Barfußwandern und Öffentlichkeit - ein (Hobby? Barfuß! 1)
Hallo Barfüßer !
Die angeregte Diskussion mit Markus über das Barfußwandern vor oder nicht vor anderer Leute Augen hat mich veranlaßt, heute nicht nur barfuß wandern zu gehen, sondern auch einmal in einer Art "Selbstversuch" besonders gut aufzupassen.
Ich hatte vor zwei Wochen schon einmal von einer Barfußwanderung auf dem Rotweinwanderweg berichtet. Dieser viel begangene Weg führt durch das Ahrtal, vorbei an den Weinbergen. Er ist wohl rund 50 km lang, von Altenahr aus bis zur Ahrmündung führend; landschaftlich am schönsten ist der obere Teil. Auf diesem waren wir heute unterwegs. Im Unterschied zu neulich war diesmal Sonntag und die Zeit der Weinfeste ist gekommen, was erheblich mehr Menschen anlockt.
Ich bin also knapp drei Stunden lang barfuß gewandert, auch auf einigen Teilen, wo ich innerlich die Zähne zusammenbeißen mußte, weil sie mit dickem Schotter nur so übersät waren. Uns sind dabei etliche hundert Leute begegnet, meist in kleinen Gruppen, sodaß reichlich Öffentlichkeit da war.
Selbstverständlich waren Reaktionen zu verzeichnen, und bestimmt habe ich auch nicht alle mitbekommen. Bei manchem Lächeln in den Gesichtern anderer bin ich mir auch keineswegs sicher, ob es mit Weingenuß, der Sonne oder meinen nackten Füßen (dann in den Alternativen freundlich oder mitleidvoll) zu tun hatte.
In Altenahr rief eine Frau gut mittleren Alters aus : "Lur ens, der is op bläcke Fööß !", was ins Hochdeutsche übertragen heißt : "Schau mal, er geht auf nackten Füßen !" Ein etwa 11jähriges Mädchen rief erstaunt : "Mama, guck mal, der ist -", dann war sie an mir vorbei, barfuß habe ich nicht gehört, ob sie nicht einmal mehr wußte, wie man den Zustand nennt ?
Als ich genußvoll durch dicken Matsch ging, begannen drei mittelalte Damen verwundert ein Gespräch über ihre eigenen Barfußerfahrungen (war nicht viel). Und eine Damengruppe fing tatsächlich an zu gackern, wahrscheinlich wegen mir, weiß ich aber nicht so genau. Schließlich noch ein älterer Herr, der in anerkennender Absicht und deutlich an mich gerichtet anmerkte, früher habe man häufiger Leute barfuß gehen sehen.
Meine Frau ging zeitweise ein Stück hinter mir und sagte, es habe noch manch einer so etwas wie Verwunderung geäußert. Sie meint, es sei eben ungewöhnlich, wenn jemand dort barfuß ginge, und so erkläre sich das. Wenn sie richtig liegt, kann ich damit wunderbar leben, denn so zu sein wie alle anderen und ganz unscheinbar in einer uniformierten Masse zu verschwinden, erschien mir noch nie so erstrebenswert.
Was mir unterwegs länger durch den Kopf ging, war die Frage, ob ich nicht konsequenterweise ein Sweat-Shirt o.ä. mit einer passenden Aufschrift tragen sollte, wie z.B. "Barfußwandern - das ist es", "Meine Füße - bessere Wander(Sport)schuhe gibt es nicht" oder "Barfuß - wie die Natur es will" ...
Die amerikanischen "Barefoot hikers" haben übrigens ein Sweat- bzw. T-Shirt mit genau dieser Aufschrift. "Barfuß Wanderer" finde ich allerdings sprachlich nicht besonders schon (weiß jemand etwas besseres ?)
Aber zurück zur Wanderung und zum "Selbstversuch". Ich fand es sehr schön und einen echten Genuß, das ganze Stück barfuß zu gehen, über wechselnde Untergründe, schattige und sonnige Stellen. "Angemacht" worden bin ich meinem Empfinden nach von niemandem, nichts war anflugsweise peinlich, deshalb kann ich ein sehr positives Fazit ziehen. Ich weiß schon ganz sicher, daß ich beim nächsten Mal, wenn die Temperaturen es erlauben, wieder barfuß gehen werde - warum auch nicht ?
Meine Füße lassen Euch und Eure Füße herzlich grüßen. Es geht ihnen richtig gut.
Georg