Hier geht´s weiter !!! (Hobby? Barfuß! 1)
Die Folge ist offenkundig, daß Du die ablehnende Haltung anderer stark verinnerlicht hast, was ich zwar nachvollziehen kann, was mich aber bei Deiner doch positiven Einstellung zum Barfüßigen trotzdem etwas verwundert.
Laß uns aber doch einmal an deiner Freude am Barfußgehen teilhaben, an dem, was Du dabei empfindest, und wie Du vor zwei Jahren Dich auf bloßen Sohlen aufgemacht hast ... wir freuen uns.
PS : Verrat uns doch auch einmal, wo Du Deine schlechten Kindheitserfahrungen gemacht hast und wo Du heute durch die Wälder streifst !<
Hi Georg !
Nochmals danke für Deine nette Antwort ! Vielleicht noch ein paar Worte zu meiner Person, ich bin jetzt 23 und wohne in unmittelbarer Nähe von Hamburg, wo ich als gelernter Bankkaufmann heute als Netzwerk- und Mitarbeiterbetreuer arbeite.
Warum wunderst Du Dich über meine positive Haltung zum Barfußlaufen ? Zwar war ich mit meiner Haltung diesbezüglich als Kind ziemlich allein auf weiter Flur (jedenfalls in meinem persönlichen Umfeld), und daran hat sich bis heute eigentlich nichts geändert, aber deshalb habe ich mich nie davon abhalten lassen und bei sich bietenden Gelegenheiten halt immer die Schuhe in die Ecke gepfeffert - aber eben nur, wenn ich allein war, um mich vor dummen Kommentaren zu schützen. Leider (oder auch zum Glück) war ich selten allein, denn eigentlich waren immer meine Eltern da oder ich hab mich mit Freunden rumgetrieben, wie das nunmal so war. Wobei mich eigentlich gerade die ablehnende Haltung meines Vaters zum barfußlaufen doch etwas wundert, schließlich ist er als Junge wärend und nach dem Krieg fast ausschlielich barfuß gelaufen, aber da war sicher nicht zuletzt auch das Elend dran schuld (Vater im Krieg, hungrige Mutter mit 5 hungrigen Kindern auf der Flucht vor den Russen etc...)Wie er mir erzählt hat, hat eine Russin sogar meiner Oma die letzten Stiefel abgemops, als sie von der Roten Armee eingeholt wurden. Vielleicht stellt er da ja eine unglückliche, traumatische Verbindung her, wenn er heute jemanden ohne Schuhe laufen sieht. Aber m.E. ist es auch ein erheblicher Unterschied, ob man barfuß läuft, weil man es will, oder weil man dazu gezwungen ist.
Was ich persönlich beim Barfußlaufen empfinde ? Hmm, also ich will es mal so schlidern:
Zunächst einmal hasse ich Stinkefüße, die man von den darmals per Modediktat aufgezwungenen Sportschuhen zwangsweise bekam. Sandalen waren fast so verpöhnt wie das Barfußlaufen selbst, also hatte ich keine Wahl. Später im Betriebspraktikun und kurz darauf in der Banklehre machte ich eine ganz neue Erfahrung, nämlich wie unbequem "nomale" Straßenschuhe sein können, wenn man zuvor nur Turnschuhe gewohnt war. Mittlerweile habe ich ein sehr bequemes Paar Schuhe von einem für Bequemlichlkeit sehr bekannten skandinavischen Hersteller, aber streßbedingt und dadurch, das ich wärend der Arbeit viel im Haus herumrenne (EDV-Onkel - immer auf Achse :o) bleibt eine gewisse Schweißentwicklung nicht aus, und ich hasse Schweißfüße wie nix gutes, es ist mir unangenehm wie es riecht, und ich empfinde es als sehr unhygienisch. Nach der Ausbildung kam dann noch die zweite ätzende Erfahrung bei der Bundeswehr. Wirklich, ich habe die Zeit dort überwiegend genossen, es war einfach toll, vor dem Beginn eines Lebens im Büroalltag nochmal im Dreck herumtollen zu können und Krieg zu spielen, dann die einfach geniale Kamaradschaft - super. Das einzige Problem: die Stiefel. Im Herbst und Winter waren sie einfach supergut, stabil, warm, und selbst bei langen Märschen keine besonders problematischen Blasen. Im Winter ziehe ich sie heute noch gerne an. Aber für den heißen Sommer (und wir HATTEN einen heißen Sommer) waren diese Treter einfach völlig ungeeignet. Ich mußte mir die Füße eincremen und in Bandagen wickeln, weil sich durch die permanente feuchte Hitze in den Stiefeln die Haut abzulösen begann und schon Blasen warf, obwohl kaum Belastung da war. Zeitweilig wurde mir daher vom Arzt Stiefelfreiheit verordnet - also Turnschuhe. Nach Dienstschluß war ich dann heil froh, wenn ich endlich die Schuhe ausziehen konnte ! Dann war die Welt wieder in Ordnung. Ich fühle mich ohne Schuhe einfach am wohlsten.
