Damit nicht nur die Frauen mit Antworten überhäuft werden... (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Leute,
ich laufe sehr häufig gerne barfuß. Damit habe ich auch kein Problem. Das Problem ist nur, daß ich es auch an unmöglichen Orten mache. Ich laufe z.B. auf einer Pferdewiese barfuß nur um in Sch.... oder Matsch zu treten. Wo andere Leute sich vor ekeln, laufe ich barfuß durch. ich glaube, daß ist echt unmöglich. Vor solchen Fäkalien ekel ich mich überhaupt nicht. Ich habe noch nie gehört, daß jemand so was tut.
Ich bin auf eure Einstellungen gespannt
Mailt doch mal
Charly
Hallo Charly!
Wenn Du den Mut hast, dies öffentlich anzusprechen, da es Dich bewegt und Du ganz offensichtlich ein Feedback haben willst, so möchte ich Dir dies nicht verweigern.
Ich glaube, alles ist zum ersten eine Frage des Grades und zum zweiten eine Frage der Konventionen, die gerade gelten.
Der Grad (Maßstab: heuige Konventionen) steigert sich in den folgenden Abschnitten allmählich. Nur: Weltbewegend (pervers etc.) ist dies alles nun wirklich nicht. Ich will Dir sagen: Du bist fast ganz "normal"!
Aber eins nach dem anderen:
Ich habe von Kind auf den Antrieb gehabt, barfuß zu laufen. Nun gibt es drei verschiedene Einstellungen zu schmutzigen Sohlen: Leute, die barfuß laufen, obwohl ihre Sohlen davon schmutzig werden; Leute, denen dies egal ist, und Leute, die es gut finden, wenn die Sohlen schön schwarz und dreckig sind. Zu letzteren gehöre ich auch (es war mir schon als Kind "wichtig"), und Du kannst im "Best Of" eine ganze Reihe von ihnen finden (z.B. Mike, etc. etc.). Darüberhinaus dreht sich die Seite "Street Feet" (s. Link-Seite dieses Forums) fast nur um dieses Thema ("dirty soled style"), die "Dirty Sole Society" beschäftigt sich zentral mit dem Barfußlaufen, trägt aber nicht ganz zufällig diesen Namen: In den Wanderberichten wird davon geschwärmt, wie schön es ist, durch den Matsch zu gehen, wie schön dreckig die Sohlen sind, etc.
Ich kenne die verschiedensten Bücher, in denen die Autoren auch davon berichten, wie toll es ist, das Barfuß-Durch-Den-Matsch-Laufen.
Meines Erachtens sind dies ganz natürliche Empfindungen, die in einer ganzen Anzahl von Menschen stecken und die nur durch unsere Konventionen abgestempelt werden. Etwas besonderes werden sie eben nur durch diese z.Zt. (!) und hier (!) geltenden Konventionen, durch die die im Menschen steckenden Bedürfnisse nur manchmal "durchbrechen".
Mein in mir fest verankerter "Barfuß-Trieb" war mir früher aberzogen worden, und ich habe mir diese Freiheit mühsam wieder erkämpft (ist noch keineswegs abgeschlossen). Furchtbar peinlich gegenüber anderen war mir, daß ich auf meinen Wanderungen am liebsten durch die matschigsten Stellen lief (und dies auch heute tue). Ich habe mich teils im Gebüsch versteckt, wenn mir jemand entgegenkam!!
Bis ich eines Tages auf einem einsamen Pfad zwei Jugendliche mit ihren Mountainbikes sah, die spontan ausriefen: Das ist ja sagenhaft, da barfuß durchzulaufen! Und noch mehr dazu sagten und richtig begeistert waren! Das hatte ich in diesem Zusammenhang noch nie erlebt und es war bei mir der Beginn einer neuen, viel angenehmeren Einstellung!
Bei uns gibt es sehr feuchte und tiefgründige Stellen (die man als Biotop eher schützen sollte). Einige Monate nach dem "Aha-Erlebnis" mit den Jugendlichen begegnete ich einem verliebten Paar. Sie liefen barfuß durch eine solche Stelle, der Schlamm ging ihnen bis zu den Knien, und sie hatten einen riesigen Spaß dabei. Wir haben uns angelacht und sehr munter gegrüßt!
Später habe ich dann andere dazu animiert, beim gemeinsamen Spazieren durch die Natur die Schuhe auszuziehen. Wie ich schon einmal berichtet hatte, waren am natürlichsten und ausdauerndsten die Frauen (bis zu vier Stunden). Hier gab es auch verschiedene: Einige, die jede matschige Stelle mieden, und andere, die genau wie ich am liebsten mitten durchliefen!
