Kleine Anläufe II: Barfuß zum Kirchentag (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo zusammen,
zuerst einmal ein ganz großes Lob an Georg für das neue Update im Best-of . "Nie war es so wertvoll wie heute" möchte ich direkt sagen. So langsam wird daraus eine richtige Datenbank zum Barfußlaufen, die ihresgleichen suchen kann. Die Mischung aus Erfahrungsberichten, philosophischen Erörterungen, gegenseitiger Bestätigung, Artikeln, Literaturbeiträgen, etc. führen zu einer kleinen Enzyklopädie des Barfußlaufens.
Gestern "wagte" ich mal einen größeren Barfußspaziergang in der Stadt. In Stuttgart ist gerade der evangelische Kirchentag und ich hatte mich mit einem Freund zum Stadtbummel verabredet. Anfang trug ich noch Sandalen, damit ich (selber nicht gerade religiös veranlagt) nicht allzu "jesus-mäßig" aussehe, wie wenn ich barfuß laufe. Außerdem war mir etwas unwohl vor der zu erwartenden Gedränge in der Stadt, in der ich selber noch nie barfuß unterwegs war. Irgendwann hatte es mich dann aber doch noch nach zwei Stunden gepackt (die Sandalen - neu - scheuerten etwas) und ich steckte die Schuhe in den Rucksack. Mein Bekannter trug es mit Fassung, die Kirchentagsbesucher/innen, zu einem guten Teil Jugendliche bis 25, schauten da schon mehr. Beim Anstehen am Essensstand fragte mich dann auch gleich eine ca. 18jährige, ob das denn bequem sei ("und ob, probiers doch einfach aus"), ob der Boden nicht zu dreckig wäre ("ist mir egal, lieber Fuße putzen als Schuhe wienern") und ob ich vom Land komme ("nein, altes Stadtkind aus München") ... Irgendwie scheinen sich also immer wieder die gleichen Fragen aufzudrängen - siehe andere Beiträge im Forum.
An einem Brunnen dann gab es dann endlich noch mehr Barfüßler, die zumindest zum kurzen Abkühlen der erhitzten Füße kurz die Schuhe auszogen und ins Wasser stiegen. Sobald sie aber den sicheren Rasen um den Brunnen verließen, waren die Schuhe wieder an den Füßen dran. Irgendwie kam es mir vor, als ob vor 10 Jahren da noch mehr Jugendliche ohne Schuhe gegangen wären. Als die Öko-Bewegung Ende der 80'er, Anfang der 90'er Jahre noch aktiver war, traf ich auch viel häufiger auf barfuß Laufende. Heute, beim gängigen "Edel-Look" der Jugendlichen passen nackte Füße anscheinend nicht mehr so ganz zum Outfit.
Das Barfußgehen in der Menge verlief dann aber doch viel besser als ich erst befürchtet hatte. Es war ganz im Gegenteil sehr angenehm, auch mal in der Stadt ohne Schuhe unterwegs zu sei und nach kurzer Zeit war mir meine Barfüßigkeit fast nicht mehr bewußt. Nach den ersten zwei Monaten "Training" (Abendspaziergänge) auf den Feldwegen und Wiesen der Umgebung sind die Sohlen auch etwas widerstandsfähiger geworden. Allerdings habe ich dann gestern Abend nach ca. 3 1/2 Stunden auf den bloßen Füßen doch etwas die Sohlen gespürt, da ein guter Teil des Spaziergangs auf gekiestem Boden war, was doch etwas anstrengender ist als langweiliger Asphalt.
Zurück ging es dann wieder im Gedränge der S-Bahn, wo dann wieder die ersten etwas verlegenen Blicke meine Füße streiften. Aber wenn man selber die Leute grüßt und ansieht und nicht nur verlegen auf den Boden vor den Füßen starrt, macht man anderen am ehesten klar, daß Barfußgehen etwas normales ist und nichts wofür man sich irgendwie genieren müßte. Zuhause hatte ich dann meine bisher schwärzesten Füße - eine Trophäe, die allerdings nach kurzer Zeit im Waschbecken verschwand ...
Alles in allem ein gelungener Abend - besonders im zweiten, dem barfüßigen Teil.
Herzliche Grüße in den Rest der barfüßigen Welt
Kai