Tja, aber richtig draußen barfuß zu laufen habe ich erst vor zwei Jahren entdeckt. Dort nämlich hatte ich ein Problem, welches mit der Arbeit im Büro und einer bekannten amerikanischen Burgerbraterei um die Ecke zu tun hatte. Zeitweilig konnte ich 2 Groß- und 3 Kleinburger am Stück vertilgen, und so habe ich in kurzer Zeit 10 Kilo zugelegt. Also fiel der Entschluß : ich muß wieder Sport machen. Auf Vereinssport hatte ich ja gar keinen Bock (btw, früher habe ich ein paar Jahre Judo gemacht ....hehe), aber wir haben hier gleich 2 hübsche Forste um die Ecke, also habe ich mir vorgenommen, zu joggen. Aber Joggen finde ich wenig motivierend, weil man hoppelt da so allein über die Waldwege, und irgendwie hat man kein echtes Ziel vor Augen, und ich hatte keine Lust mehr. Irgendwann bin ich dann nur noch durch den Wald spaziert und habe den Vögeln gelauscht. Das war goil, nach dem Berufsstreß ganz alleine durch den friedlichen, ruhigen Wald zu wandern :o) Eines warmen Tages habe ich dann einfach mal die Schuhe ausgezogen, und das war natürlich richtig genial, der warme, angehehme Waldboden, es war echt, als würde man plötzlich Teil der Natur sein, man nimmt Details wahr, auf die man vorher nie bemerkt hätte. Schließlich habe ich das Joggen an den Haken gehängt (vielleicht mal hier und da ein kurzer Sprint), mir das Hündchen geschnappt, und so sind wir dann fast täglich barfuß im Wald herumspaziert ! Erst hatte ich immer die Schuhe mitgenommen (für den Fall, das jemand entgegenkam...jaja, ich hatte darmals tatsächlich noch mehr Komplexe damit als heute), aber mittlerweile lasse ich sie einfach im Auto liegen. Es ist einfach nur schön, egal ob gestampfter Erdboden, auf Tannennadeln, Teer, Matsch, Laub, Sand... Jeder Boden hat so seine ganz persönliche Note. Es ist wie eine neue Dimension, als wenn man nur Stummfilme kennt und sie okay findet, und plötzlich kommt noch Stereoton dazu - eine neue Welt. Man rennt nicht nur passiv durch die Gegend, sondern muß sich damit auseinandersetzen, wo man hintreten kann und wo nicht, man muß sich für die Umgebung ein wenig sensibilisieren, wenn man schmerzfrei von A nach B kommen will, und dieses aktivere Bewußtsein ist einfach ein tolles Gefühl. Außerdem macht es Spaß zu beobachten, wie die Füße nach und nach unempfindlicher werden. Mittlerweile laufe ich barfuß im Wald vom Frühjahr an, wenn der Schnee schmilzt und der Boden eine Temperatur angenommen hat, die die Handprobe besteht, bis November, wenn noch kein Schnee gefallen ist, der Boden aber bereits hart geworden ist. Ich glaube, die Chancen stehen gut, das dies mein erster erkältungsfreier Winter wird :o)
Okay, ich hoffe ich habe nicht allzu weit ausgeholt...
Vielleicht könnt ihr mir ja wirklich Mut machen, auch mal andere Reviere als nur Wald und Feldwege zu entdecken :o)
Cya
Markus