Balireise (Hobby? Barfuß! 2)

Klaus (K.C.) @, Saturday, 27.02.1999, 22:01 (vor 9335 Tagen)

Hallo liebe Leute!

Habe mich endlich durchgerungen über meine Balireise zu berichten. Bin ziemlich schreibfaul.

Also,

am 26.12.1998 5h Früh ging es los. Wie angekündigt habe ich jegliches Schuhwerk gleich zuhause gelassen. Nachdem mich meine Freundin 1 Monat zuvor verlassen hatte, gab es auch keine Diskussionen deswegen.
Der Fahrer des bestellten Taxis hat zwar meine nackten Füße registriert, hat sich aber jeden Kommentar gespart. An dem Tag war es auch nicht besonders kalt und Schnee lag auch keiner.
Am Flughafen hat sich auch keiner besonders für mich interessiert. Weder beim einchecken noch bei der Passkontrolle und bei den diversen Sicherheitschecks.
Einzig eine junge Frau im Dutyfreebereich hat lächelnd gemeint, ob mir nicht kalt sei. "Eher zu warm" erwiderte ich. Das lag wohl an der Fußbodenheizung, die dort wohl installiert ist.
Beim Betreten des Flugzeuges gab es auch keine Schwierigkeiten. Nur kurze Blicke nach unten. Geflogen bin ich mit Singapur Airlines.
Erster Stop nach 12 Stunden Flug war Singapur. Dort hatte ich vier Stunden Aufenthalt, die ich leider am Flughafen verbringen mußte, weil ich die City Tour verpasst hatte. Ein schöner Flughafen ist das - überall Teppichboden und sehr sauber. Und wieder von niemanden ein Kommentar.
Auch der Anschlußflug verlief ruhig.
In Kuta (schwere Touristenabteilung) angekommen ging es als erstes durch die Passkontrolle und danach durch den Zoll. Und wieder kein Kommentar der Beamten. Vor dem Flughafen hat dann schon ein Wagen für den Weitertransport gewartet.
Überall sind Leute herumgesessen. Einige haben sich offensichtlich sehr gewundert, daß da einer barfuß ankommt.
Nach dem einchecken im Hotel bin ich gleich mal in die Stadt gegangen. Es war Abend ca. 8 Uhr und sehr warm - ca, 30 Grad.
Ich spazierte also so dahin und wurde sogleich mit den Straßenverkäufern konfrontiert, die natürlich sofort feststellten, daß mir offensichtlich Schuhe fehlten. Die Versuche mir "Tongs" = Plastikschlapfen zu verkaufen habe ich erfolgreich abgewehrt.

Andere Barfüßler habe ich so gut wie überhaupt nicht entdeckt - auch nicht tagsüber! Manchmal einen anderen Touristen, manchmal auch Einheimische.
Die meisten Einheimischen laufen dort mit Plastiksandalen herum. Auch die Kinder. Außer in den Wohnungen und sogar in den Geschäften ziehen sie Ihre Schuhe aus. Ich habe mich mit vielen Balinesen unterhalten. Die fanden das richtig eigenartig, mich barfuß zu sehen - "das muß doch weh tun" - "und all der Schmutz". Schmutzig ist es dort, obwohl Stadt, zur Regenzeit überhaupt nicht. Der tägliche meist kurze Regen wäscht alles sauber.

Jedenfalls hat sich keiner negativ über meine nackten Füße geäußert. Auch in den besten Restaurants gab es nicht einmal diskriminierende Blicke oder Kommentare - außer - ACHTUNG - die Amis verbreiten wohl überall wo sie hinkommen schlechtes Gedankengut:
eines Abends beschloß ich das Hard Rock Cafe zu besuchen, zum Steak essen. Die Kellnerin, die mich zum Tisch führte, meinte ich müsse Schuhe anziehen. Auf mein knappes und kräftiges "NEIN" ergab sich folgende kurze Konversation:
"Warum nicht"
"Weil es bequemer ist"
"Ja, früher bin ich auch oft barfuß gelaufen!"
"Und warum jetzt nicht mehr?"
Darauf wußte sie keine Antwort mehr und hat dann meine Bestellung aufgenommen.
Nach dem Essen, das war übrigens vorzüglich - man hat sich auch fünfmal davon überzeugen müssen, habe ich mir auch noch das Konzert einer Band angehört.
Keine weiteren Probleme.

