadeln, rauhe Baumrinde oder sanftes Moos - mit verbundenen Augen und NACKTEN FÜßEN stapfen die Schüler der Klasse 3a der Britzer Bruno-Taut-Grundschule vorsichtig über den BARFUßpfad. Wie sie erforschen jährlich rund 2530 Besucher die Waldschule in der Revierförsterei Dreilinden am Stahnsdorfer Damm. Drei bis vier Stunden durchstreifen die Stadtkinder den Forst, bekommen Flora und Fauna erklärt. «Sie sollen durch Erfahren und Spielen den Wald kennenlernen, denn nur was sie kennen und schätzen, werden sie auch schützen», sagt Förster Carsten Storbeck, Co-Leiter der Schule. Trotz großen Interesses - mit drei bis vier Monaten Wartezeit müssen Gruppen rechnen - steht die Finanzierung der insgesamt sechs Waldschulen der Berliner Forsten mit ABM- und ähnlichen Stellen auf wackligen Beinen. pek

7) Die Rheinpfalz, 22. oder auch schon 23.06.99

Kleine Hände schaffen ästhetische Werke
DUDENHOFEN: Kinder begegnen Kunst

Klopfen und Hämmern, Sägen und Bohren schallte am Sonntagnachmittag aus der Kindertagesstätte St. Kunigunde. Der Hof hatte sich in einen Workshop für Kinder zwischen drei und zwölf Jahren verwandelt. Mit Hilfe von Eltern, Großeltern und Erzieherinnen entstanden unter den kleinen Händen Werke aus verschiedenen Materialien und Techniken.
Erstaunliches Geschick
In den Geruch von Kleister und Farben mischte sich das Aroma von Kaffee. Bei aller Geschäftigkeit ging es doch gemütlich zu. Erstaunlich, wie geschickt Kinder von drei Jahren Nägel in ein bemaltes Stück Holz schlugen, damit ein Schneckenhaus entsteht.

Manchmal wehte der Wind die kleinen Stoffstücke weg, aus denen Textilbilder geklebt wurden. Und natürlich brachte er die gerade montierten Windspiele zum Klingen. Aus selbst hergestellten Erdfarben entstanden Bilder mit spielenden Kindern zwischen Häusern und Bäumen, Blumen und Schmetterlingen. NACKTE FÜßE tauchten in Farbtöpfe und drückten sich dann auf das Papier am Boden.
An diesem Sonntag wurde außerdem eine Ausstellung mit 66 Werken der Kinder im oberen Stockwerk eröffnet. Mit Einfallsreichtum und viel Liebe zum Detail war sogar ein "Dschungelzimmer" entstanden. "Das sind die Ergebnisse des letzten halben Jahres", erklärte Projektleiterin Gerlinde Mentz. Mit einem Besuch in der Friedrich Josse-Ausstellung im Bürgerhaus habe ein hingebungsvolles Interesse der Kinder verschiedenen Alters an Kunst begonnen, mit dem man zunächst nicht gerechnet habe.
Mit Bildern von Miro und Hundertwasser wurde die Sensibilisierung für das Ästhetische fortgesetzt. Begeistert ging die Kindertagesstätte in die Ausstellung von Martin Lutz und fuhr in einen Zoo.
Schauen und erleben, wahrnehmen und nach außen bringen - das wollen die Pädagogen in St. Kunigunde vermitteln. Leiter Erich Siefert ist überzeugt: "Kunst ist das Sichtbare und Unsichtbare. Auch Kinder schaffen Kunstwerke, denn sie drücken erlebte Realität aus. Die damit verbundenen vielfältigen Prozesse nehmen wir ebenso ernst wie die Ergebnisse. Für uns Erzieher ist das Wertschätzung der Persönlichkeit des Kindes."
Von den ausgestellten Objekten wurden drei versteigert. Zwei Werke aus Holz und Textilien brachten einen Erlös von rund 145 Mark. Der originelle Stuhl mit farbenfrohem Pappmache umwickelt, ging an die Familie Ballreich von der Metzgerei Kinscherff für 350 Mark. Dort ist nun Gelegenheit, ein neues Sitzgefühl zu entwickeln. Die Stuhlfüße sind in Huf, Tier- und Vogelfüße verwandelt, an der Lehne leistet ein Papagei Gesellschaft, die Lehne bietet sanftes Wiegen an einem Halbmond.
Erlös hilft pädagogischer Arbeit
Das ersteigerte Geld kommt der Dudenhofener Kindertagesstätte zugute und soll mithelfen, die dort so erfolgreich begonnene pädagogische Arbeit fortzusetzen. Leiter Erich Siefert und die Erzieherinnen Gerlinde Mentz, Ilse Günther, Christiane Soemer, Stefanie Gruber und Janine Lange zeigten sich froh und dankbar über die große Unterstützung durch die Eltern. (hfn)

