Barfuß im Herbstregen - diiiie Gelegenheit ! (Hobby? Barfuß! 1)

Georg, Saturday, 31.10.1998, 21:25 (vor 9549 Tagen)

Hallo Barfußfreunde,
die Kunst besteht darin, dem schlechten Wetter gute Seiten abzugewinnen !
Und diese gute Seite ist, daß der Normalbürger jetzt kaum noch einen Schuh vor die Tür setzt. Das bitet allen, die zwar Anfang November noch gerne barfuß im Freien laufen würden, sich aber wegen der Gefahr des Für-beklatscht-gehalten-Werdens nicht mehr trauen, ungeahnte Möglichkeiten : Ihr habt Wiese und Wald (fast) ganz für Euch allein !
Heute überkam mich jexdenfalls die große Lust, noch einmal / mal wieder barfuß "wandern" zu gehen. Es reichte zwar aus Zeitgründen nur zu einem einstündigen Gang durch die Natur, aber es war ein ausgesprochen erfrischendes und belebendes Gefühl bei knapp 10° Außentemperatur. Und obwohl es sich um ein nicht eben einsames Gelände handelte, ist mir außer einem Hundehalter und drei Pilzsammlern niemand begegnet. Obwohl ich mich vor Begegnungen keineswegs "fürchte", fand ich es doch bemerkenswert.
Deshalb : wer seiner Gesundheit und der eigenen Abhärtung mehr zutraut als seinen Mitmenschen - probiert es aus und schreibt davon !
Herzliche Füße an alle
Georg

Barfuß im Herbstregen - diiiie Gelegenheit !

Sonja, Sunday, 01.11.1998, 02:47 (vor 9549 Tagen) @ Georg

Hallo Georg,
auch wenn es schon eine Weile her ist, so will ich Dir doch noch auf Deine Fragen antworten, die ich hier einfach nochmal
hinein kopiere:

Du bist übrigens die erste Teilnehmerin am Forum aus Leipzig mit Kindheit in der früheren DDR (jedenfalls die einzige, die es
berichtet hat), und es ist interessant zu hören, daß dort Turnschuhe zum sportlichen Einheitsdress gehörten. Weißt Du vielleicht,
warum es so war (Zustand der Sportanlagen, Vorschrift von oben ...) ?
Am Zustand der Sporthallen lag es sicher nicht (die sind meiner Erfahrung nach im Westen ja auch nicht immer tip-top zu nennen), es war in
der Tat eine Anordnung, an die sich praktisch jeder hielt, und wenn jemand mal seine Sachen vergessen hatte, gab es einen ziemlichen Rüffel.
Daß es in der DDR einen Hang zur Uniformierung gab, ist ja wohl bekannt, und er wurde auch nicht allzuoft hinterfragt, schon gar nicht im
Zusammenhang mit unserer Sportkleidung. Wenn man sich den heutigen Konsumzwang gerade unter Kindern und Jugendlichen vor Augen führt, dann
kann man der Idee nach einem Einheitsdress vielleicht ja sogar was Gutes abgewinnen, und es gibt ja auch noch Schuluniformen in manchen
europäischen Ländern. Und ich glaube Kristin oder jemand anderes in diesem Forum hat wohl mal erwähnt, daß es bei Ihrer Mutter wohl auch noch
ein Einheitsdress gab (aber wohl ohne Turnschuhzwang). Wie war es bei Dir?

Interessant finde ich auch Deine Bemerkung, Du hättest Dich im "reichen Westen" über die barfüßigen Mitschülerinnen gewundert.
Gilt Barfußsein also doch ein Zeichen von Armut ? - Für mich jedenfalls nicht (man kann es ja auch so sehen : ich kann mich frei
entscheiden, ob ich Schuhe, welcher Preisklasse auch immer, anziehe oder es vorziehe, barfuß zu gehen).