Mittlerweile sitze ich (diese Freiheit ist für mich erst wenige Monate alt) mit Füßen, denen man deutlich ansieht, wo ich unterwegs war, zusammen mit Freunden im (rustikalen) Ausflugslokal, und keiner stört sich daran (die Wanderschuhe der anderen sehen oft auch nicht beser aus).
Fazit: Laufe barfuß (wenn Du gerade Lust dazu hast) durch den dicksten Matsch und habe Deinen Spaß dabei! Die Wege führen weiter übers gemeinsame Spazierengehen mit Freund(inn)en, wo Du so läufst, wie Du gerade Lust hast. Du wirst feststellen, daß einige andere genau so marschieren werden wie Du und daß Du sogar noch in manches Waldcafe einkehren kannst, ohne großartig aufzufallen.
Steh' dazu (Du bist sowieso nicht der einzige)!
Weiter geht's (nach heutiger Schmalspur-Konvention schon zu rustikal, aber m.E. genauso normal):
Reitwege finde ich besonders toll. Pferdemist ist nichts gefährliches und manchmal gehe ich auch gerade dort entlang.
In der Literatur findest Du (Quelle mir leider unbekannt) das Beispiel einer Elefantenforscherin, die mit Ihrem Mann zusammen ab und zu deren Pfade benutzt hat - barfuß, weil es so schön ist. Sie berichtet von der Mischung von Erde und dem Mist der Elefanten, die sie sehr angenehm findet. Die Autorin berichtet völlig unverkrampft von dieser einen wie von ihren sehr vielen sonstigen Erfahrungen im Zusammenhang mit Elefanten.
Der Maler Emil Nolde berichtet in einem Buch auch über seine Kindheit auf dem Lande und mokiert sich über ein Mädchen aus der Stadt, die sich einfach nicht ans Barfußlaufen und den Gänsemist gewöhnen konnte, der dort weitverbreitet war. Die Landkinder liefen bereits bei schmelzendem Schnee und bei Rauhreif in der Frühe barfuß und er fand dies wunderschön - die Kinder warfen ihre Schuhe fort, sobald sie konnten.
Städterkonvention (m.E. unnatürlich) versus Konventionen auf dem Lande (m.E. natürlich!)!
Die Homepage "Barefoot Travel" von Martin Petersen dürfte für Dich auch interessant sein (Link ebennfalls in "Hobby? Barfuß!) zu finden. Lies Dir den Bericht zum Besuch der Love Parade in Berlin durch, wo er durch die Bahnhofsvorhalle geht. Oder einen Bericht zu Uganda, wo der Autor über den Markt von - ich glaube, Kapala oder so ähnlich - marschiert. Dazu die entsprechenden Hinweise in vielen anderen Reiseberichten dort.
Wenn Du nun absichtlich in Hundehaufen (enthalten u.U. wirklich gefährliche Parasiten, die aber der gesunden Haut meines Wissens nichts anhaben können) trittst, ist dies für mich ein Zeichen, daß Du Dich irgendwie abreagieren willst. Gegenmittel: Schaff' Dir die nötigen Freiheiten. Zum Barfußlaufen findest Du oben genügend Anregungen.
Und wenn Du Dich doch ab und zu so abreagieren willst, dann tu's - Du schadest ja keinem (solange keiner zuguckt, bei dem dies Mißempfindungen auslösen könnte). Je mehr Du die Ursachen der Anspannung abstellst und je weniger "besonders" diese Art des Abreagierens für Dich wird, desto weniger wirst Du das Verlangen danach spüren.
Zum Thema "besonders": Wenn ich (meist mit Freunden) in unseren Parks etc. unterwegs bin, sind - unfreiwillig - weniger als ein Hundehaufen pro zehn km ein guter Wert! Da man daraufhin noch 14999 Schritte in Gras und Erde etc. tut, ist von dem "Ereignis" nun wirklich bald nichts mehr zu sehen. Also ist auch dies nichts weltbewegendes ("weltbegend" nur für jemand, der so gut wie nie ´barfuß läuft und davon keine Ahnung hat). Schuhträgern passiert dies dort garantiert genausohäufig (wenn sie neben den Wegen gehen), nur merken sie es meist nicht. Und ihre Schuhe werden NIE mit Seife gewaschen.
So, und wenn ich mir nun diese Riesenmühe gegeben habe, hätte ich von Dir wenigsten eine (kleine) Antwort: War obiges hilfreich für Dich oder nicht?
Viele Grüße und viel Spaß beim Barfußlaufen (auch) durch den dicksten Matsch!
MarkusII