Barfuß im Westerwald (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Sunday, 14.03.1999, 11:47 (vor 9321 Tagen)

Hallo Freunde,

da mir der Weg zu Lorenz und seinen Mitbarfüßern nach Bayern leider zu weit war und ich den gestrigen Tag obendrein auch recht gern mit meiner Familie verbringen wollte, haben wir erneut eine "Tippeltour" gemacht. Es stehen ja, wie ich schon vor zwei Wochen schrieb, in 8 Bänden 200 zur Auswahl, sodaß die Qual der Wahl durchaus stattfindet.
Wir entschieden uns diesmal für einen 13 km langen Rundweg im Westerwald, unweit von Altenkirchen.

Wie vor zwei Wochen auch waren wir wieder mit den beiden Jungen unterwegs. Diesmal ließ ich allerdings meine Wanderschuhe gleich im Auto (wo sie sich auch eher zufällig befanden, weil ich gar nicht erwogen hatte, sie zu benutzen) und nahm sie auch nicht im Rucksack mit.

Der Weg war wie immer (der Autor der Reihe gibt sich große Mühe mit der Wahl seiner Streckenführung) sehr schön und abwechslungsreich, führte aber leider über weite Strecken über asphaltierte Wege (es lebe die Flurbereinigung). Die Asphaltdecke fühlte sich zwar sehr schön warm an, aber auf Dauer ist der Asphalt ermüdend, langweilig anzufühlen und macht mir Blasen an der Ferse.
Glücklicherweise gab es allerdings häufig wegbegleitende Wiesen (-ränder), sodaß meine Füße (und ich mit ihnen) auch zu ihrem Recht kamen.

Der in der Beschreibung erwähnte Gasthof unterwegs war leider zwischenzeitlich zum "FKK-Club Schweinestall" (so hieß das wirklich) mutiert, weshalb das Picknick erst am Ende mit Mitgebrachtem auf einer Wiese stattfand.

Auf dem letzten Stück hat unser Jüngster mich wieder barfuß begleitet; vor einem kurzen sumpfigen Stück (das man auch leicht umgehen konnte) hatte er beschlossen, jetzt auch nur noch barfuß weiterzukönnen.
Ob er sich demnächst auch von Anfang an traut ? Drängen werde ich ihn nicht; erfahrungsgemäß erreicht man als Elter damit viel zu oft das Gegenteil von dem, was man anstrebt ...

Eine lustige Begebenheit will ich noch erzählen : als wir durch einen kleinen Ort kamen, spielten zwei Hunde, ein recht verpielter großer Labrador o.ä. und ein kleinerer weißer Wussel vor einer Hofeinfahrt. Beide schlossen sich uns an und ließen sich auch von ihrem penetrant auf einer Flöte pfeifenden Herrchen nicht davon abbringen.
Während der weiße Wussel nach einiger Zeit zurücklief, zeigte der Labrador keine Anstalten, den Heimweg anzutreten. Nun ist solches in vergangenen Jahren schon zweimal passiert, daß Hunde uns spontan adoptiert hatten, aber man hat dann große Mühe, sie zu ihrem eigentlichen Eigentümer zurückzubringen (einmal hat die Polizei uns dabei geholfen). Also übte ich mich nach einem guten Kilometer in Solidarität zwischen Barfüßer und Barpfoter und ging mit ihm die Strecke bis zu seinem Hof zurück, wobei er zwar vorlief, aber immer wieder stehenblieb und sich überzeugte, daß ich auch mitkomme. Erst als er seinen Hof wieder vor Augen hatte, lief er nach Hause - und ich das Wegstück zum dritten Mal zu meinen Lieben zurück.

Die Gegend, in der der Rundweg lag, war zwar nicht sehr belebt, aber wir sind doch etlichen Leuten begegnet. Irgendwelche Bemerkungen zu meinen nackten Füßen habe ich nirgends gehört, ein paar Leute schmunzelten freundlich. Vielleicht dachte der ein oder andere wirklich, daß die Gelegenheit ganz gut sei ...
Aber wie ich gestern schon kurz schrieb : alle anderen Füße verbüßten weiterhin ihre winterliche Haftstrafe in den als "Schuhe" bezeichneten Gefängnissen.
Und wenn man wie ich gestern einige Stunden entspannt und im Wortsinn "sinnlich" barfuß gegangen ist, fragt man sich nur : warum tun sich die anderen bloß die Schuhe an ?

Georg


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