Da gebe ich Dir natürlich völlig recht, daß Barfußlaufen kein Zeichen von Armut sein sollte. Aber als ich damals in den Westen kam, hatte ich
schon die Vorstellung, daß sich alle teure Klamotten leisten können. Ich erinnere mich auch, daß einige meiner Mitschülerinnen sich Schulsachen
vom eigenen Taschengeld kaufen mußten und das Geld lieber für andere Sachen als Turnschuhe ausgegeben haben.

Jedenfalls hast Du Dich ja von den anderen motivieren lassen. Ging diese Motivation denn auch über die Turnhalle hinaus, beim Sport
im Freien oder auch sonst in der Schule oder Freizeit ?

Wir sind beim Sport nicht allzuoft rausgegangen (die Jungs öfter zum Fußballspielen). Unsere Lehrerin hat uns dann wohl vorgewarnt, aber, Macht
der Gewohnheit, kam es doch vor, daß ich und andere ihre Turnschuhe vergessen haben. Jedenfalls habe ich noch konkrete Erinnerungen, an einige
barfüßige Runden im Sommer auf der neuen Kunststoffbahn vor unserer Halle, die mit ziemlich heißen Sohlen endeten.
Mit einigen Freunden sind wir auch sonst schon mal barfuß spazieren gegangen und fanden das eigentlich immer ziemlich lustig und frech. Aber soweit,
wie einige es hier beschrieben haben, nämlich tagaus, tagein habe ich es nie praktiziert.

Du schriebst neulich, daß Du Dich meist (also nicht immer ?) der "Norm" unterwirfst. Vielleicht gilt ja auch in diesem Kontext :
"Gefahr erkannt, Gefahr gebannt !".Dein Selbstbewußtsein reicht bestimmt aus, um zumindest in einem Umfeld, wo Du
voraussichtlich nicht auf Bekannte triffst, die Norm Norm sein zu lassen und DEINE Wünsche und DEIN Wohlbefinden in den
Mittelpunkt zu stellen ...
Das gilt bestimmt auch für Eure Volleyballgruppe. Wenn die anderen Dich schätzen, werden sie auch Deine Entscheidung akzeptieren,
barfuß zu spielen, wenn DU es so willst. Ob Du Dich dabei anfangs für die "Turnschuhe vergessen" - Variante entscheidest oder aber
offen sagst, daß Du früher barfuß gespielt hast und jetzt im Internet Michaela und Katja, Kristin und Silvia kennengelernt hast, die
auch gerne barfuß spielen, kannst Du dann ja je nach Stimmung entscheiden.

Hierzu habe ich Thomas eine Antwort geschickt, weil ich wie er den "Turnschuh vergessen"-Trick angewendet habe - erfolgreich!
So, ganz schön spät geworden, jetzt geht´s barfuß ins Bett,
viele Grüße
Sonja

Hallo Sonja !

Georg, Sunday, 01.11.1998, 21:13 (vor 9548 Tagen) @ Sonja

Hallo Sonja,

ich freue mich, daß Du Dich mal wieder im Forum meldest !

Nun, angeregt durch dieses Forum habe ich mich inzwischen auch entschlossen, die Sportschuhe einfach mal daheim zulassen.

Es ist schön zu wissen, daß der Zuspruch im Forum immer wieder Mut macht, diese Absicht zu verwirklichen !

Gesagt, getan und es ging eine Weile ganz gut, bis ich mir dann schließlich doch noch eine Blase am Ballen geholt habe.

Das gibt sich ganz schnell, sobald Deine Fußsohlen sich wieder an die Frischluftzufuhr beim Sport gewöhnt gewöhnt haben.

...daß auch einige andere von der Schule her mehr oder weniger gewöhnt waren, barfuß Sport zu machen und es eigentlich für keine schlechte Idee halten, daran wieder anzuknüpfen.

Da heißt es, am Ballen zu bleiben. Und nebenbei stellt sich heraus (wie bei Silvias Squash - Partner), daß die anderen sich auch mal wieder "trauen" würden, wenn einer den Anfang macht !

Mit einigen Freunden sind wir auch sonst schon mal barfuß spazieren gegangen und fanden das eigentlich immer ziemlich lustig und frech.

