Barfuß-Literatur-Ecke (Hobby? Barfuß! 1)

Wolf @, Saturday, 16.01.1999, 04:03 (vor 9473 Tagen)

Erstmal: Lob. Das Forum is ja für diese barfußunfreundliche Zeit ungeahnt lebendig.

Zwotens: Ich hab schon mal angeklopft deswegen:
Ich wünsch mir ein barfüßiges Literatur-Forum - oder ein literarisches Barfuß-Forum, egal, wie es gerät.

Ich freu mich immer wieder, wenn ich in etwelchen Büchern was über barfüßige Leute lese. Das is oft nur ein Nebensatz ("Ilse stieß mit dem Zeh an eine Muschel..."), der dann sonstwohin weiterführt - aber die Person ersteht mir dann jedesmal sofort viel lebendiger, wenn ich sie mal barfuß "sehen" konnte.

Romane, Geschichten, Gedichte, Lieder, meine Genossen, sind vollsolcher Stellen, wo irgendein Mensch mal ganz kurz & beiläufig als barfußgehend geoutet wird. Den Schreibern ist es anscheinend viel zu selbstverständlich sowas des langen & breiten zu beschreiben. - Schriftsteller sind ja sowieso die besseren Menschen *Vorsicht Satire* .ò)*.

Lest mal nach bei T.C. Boyle, Günter Grass, Brigitte Reimann......... & die Wagner-Opern sind krass voller barfüßiger Damen - !, ich hätts auch nicht gedacht, bevor ich drauf aufgepaßt hab -

Alle Bücher, die auch ihr, meine Geschwister, lest, & die (meist ungelesen) stapelweise auf eurem Nachttisch lagern, spicken & starren vor "Barfuß"-Stellen.

Wollen wir solches Zeug mal sammeln? Hier ist mal wieder der Michael über uns gefragt - & alle Georgs, uncis, Lorenze & Barfuß-Andis & wie sie alle heißen, um dazu erstmal eine Vorlage zu leisten!

Okay, ich fang an. Mein Lieblingszitat seit Jahren:

Die allergrünste aller sprachen ist die derjenigen leute, die barfuß über das gras des landes gehen.
H.C. Artmann, Unter der bedeckung eines hutes, 1972.

Barfuß-Literatur-Ecke

Roli @, Saturday, 16.01.1999, 08:28 (vor 9472 Tagen) @ Wolf

Ich habe ja hier im Forum bereits über Barfuss-Literatur geschrieben, bin aber auf wenig Verständnis gestossen, weil ich auch etwas zum Inhalt dieser Bücher geschrieben habe.
Ich bin im Besitz Tausender von Büchern, und jedesmal, wenn ich eines aufschlage - auch in Buchhandlungen! - stosse ich
beim Oeffnen innert Sekunden auf das Wort "barfuss", wenn es darin überhaupt vorkommt. Es ist wie Hexerei, ich kanns auch nicht erklären.
Nur eins finde ich nicht mehr. Da diskutiert ein sehr bekannter Schriftsteller - ich glaube, es war ein Pfarrer, begeistert über die hübschen nackten Füsse einer Hausangestellten Ich glaubte, ich seh nicht recht.
Und jetzt fällt mir nicht mehr ein, wer das war.
Ein Carl Biedermann schrieb schweizerdeutsche Bücher. Auch er ist begeisterter Frauenfuss-Fan und kommt immer wieder auf dieses Thema zum Sprechen. Wenn bei ihm eine junge Frau besonders lieblich sein soll, dann läuft sie garantiert barfuss. Selbst eine Gräfin wird in seinen Büchern zur begeisterten Barfüsserin.
Und ich muss schon sagen. Auch bei mir hat jedes barfuss laufende Mädchen sofort meine vollste Sympathie. Deren Anblick finde ich dann einfach süss. Und das hatte ich schon als ganz kleiner Bub.
Auch Männer ohne Schuhe finde ich herrlich! Allerdings nicht unbedingt "süss". HiHi! :>)
Ich wollte mich mal von meiner Sucht "befreien", weil es gewisse Spannungen in der Familie gab. Auf die Frage an eine
Psychologin, was sie davon halte, ob man das "wegbringe" meinte sie: "Das ist doch herzig!" Ich war masslos verblüfft
und "geheilt", in Eurem Sinn!
Also: "Barfusslaufen ist herzig!" Super, gell!
Roli

Barfuß-Literatur-Ecke

Fritz, Sunday, 17.01.1999, 12:04 (vor 9471 Tagen) @ Roli

Hi Ihr,

es gibt in der Tat sehr viel Literatur, in der Personen barfuss herumlaufen. Vielleicht waere eine Literaturecke im Forum nicht unangebracht. (Vielleicht klammert man ja die erotische Literatur aus, dann gibt es keine Missverstaendnisse.)

Viele Gruesse Fritz

Barfuß-Literatur-Ecke

Wolf @, Wednesday, 20.01.1999, 23:10 (vor 9468 Tagen) @ Fritz

Ich sehe mit Vergnügen, daß ihr den Geist meiner Idee kapiert habt. ich strolle meinerseits weiterhin durch die Literatur & schreibe mit... Irgendwann gibts dann einen großen Haufen Barfuß-Zitate.

Mir wäre am liebsten, wenn ihr schon mal anfangt, ein Forum für dergleichen zu etablieren. Bin halt ein Schüchterle & gucke ungern leere Blätter an. Wird aus diesem modest proposal was?