Einen Tag bin ich ca. 6 Stunden durch die Stadt spaziert. Da war es richtig heiß. 35 Grad und keine Wolke. Das hat den Asphalt ziemlich aufgeheizt. Hatte aber keine Probleme damit. Anfangs spürt man die Hitze aber ab einem Punkt macht mir das dann nichts mehr.

Am Abend in den diversen Discos hatte ich auch keine Probleme. Im Gegenteil. Durch mein unkonventionelles Erscheinungsbild haben mich des Öfteren Leute und ganz wichtig: auch Mädels angequatscht. Einige haben sich zum Tanzen auch Ihrer zu engen Schuhe entledigt.
Ergänzend sollte ich noch sagen, daß ich am Abend immer eine lange Hose anhatte - sieht besser aus finde ich und ist für die Balinesen sehr wichtig. Das Schuhwerk interessiert dann schon nicht mehr besonders.

In den Discos sind auch schon mal Gläser zu Bruch gegangen. Einmal bin ich so richtig auf ein Glas drauf getreten und habe es zermalmt ohne nur einen Kratzer davon zu tragen. Der Typ, der es hat fallen lassen, hat es gar nicht glauben können. Ich bin nur lächelnd weiter marschiert.

Eines Tages habe ich dann beschlossen für einen Tag und eine Nacht auf die Nachbarinsel Lombok zu fliegen. Bin einfach zum Flughafen gefahren ohne Gepäck, Flug gekauft und los. War wie zu erwarten kein Problem.
Lombok ist touristisch noch nicht sehr erschlossen. Die Menschen leben dort noch eher in Einklang mit der Natur. Hier laufen noch einige barfuß, hauptsächlich die Kinder. Außer Windsurfen habe ich dort nicht viel gemacht.

Zurück auf Bali habe ich einen Ausflug mit 3 Balinesen gemacht. Eine Kellnerin + Freundin, die ich in einem Musik Club kennengelernt hatte, organisierte ein Auto + Fahrer, ein Freund von Ihr. Wir sind die Ostküste hinauf gefahren haben Tempel und die Landschaft besichtigt. In den Tempeln ist barfuß laufen sogar eher erwünscht. An manchen Stellen, wo es besonders heilig wird, müssen sich alle die Schuhe ausziehen.
Als wir dann durch ein Waldstück zum Strand spazierten hat Ayu, so hieß die Kellnerin, Ihre Schuhe im Auto gelassen. Sie hat sich tapfer geschlagen, obwohl es teilweise sehr steinig war. Gewundert haben sich alle, daß mir das nichts ausmacht. Dabei kann das jeder.

Habe auch noch Ausflüge mit organisierten Gruppen gemacht. Da war ich auch der einzige Barfüßler, außer eines tages ein Engländer, der auch mal die Schuhe im Auto gelassen hat. Der Boden auf Bali ist sehr angenehm. Ein bißchen weich, wegen des Regens. Die Reisbauern sind natürlich auch barfuß. Wäre sinnloß mit Schuhen knietief im Schlamm zu waten. Habe ich übrigens auch mal probiert. Fühlt sich toll an.

Einen Segeltörn habe ich auch mit gemacht. Da haben sich dann sogar eingefleischte Schuhträger sich Ihrer Schuhe entledigt. Natürlich mußte ich auch den Mast erklimmen, was sich über die Strickleiter als ziemlich wackelige Angelegenheit herausstellte. Besonders das Herunterklettern war nicht leicht. Ein anderer Passagier hat auf halber Höhe aufgegeben, weil er mit seinen Turnschuhen keinen richtigen Halt fand. Barfuß ging es natürlich leichter, weil ich mich mit den Zehen an dem Stahlseil links und rechts gut festhalten konnte.

Eines Abends habe ich mir ob meiner Trunkenheit eine kleine Verletzung an der Oberseite meiner linken großen Zehe zugezogen. Irgendwo drüber gestolpert. Hat ein bißchen geblutet. Aber nicht tragisch für zweieinhalb Wochen exzessives Barfuß gehen.

Der Flug zurück war wieder unspektakulär. In Singapur habe ich hinter mir eine Frau sagen hören "Schau, auch ein Barfußmensch". Sie selbst ist mit Holzpantoffel rum gelaufen. Hatte aber keine Gelegenheit mit Ihr zu plaudern.

Zurück in Wien hatte ich die Aufmerksamkeit - nur Blicke - auf meiner Seite. Der Fahrer des Taxis hat meine nackten Füße gar nicht bemerkt.

Ich habe die 17 Tage auf jeden fall sehr genossen. Bin froh, daß ich das so durchgezogen habe.

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