"Lustig und frech" soll 1999 angeblich wieder sehr gefragt sein ... vielleicht läßt sich ja auch daran anknüpfen ? Unci aus Dresden z. B. freut sich über Leute, die mit ihm mal barfuß durch die Sächsische Schweiz wandern wollen ...

Und ich glaube Kristin oder jemand anderes in diesem Forum hat wohl mal erwähnt, daß es bei Ihrer Mutter wohl auch noch ein Einheitsdress gab (aber wohl ohne Turnschuhzwang). Wie war es bei Dir?

Am Anfang meiner Schulzeit war noch die Farbe der Turnhose vorgeschrieben und auf dem "Turnhemd" (T-Shirts gab es noch nicht) sollte sich ein bestimmter Aufnäher befinden. Aber das bröckelte stark ab, und im Zuge der "68er Revolution" - da war ich in der 7. Klasse - wurden diese Regeln überhaupt nicht mehr beachtet. Ob Turnschuhe irgendwie Vorschrift waren, weiß ich nicht mehr, jedenfalls trugen alle welche. Ich habe schon einmal erzählt, daß ich recht gerne barfuß beim Sport gewesen wäre, aber da ich eine Jungenschule besuchte und dort häufig Fußball etc. gespielt wurde, ließ sich das praktisch kaum machen. Übrigens deckt sich meine Erfahrung in Sachen Sportunterricht ziemlich genau mit der, die Fritz vor einiger Zeit beschrieben hat.

Laß bald wieder von Dir hören !

Herzliche Füße von Köln nach Leipzig
Georg

Barfuß im Herbststurm

Lorenz ⌂ @, Sunday, 01.11.1998, 16:02 (vor 9548 Tagen) @ Georg

Hallo Barfußfreunde,

Und diese gute Seite ist, daß der Normalbürger jetzt kaum noch einen Schuh vor die Tür setzt. Das bitet allen, die zwar Anfang November noch gerne barfuß im Freien laufen würden, sich aber wegen der Gefahr des Für-beklatscht-gehalten-Werdens nicht mehr trauen, ungeahnte Möglichkeiten : Ihr habt Wiese und Wald (fast) ganz für Euch allein !

Was die Wirkung auf andere Leute betrifft, möchte ich auch, daß mein Barfußlaufen dem einen oder anderen nachahmenswert erscheint. Dies wäre nicht der Fall, wenn man mich für beklatscht hielte. Da ich unterhalb meiner Komfortgrenze von 12-15°C nur noch sehr kurzzeitig barfuß auftauche, ist mein Barfüßertum wahrscheinlich noch für jeden nachvollziehbar.

Deshalb : wer seiner Gesundheit und der eigenen Abhärtung mehr zutraut als seinen Mitmenschen - probiert es aus und schreibt davon !

Heute vormittag zeigte das Thermometer völlig unerwartete 14°! Der Föhnsturm hatte es möglich gemacht, mir diesen Anreiz zu einem barfüßigen Spaziergang zu geben. Noch beschuht, kämpfte ich mich mit dem Fahrrad gegen den Wind zu einem nahegelegenen Wiesenweg. Obwohl inzwischen schwarze Wolken drohten, hüpfte ich aus meinen Schuhen und lief über die feuchte und trotz Föhn schon ziemlich kalte Wiese. Der unmittelbar bevorstehende Wettersturz legte noch einige Windstärken drauf, und ich mußte mich mit den Zehen richtig am Boden festhalten, um nicht weggeblasen zu werden. Nach einer Viertelstunde trat ich dann vor einem herannahenden Platzregen den Rückzug an. Jetzt hat es draußen noch 8°, aber meine Füße sind wunderbar warm! Ich hoffe, das Voralpenland wird dieses Jahr noch recht oft vom Föhn heimgesucht!

Allen Novemberbarfüßern wünsche ich warme Füße bis Weihnachten!

Gruß, Lorenz

[image] Barfußlaufen in der Natur

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