Barfuß zur Arbeit the
Wolf

Barfuß-Literatur-Ecke

Wolf @, Monday, 25.01.1999, 14:46 (vor 9463 Tagen) @ Fritz

Konstruktiver Tip:

Es gibt einen Gedichtband von einem Schweizer Pfarrer namens Kurt Marti: "Mein barfüßig Lob".

Unter "barfüßig versteht der Gute sowas wie "weder kleinlaut noch großmäulig" - also schon in unserem Sinne, oder?

Verlag hab ich nicht vorrätig, ich hab das Ding mal in der Nürnberger Stadtbibliothek gefunden.

Jetzt wieder ihr :-)

der Wolf

Barfuß-Literatur-Ecke : Der Papalagi

Georg ⌂ @, Sunday, 17.01.1999, 12:04 (vor 9471 Tagen) @ Wolf

Hallo barfüßiger Web-Wolf und alle Mitleser,

Ich freu mich immer wieder, wenn ich in etwelchen Büchern was über barfüßige Leute lese.

Ich freue mich zwar noch mehr, wenn ich barfüßige Leute treffe, aber zugegeben : in Büchern ist es auch ganz erfreulich !
Deshalb komme ich Dir hier mit einem - nicht nur literarisch interessanten - Tip, der aber das Thema etwas angeht :
Erich Scheurmann, Der Papalagi - Die Reden des Südsee Häuplings Tuiavii aus Tiavea an seine Stammesmitglieder.
Da das Werk im Internet erreichbar ist, kann ich auf weitere bibliographische Angaben sicher verzichten !?

Die uns interessierende Stelle zitiere ich :
"Der Papalagi ist dauernd bemüht, sein Fleisch gut zu bedecken."Der Leib und seine Glieder sind Fleisch, nur was oberhalb des Halses ist, das ist der wirkliche Mensch" also sagte mir ein Weißer, der großes Ansehen genoß und als sehr klug galt. Er meinte, nur das sei des Betrachtens wert, wo der Geist und alle guten und schlechten Gedanken ihren Aufenthalt haben. Der Kopf. Ihn, zur Not auch noch die Hände, läßt der Weiße gerne unbedeckt. ... Ein Mädchen, es mag noch so schön gewachsen sein, wie die schönste Taopou von Samoa, bedeckt seinen Leib, damit niemand ihn sehen kann oder Freude an seinem Anblick nimmt. ... Wer das Fleisch nur anschaut, saugt Gift ein, ist verwundet, ist ebenso schlecht und verworfen als derjenige, welcher es zur Schau gibt. - Also verkündigen die heiligen Sittengesetze des weißen Mannes.
Darum auch ist der Körper des Papalagi von Kopf bis zu Füßen mit Lendentüchern, Matten und Häuten umhüllt, so fest und so dicht, daß kein Menschenauge, kein Sonnenstrahl hindurchdringt; so fest, daß sein Leib bleich, weiß und müde wird, wie die Blumen, die im tiefen Urwald wachsen. ...
Die Füße endlich bekommen noch eine weiche und eine ganz feste Haut. Die weiche ist zumeist dehnbar und paßt sich dem Fuße schön an, um so weniger die feste. Sie ist aus dem Felle eines starken Tieres, welches solange in Wasser getaucht, mit Messern geschabt, geschlagen und an die Sonne gehalten wird, bis es ganz hart ist. Hieraus baut der Papalagi dann eine Art hochrandiges Canoe, gerade groß genug, um einen Fuß aufzunehmen. Ein Canoe für den linken und eines für den rechten Fuß. Diese Fußschiffe werden mit Stricken und Widerhaken fest am Fußgelenk verschnürt und verknotet, so daß die Füße in einem festen Gehäuse liegen wie der Leib einer Seeschnecke. Diese Fußhäute trägt der Papalagi von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang, er geht darin auf Malaga und tanzt darin, er trägt sie und ob es auch heiß sei wie nach einem Tropenregen. Weil dies sehr unnatürlich ist, wie der Weiße wohl merkt, und weil es die Füße macht, als seien sie tot und begännen bereits zu stinken,und weil tatsächlich die meisten europäischen Füße nicht mehr greifen oder an einer Palme emporklettern können - deshalb sucht der Papalagi seine Torheit zu verbergen, indem er die Haut dieses Tieres, die an sich rot ist, mit viel Schmutz bedeckt, welchem er durch viel Reiben Glanz verleiht, so daß die Augen die Blendung nicht mehr vertragen können und sich abwenden müssen. Es lebte einmal ein Papalagi in Europa, der berühmt wurde, zu dem viele Menschen kamen, weil er ihnen sagte: "Es ist nicht gut, daß ihr so enge und schwere Häute an den Füßen tragt, geht barfuß unter dem Himmel, solange der Tau der Nacht den Rasen bedeckt, und alle Krankheit wird von euch weichen." Dieser Mann war sehr gesund und klug; aber man hat über ihn gelächelt und ihn bald vergessen."

Dieser und andere zivilisationskritische Texte sind (angeblich) Reden eines Südseehäuptlings, der Europa zu Beginn des Jahrhunderts bereist hatte.
Ich kenne den Text (diesen Ausschnitt) schon länger, weil ich ihn einmal in einem Aufsatz zitiert fand. Und ich kann mich dunkel erinnern, auch einmal gelesen zu haben, daß die Reden gar nicht wirklich gehalten worden, sondern eine Erfindung des Autors seien.
Der vielfach berechtigten Zivilisationskritik tut das aber ohnehin keinen Abbruch.

Belesene Füße allüberall !
Georg

PS : Das Duchsuchen des Internet mit MetaGer oder anderen Suchmaschinen auf Papalagi ergibt eine Reihe von Links !

[image] Der Papalagi

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