8) Frankfurter Rundschau, für Ausgabe vom 23.06.99

Rituale der (Lebens-)Reise

Matter Auftakt des Festivals "Theater der Welt"

Von Klaus Dermutz

BERLIN. Auf den Plätzen und Straßen Berlins haben seit Ende Mai Matrosen in blauen Uniformen das Kommando übernommen. Mit ihren kleinen, roten Signalfahnen geben sie Zeichen, die keine Bedeutung haben. Denn auf den Seen und Flüssen aus Asphalt müssen keine Schiffe durch schwierige Wasserwege geschleust werden. Die Matrosen geben ihre Zeichen in einer stummen Choreographie, die von den Betrachtern mit Sinn aufgeladen werden muß. Hin und wieder ist der helle Klang einer Schiffsglocke oder ein schriller Ton aus einer Seemannspfeife zu vernehmen. Die Zeichen der Signalgeber sind klar, und doch wird man bei der Suche nach einem Verständnis der Flaggensprache auf sich selbst zurückgeworfen.
Vor der Eröffnung des bis zum 4. Juli gehenden Festivals Theater der Welt standen Frank Düwels Signalgeber auf dem Vorplatz des Deutschen Theaters und evozierten die homoerotische Melancholie eines Männerbundes. In der Eröffnungsinszenierung, Roger Planchons L'Avare vom Théatre National Populaire aus Villeurbanne bei Lyon, kam tatsächlich ein Schiff aus dem Schnürboden auf uns herab. Der Regisseur Planchon verwandelte sich in einen Geizigen mit einem ganz unglaublichen Drang zur Rampe. Planchon füllte mit seiner Aura so sehr die Bühne aus, daß die anderen Figuren beinahe zu Statisten degradiert wurden, und das schwarze Schiff nur mehr zur Hälfte hochgezogen werden konnte. Im Geizigen wurden wie im Irrsinn die Augen gerollt, schritten die Domestiken wie gequälte Kreaturen durch Bühnenräume, in denen der Muff der Jahrhunderte sich abgelagert hat. Der vielgepriesene Roger Planchon fuhr, um den Geizigen eine grausame Physiognomie zu geben, einfach die Zunge aus dem lüstern geöffneten Mund. Mit L'Avare wurde bereits am Beginn des Festivals der Tiefpunkt erreicht. Es konnte danach nur noch aufwärts gehen.
Den Geheimnissen der terra mystica folgt der kolumbianische Regisseur Enrique Vargas mit seinem Theater der Sinne. Am Ufer der Spree werden in einem verfallenen Speichergebäude alle vier Minuten Besucher auf eine Reise geschickt, die zu Wahrsagern und Märchenwesen führt. Am Beginn von Oraculos wird der Gast gebeten, die Schuhe auszuziehen. An die zwei Stunden irrt man BARFUß durch eine Finsternis, trifft auf schöne, einfühlsame Frauen und wird vom Teufel höchstpersönlich zu einem Kräftemessen aufgefordert. In einer Kammer, der man sich kriechend nähern muß, liegt eine Frau in weißen Gewändern auf Getreidekörnern. Die Frau lächelt, streicht mit den Händen durchs Getreide und bittet den Passanten, ein wenig bei ihr zu verweilen. Wenn man gerade dabei ist, sich in diese Idylle fallenzulassen, zieht die Unbekannte unter den Körnern eine Tarotkarte hervor, auf der der Tod abgebildet ist. So vereinen sich Eros und Thanatos.
Die vielen Stationen von Oraculos sind ein manchmal recht unbekümmertes Spiel mit den Archetypen. Es ist, als würde der Passant wie ein Held der Antike Schluchten und Gefahren durchqueren, bis er am Ende der Wanderung endlich das Licht des Ausgangs erblickt. Oraculos ist eine Annäherung an verborgene Sehnsüchte und Kindheitswünsche. Im dunklen Chaos dieser Installation geschieht freilich eine Selbsterkenntnis, die sich an der Oberfläche der Sinne und Emotionen abspielt.
Die israelische Regisseurin Rina Yerushalmi hat mit Va Yomer, Va Yelech eine Reise zu den Ursprüngen des Judentums angetreten. Die dreistündige Inszenierung unternimmt den Versuch, das Alte Testament in eine theatrale Recherche zu transformieren. In der riesigen Arena-Halle, in der im Bühnenhintergrund nur ein massiver, schwarzer Tisch zu sehen ist, spielen die Akteure Szenen aus der Schöpfungsgeschichte und vom Auszug nach Ägypten nach. Der Weg durch die Wüste wird als todtrauriger Exodus vorgeführt, gekrönt mit einem stummen Tanz um das Goldene Kalb. Eine Akteurin setzt den Totenkopf eines Kalbes auf und tanzt sich in eine düstere Einsamkeit. Es ist sicherlich ein äußerst riskantes Unternehmen, die mythologische Struktur des Alten Testaments auf die Bühne zu bringen. Rina Yerushalmi hat diese Herausforderung durch eine größtenteils statische Szenenfolge zu lösen versucht. Doch je länger die Erzählungen des Pentateuch vorgetragen werden, desto stärker nistet sich ein weihevoller Ton in das Projekt ein. Man gewinnt den Eindruck, einem ermüdenden Bibelunterricht beizuwohnen, der mit den Mitteln der Popkultur ein wenig aufgemotzt wird. Im zweiten Teil wird das Ritualhafte der Darbietung so sehr betont, daß sich eine quälende Langeweile ausbreitet.
Eine Reise zu den eigenen Ursprüngen unternehmen auch die neapolitanischen Teatri Uniti mit Rasoi. Ein Dichter, der bereits gestorben ist, versucht sich an die Bilder seines Lebens zu erinnern, das von einer tiefen Diskontinuität geprägt war. Rasoi ist eine einstündige Performance mit Revuecharakter. In der raschen Szenenfolge werden die Klischees vom prallen Leben der Neapolitaner bedient, die ihre Sorgen und ihre Freuden ganz direkt ausleben. Mehrmals wird Victor Hugos Diktum zitiert, daß die Kanalisation das Übel ist, das die Stadt im Blut hat. In Mario Martones und Toni Servillos Rasoi (Rasiermesser) liegen der Hades, der katholische Kosmos und die Kloake dicht nebeneinander. Die Muttergottes löst sich aus der Erstarrung der Statue und erzählt vom Los eines Laufjungen, den Fischer auf einer wilden Insel drei Tage lang vergewaltigt haben. In Rasoi tauchen auch große Herrscher und kleine Leute aus der Geschichte Neapels auf und berichten von einem Leben, das der Vorhölle zu gleichen scheint. Am Ende will der Dichter nur noch eine Frage beantwortet wissen. Ob ihm jemand sagen könnte, wie lange er schon tot sei. Danach versinkt der zum Glühen gebrachte Mikrokosmos von Neapel in der Finsternis einer machtvollen Verdrängung.

