Stuttgarter Nachrichten, 12.06.99 (Hobby? Barfuß! 2)
Viele Kinder haben kranke Füße
Ärzte raten: Schuhe nicht von ältere an jüngere Geschwister weitergeben
Düsseldorf - Nur ein Drittel aller deut-
schen Schulkinder hat gesunde Füße.
Der Hauptgrund ist nach Angaben des
nordrheinischen Berufsverbandes der
Kinder- und Jugendärzte falsches
Schuhwerk.
VON JACK MEYER
Die Folgen für Kinder sind gravierend: Fal-
sches Schuhwerk kann Ballenbildung sowie
Senk- und Knickfüßen Vorschub leisten. In
Ländern, in denen Kinder hauptsächlich
barfuß gehen, sind Fußdeformationen dage-
gen fast unbekannt. Hier treten auch die Fol-
gen kranker Füße nicht auf: Wirbelsäulen-,
Knie- und Hüftgelenksschäden. Der Ver-
band fordert alle Eltern deshalb auf, beim
Kauf von Schuhen und Sandalen Sorgfalt
walten zu lassen.
"Hilfreich ist es, vor dem Schuhkauf den
Umriß des Kinderfußes auf ein Blatt Papier
zu zeichnen und ins Geschäft mitzuneh-
men", rät die Kinderärztin Sylvia Schuster.
Denn die Geräte in den Schuhgeschäften.
messen Länge und Breite eines kinderfußes
nicht immmer exakt, und auch die Größenaus-
zeichnung der Schuhe ist nicht einheitlich.
Wichtig ist vor allem, daß
Länge und Weite des Schuhs genau angepaßt werden
der mittlere Leistenrand gerade verläuft
das Zehenprofil dem des Kinderfüßes entspricht, also vorne nicht zu spitz zuläuft
die Sohle flexibel ist
der Schuh fest an der Fessel sitzt
der Schaft versteift aber nicht starr ist
der Schuh möglichst keinen Absatz hat.
Unnötig für den gesunden Fuß eines Kin-
des ist den Angaben zufolge ein Fußbett.
Auch sollten Einlagen nur in Absprache mit
einem Kinderarzt getragen werden und
dann auch nur für kürzere Zeit und kombi-
niert mit Fußgymnastik.
Da gute Kinderschuhe viel Geld kosten,
versuchen viele Eltern, gut erhaltene Schu-
he von älteren an jüngere Kinder weiterzu-
geben. Von dieser Sparmaßnahme raten die
Experten jedoch dringend ab. "Nach weni
Kinderärzte: Schuhe
nicht vererben
gen Tagen haben Schuhe schon die individu-
eile Prägung des Trägers. Der neue Besitzer
muß dann seine Füße an ein fremdes Fuß-
bett anpassen", gibt die Kinderärztin zu be-
denken. Bei Sandalen, die häufig ohne
Strümpfe getragen werden, kann es bei der
Übergabe vom älteren auf das jüngere Kin
zudem zur Ubertragung von Pilzinfektio-
nen kommen.