Barfuß bei den Kreuzottern (Hobby? Barfuß! 1)
Hallo miteinander,
Im Augenblick liegen diese lieben Tierlein ja unter einer dicken Schneedecke in Kältestarre, aber kürzlich wurden sie in der Forumsdiskussion erwähnt. Deshalb möchte ich ein wenig von ihnen zu berichten.
Im Voralpenland wie auch in den Alpen selbst sind Kreuzottern recht häufig, und gerade meine liebsten Barfuß-Spazierwege führen durch ihren Lebensraum in Flußauen, Moor- und Streuwiesen. Einige Male haben meine Barfüße auch ihren Weg gekreuzt, aber das ging immer in gegenseitigem Respekt und ohne Konflikte ab. Von einer dieser Begegnungen will ich hier berichten.
In September 93, als meine jüngere Tochter gerade ein Jahr alt war, machten wir bei einigermaßen schönem Wetter einen Familienspaziergang im Osterseegebiet bei Seeshaupt. Ich wollte da meinen Mädels einen Weg durch das Moor zeigen, an dem um diese Zeit der Schwalbenwurz-Enzian in dichten Beständen blüht. Meine Schuhe blieben zu Hause. Als der Untergrund moorig wurde, zog auch die damals 5-jährige Verena die Schuhe aus, und sogar meine Frau ließ sich dazu überreden. Ich lief vorneweg, die kleine Dorothee trug ich in der Kraxe. Es war angenehm, der Boden war einigermaßen warm. Auf einmal sah ich etwa 3 m vor mir eine recht stattliche Kreuzotter mit schönem Zickzackmuster auf dem Weg liegen. Ich hielt sofort an, näherte mich dann vorsichtig auf ca. einen Meter. Verena, die eine Tiernärrin ist, ließ sich gerade noch davon abhalten, näher hinzugehen, während meine Frau etwas bleich um die Nase wurde. Das Reptil wärmte sich genüßlich in der Sonne und ließ sich so leicht nicht stören. Nachdem wir die Otter ausgiebig beäugt hatten, stampfte ich ein paarmal mit dem Fuß auf, worauf sie sich langsam unter unmutigem lauten Zischen in das Schilf schlängelte. Meine Hoffnung, dieser Spaziergang könnte aus meiner Frau eine leidenschaftliche Barfußläuferin machen, hat sich leider nicht so recht bewahrheitet!
Mir ist die Lust am Barfußlaufen in der Natur dadurch nicht vergangen, es hat sich ja bestätigt, daß Kreuzottern in keiner Weise aggressiv sind - wenn man nicht auf sie tritt. Aber mir wurde klar, daß der sanfte Schritt eines Barfüßers nicht unbedingt die Erschütterungen auslöst, die eine Kreuzotter vertreiben. Ich vermeide deshalb nach Möglichkeit eine dichte Vegetation, in der ich nicht sehe, wo ich hintrete. Objektiv gesehen ist die Gefahr eines Verkehrsunfalls bei der Fahrt zu diesem Wanderweg wesentlich größer (am Rand der betreffenden Straße stehen zwei Holzkreuze!) als die eines Schlangenbisses, der außerdem keine tödliche Gefahr darstellt. Im (recht unwahrscheinlichen) Falle eines Falles wird allerdings dringend empfohlen, ohne Panik, aber auch ohne Umwege ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Auf jeden Fall sollte nicht mit zweierlei Maß gemessen werden: beim Skivergnügen werden erhebliche Verletzungsrisiken ohne Nachdenken in Kauf genommen. Wie sollte man da verlangen können, daß das Barfußvergnügen völlig ohne jedes Risiko ist?
Herzliche Füße, Lorenz
PS: Winword 97 wollte mich hier überreden, "Herzliche Grüße" zu schreiben! So'n Quatsch!!