9) Höchster Kreisblatt, 22.06.99

Beim Schulfest spielen mit allen Sinnen:
BARFUß über Stroh und Steine

Langenhain. Mehr als 350 Schüler und Eltern konnte Schulleiter Klaus Manger am Wochenende zum Schulfest in der Wilhelm-Busch-Schule begrüßen. Es stand unter dem Motto "Spielen mit allen Sinnen". In seiner Begrüßung wies der Schulleiter auf die Bedeutung des Förderkreises der Schule hin. "Es ist ein gemeinnütziger Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Unterrichtsarbeit zu unterstützen und zu erleichtern. Beispielsweise fördert er kulturelle, sportliche und pädagogische Projekte. Auch wird so die Anschaffung von Sachmitteln für den Unterricht, die nicht von der Schulbehörde finanziert werden, ermöglicht", erklärte Manger. 45 Eltern gehörten dem Förderverein bereits an, der zum Schulfest vom Team Kinderkleider-Basar, vertreten durch Susanne Albach-Schuhmacher, 500 Mark erhielt. Fördervereinsvorsitzende Karin Schnabel nahm das Geld freudestrahlend entgegen.
In den Klassenräumen konnten Schüler und auch Erwachsene ihre Sinne testen. Dafür mußten sie beispielsweise mit verbundenen Augen BARFUß über Stroh, Steine oder Gras laufen und dem begleitenden Schiedsrichter mitteilen, welches Material sie wahrnahmen. Im Riechtheater galt es dann, den Geruchssinn auf die Probe zu stellen.
Wer schließlich seine Magennerven nach so viel Streß beruhigen wollte, kam natürlich auch auf seine Kosten. Würstchen vom Grill gab es genug. Aber auch internationale Gerichte und eine alkoholfreie Bowle standen bereit. Und wer es süß mochte, konnte sich an Kuchen und Torte laben. Zum Erfrischen gab's Limonade, Bier oder Apfelwein.(fz)

Uff! Das war’s!

Viele Grüße,

MarkusII


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